Julius Bär hat weiterhin an der Überwindung der Signa-Debakels zu arbeiten. Für das erste Halbjahr 2024 muss die Zürcher Privatbank einen klar rückläufigen Gewinn vermelden und auch der Zufluss neuer Kundengelder blieb verhalten. Die Bank hat nun die laufenden Kosteneinsparungen noch beschleunigt.
Der Halbjahresgewinn ging im Vorjahresvergleich um 15 Prozent auf 452 Millionen Franken zurück, wie Julius Bär am Donnerstag mitteilte. Gedrückt wurde das Ergebnis vor allem von einem schwachen Zinsgeschäft in Folge des veränderten Zinsumfelds. So musste die Bank die Guthaben ihrer Kunden mit deutlich höheren Zinszahlungen vergüten.
Insgesamt flossen Julius Bär im ersten Semester Neugelder in Höhe von 3,7 Milliarden Franken zu nach 7,1 Milliarden Franken in der Vorjahresperiode. Immerhin habe sich der Neugeldzufluss nach einem negativen Start im Januar erholt und sei in den Folgemonaten annualisiert um gut 3 Prozent gewachsen, betonte Interim-CEO Nic Dreckmann vor den Medien.
Die verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) lagen per Ende Juni bei 474 Milliarden Franken, womit sie im Vergleich zum Jahresende 2023 um 11 Prozent anstiegen. Neben den Neugeldzuflüssen war die deutliche Zunahme vor allem auf eine positive Entwicklung der Finanzmärkte und auf vorteilhaftere Wechselkursbedingungen zurückzuführen.
Julius Bär stand ab November 2023 während Monaten wegen einer hohen Kreditvergabe an die inzwischen insolvente Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko in den Schlagzeilen. Anfang Februar schrieb die Bank den gesamten Kreditbetrag von gut 600 Millionen Franken ab, gleichzeitig trat der damalige CEO Philipp Rickenbacher zurück. Am Dienstag präsentierte die Bank mit dem derzeitigen Goldman-Sachs-Banker Stefan Bollinger einen neuen Konzernchef - er tritt das Amt anfangs 2025 an.
Derweil schreite die Abwicklung des «Private Debt»-Kreditbuchs wie geplant voran, sagte Finanzchefin Evie Kostakis. Die Bank hatte mit der Abschreibung des Signa-Engagements den Ausstieg aus diesem Geschäft beschlossen.
Der Nominalwert des Kreditbuchs belief sich Ende Juni noch auf rund 600 Millionen Franken gegenüber 800 Millionen per Ende 2023. Die Abwicklung soll bis Ende 2026 weitgehend abgeschlossen sein.
Für weiteres Wachstum sollen nun nicht zuletzt Neuanstellungen von Kundenberaterinnen und Kundenberatern sorgen. Julius Bär hatte im vergangenen Jahr ihre Rekrutierung im Umfeld der CS-Übernahme durch die UBS hoch gefahren und 95 neue Kundenberater eingestellt. Im ersten Halbjahr 2024 stellte sie netto noch 21 Berater ein. Ziel sei es, im laufenden Jahr 50 bis 60 Kundenberater zu rekrutieren, sagte Dreckmann.
Gleichzeitig ist die Bank mit ihrem laufenden Kostenprogramm schneller unterwegs als zunächst geplant. Die für 2025 angepeilten Einsparungen von 130 Millionen Franken jährlich würden wohl schon im laufenden Jahr übertroffen, sagte die Finanzchefin. Bis Ende des kommenden Jahres würden gar jährliche Einsparungen von 145 Millionen erreicht.
Das bedeute allerdings nicht, dass der bereits vorgesehene Arbeitsplatzabbau höher ausfallen werde, hiess es bei der Bank auf Nachfrage. Im Februar hatte die Bank bekanntgegeben, dass mit dem laufenden Kostenprogramm ein Abbau von rund 250 Arbeitsplätzen bei Julius Bär verbunden ist.
Am Aktienmarkt wurden die Halbjahreszahlen negativ aufgenommen, vor allem die Gewinnzahlen lagen klar unter den Erwartungen am Markt. Enttäuscht zeigten sich die Analysten aber auch darüber, dass die Privatbank trotz guter Kapitalisierung kein neues Aktienrückkaufprogramm ankündigte. Die Aktie notierte am Nachmittag mit einem Kurs von 47.04 Franken rund 9,5 Prozent im Minus. (sda/awp)