Vor der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) in Sissach (BL) schellen Freiheitstrychler ihre Glocken, wehen mit Schweiz-Flaggen. Das zeigt ein Video auf X, das am Mittwoch online ging. Gemäss dem Post habe die KESB ihre Türglocke abgestellt und «sich selber eingesperrt».
888 Die KESB Jugendbehörde hier in der Schweiz in Sissach, hat einfach die Türglocke abgestellt und sich selber eingesperrt. Na dann haben wir halt andere Glocken die diese Zwangsimpfer von Kindern besser hören.
— Daniel Gugger (@daniel_gugger) September 20, 2023
Seit bald einer Woche wird diese Gebäude jetzt belagert, doch die… pic.twitter.com/UONVYcFlZN
Die Kantonspolizei Baselland bestätigt, dass die Demonstrierenden eine Mahnwache abhalten. Und das schon seit letzter Woche. Am vergangenen Donnerstag pilgerten sogar 200 Menschen nach Sissach. Gemäss der «BZ Basel» soll an diesem Tag auch Nicolas Rimoldi, der Gründer der Corona-Massnahmen-kritischen Bewegung «Mass-Voll», vor Ort gewesen sein.
Sie alle demonstrieren gegen Impfzwang.
Doch was ist eigentlich passiert?
Wir spulen zurück ins Jahr 2019. Ein Paar steht vor Gericht. Es hat sechs gemeinsame Kinder. Und will sich scheiden lassen. Während des Scheidungsverfahrens beantragt der Vater, dass das Gericht darüber entscheidet, ob die beiden jüngsten Kinder gegen Masern geimpft werden. Er ist dafür. Die Mutter ist dagegen.
Gemäss der «Basler Zeitung» lehnt das Gericht das Anliegen des Vaters mehrfach ab. Doch dieser zieht das Urteil weiter. 2020 beschäftigt sich schliesslich das Bundesgericht mit der Frage. Und entscheidet am 16. Juni 2020: In einem Fall, in dem sich die Eltern über das Impfen ihrer Kinder nicht einig sind, müssen die KESB oder ein Gericht entscheiden. Dabei müssten die Behörden im Interesse des Kindeswohls handeln. «Richtschnur für den Entscheid ist dabei die Empfehlung des Bundesamtes für Gesundheit zur Durchführung der Masernimpfung», schreibt das Bundesgericht.
Das BAG empfiehlt die Masernimpfung, da die Krankheit bei praktisch allen Erkrankten eine ausgeprägte Schwächung des Immunsystems herbeiführe. In zehn Prozent der Fälle kommt es gemäss BAG gar zu schweren Komplikationen. Das Bundesgericht argumentiert darum, dass mit dem Nichtimpfen der Kinder, das Kindeswohl gefährdet wird.
In ihrer Medienmitteilung hält das Bundesgericht aber auch fest:
Dennoch schaffte das Bundesgericht damit einen Präzedenzfall, der für die künftige Rechtssprechung in solchen Fällen weisend sein wird.
Die beiden Kinder des Ex-Ehepaars müssen nun also geimpft werden.
Darum forderte die zuständige KESB Gelterkinden-Sissach die Mutter mehrfach auf, ihre Kinder gegen Masern impfen zu lassen. Diese Aufforderungen ignorierte die Mutter.
Schliesslich setzte ihr die KESB ein Ultimatum: Entweder weist sie einen Beleg für die Impfung ihrer beiden Söhne bis zum 15. September 2023 vor, oder die Impfung wird zwangsweise durchgeführt «mittels polizeilicher Vollstreckung durch die Sicherheitsdirektion Basel-Landschaft», wie «20 Minuten» aus einem Schreiben der KESB zitiert.
Zu so einer Situation – dass die Polizei Kinder zur Arztpraxis begleiten und sicherstellen muss, dass ihnen eine Impfung verabreicht wird – ist es in der Schweiz noch nie gekommen.
Das Corona-Massnahmen-kritische und Klimawandel-leugnende Newsportal «Hoch2.tv» lud die Mutter der beiden heute 9- und 10-jährigen Buben Ende August darum in ihr Fernsehstudio ein. Dort erzählte sie, dass ihre Buben selbst sagen, dass sie nicht geimpft werden möchten.
Die Mutter sagte ausserdem, dass sie ihre älteren vier Kinder gegen Masern hat impfen lassen. Bei den jüngeren beiden Buben habe sie sich jedoch komplett gegen Impfungen entschieden. Weshalb?
Am Tag vor der Deadline versammelten sich schliesslich erstmals Demonstrierende vor der KESB Gelterkinden-Sissach. Gemäss eines anderen X-Users haben sie sich aber inzwischen eingerichtet, um längerfristig vor dem Gebäude auszuharren. «Sie haben Gartenmöbel und Küchenutensilien mitgebracht und ‹wohnen› und übernachten auch hier», schreibt er am Mittwoch. Ausserdem habe die Gemeinde inzwischen einen Sicherheitsdienst organisiert, der durchgehend vor dem Eingang der KESB wache.
Es haben sich in der Zwischenzeit rund ein Dutzend Personen auf dem KESB Gelände in Sissach häuslich eingerichtet. Sie haben Gartenmöbel und Küchenutensilien mitgebracht und "wohnen" und übernachten auch hier.
— Perica Grašarević (@PGrasarevic) September 20, 2023
Die Gemeinde hat einen Sicherheitsdient organisiert, der 24/7 vor dem… pic.twitter.com/S53WO1dQ4t
Gemeindepräsident Peter Buser möchte die Geschehnisse vor der KESB gegenüber watson nicht kommentieren und bestätigt auch keinen Sicherheitsdienst. Von der Kantonspolizei Baselland heisst es, die stattfindende Mahnwache sei ihnen bekannt. Von den Demonstrierenden gehe aber keine Gefahr für Drittpersonen aus.
Und was ist mit der Gefahr für KESB-Mitarbeitenden? Darauf will Polizeisprecher Adrian Gaugler nicht antworten. Auch zu einem Sicherheitsdienst kann er nichts sagen.
Ebenso wenig möchte sich die KESB Gelterkinden-Sissach zur aktuellen Situation äussern. Auf mehrfache Anfrage von watson reagiert die Behörde lange nicht. Schliesslich verspricht die Co-Präsidentin einen Rückruf, sagt dann aber kurzfristig ab. Ruft man die Behörde an, geht die automatische Mailbox ran: «Das Sekretariat ist derzeit nicht besetzt.» Kann die KESB wegen den Demonstrierenden nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen? Dazu bezieht die KESB Gelterkinden-Sissach am Freitag in einer Medienmitteilung Stellung: «Die Mitarbeitenden der KESB gehen ihren Aufgaben weiterhin uneingeschränkt nach.»*
Immerhin sagt Polizeisprecher Adrian Gaugler, dass ihm noch «kein polizeiliches Ereignis bekannt ist». Das heisst, zu einem Polizeieinsatz, damit die Kinder ihre Impfung verabreicht bekommen, ist es wahrscheinlich noch nicht gekommen.
Purscht
Wenn die Mutter ihnen jeden Tag erzählt wie schlimm dass diese Impfung ist, haben diese Kinder natürlich Angst vor der Impfung.
Sie hat ihre eigene Impfstudie mit einer Versuchsgruppe von 4 (!) Personen. Ohne Worte...
Kaffeetasse
Cancel Washington
Medizinstudium auf Youtube absolviert.