Spricht Fabian Schmidt über Tusker, gerät er ins Schwärmen. Es fallen viele Adjektive. «Liebenswürdig», «aussergewöhnlich», «geschickt», «verspielt» – um nur ein paar aufzuzählen. Schmidt ist Kurator am Zolli in Basel. Tusker ein Elefant.
Seit knapp einem Jahr kümmern sich Kurator und Zoologe Schmidt und weitere Tierpfleger um den afrikanischen Riesen. In den Zolli kam der rund sechs Tonnen schwere Bulle, um bei den drei Basler Elefantenkühen Heri, Rosy und Maya für Nachwuchs zu sorgen.
Mit dem Nachwuchs hat es bislang noch nicht geklappt. Für Begeisterung sorgt Tusker trotzdem. Zuletzt an Ostern, als er sich den Zoo-Besucherinnen und -Besuchern von seiner verspielten Seite zeigte. Auf Video hielt ein Zoo-Besucher fest, wie Tusker einen Baumstamm mit seinem Rüssel auf einem anderen Baum balanciert. «Quelle force» sagt Tiktok-User julienpercevalcla dazu und stellt Tusker ins Netz.
Zoologe Schmidt nennt Tuskers Baumstamm-Balanceakt liebevoll «Mikado spielen». Neu sei das nicht. Der 30-jährige Elefant habe schon immer gern gespielt. Schon im niederländischen Zoo in Rhenen, wo Tusker vorher war.
Gezielt auslösen könne man das Verhalten nicht, sagt Schmidt. «Tusker tut es, wenn er gerade Lust darauf hat. Er balanciert die Baumstämme auch innerhalb der Anlage auf Stahlsäulen oder er blockiert mit dem Holz auch schonmal die Tore im Innern des Geheges, weil er weiss, dass wir das Tor dann nicht schliessen können.»
Ein Sicherheitsrisiko sei das nicht, sagt Schmidt. «Dann müssen wir ihn halt durch ein anderes Tor locken.» Überhaupt sei der Bulle sehr gelehrig, reagiere auf Rufe und Kommandos. Und er geniesse Publikum. «Wenn ihm beim Mikado-Spiel jemand zuschaut und applaudiert, geniesst er die Aufmerksamkeit.»
Doch ist das Mikado-Spiel nicht einfach ein Zeichen von Langeweile in Gefangenschaft? «Keinesfalls», findet Schmidt. Elefanten seien verspielt, jedes Tier auf seine Art. «Wäre Tusker nicht im Zoo, wäre er wohl erschossen worden», sagt Schmidt und schiebt eine Erklärung nach.
1992 wurde Tusker in Südafrika geboren. In den 90er Jahren fehlte es immer mehr an Platz für die grauen Riesen. «Es gab zu viele Elefanten für zu wenig Land», so Schmidt. Die Tiere wurden zum Abschuss freigegeben. Tusker konnte 1995 vor dem Abschuss gerettet werden und kam in den Zoo Wuppertal in Deutschland.
Dort entwickelte er sich gemäss Schmidt zum erfolgreichsten Zuchtbullen Europas. Dreizehn Jungtiere von vier Müttern wuchsen im Zoo Wuppertal auf. Im niederländischen Rhenen deckte Tusker drei weitere Elefantenkühe. Nun soll er auch in Basel für Nachwuchs sorgen.
Ist der Nachwuchs einmal auf dem Weg, wird Tusker weiterziehen. «Elefantenbullen sind Einzelgänger. Zu Paarungszeiten schliessen sie sich den Herden der Weibchen an, danach ziehen sie weiter», erklärt Zoologe Schmidt. Auch das europäische Erhaltungszuchtprogramm sieht vor, dass Tusker von Basel nach Spanien weiterziehen wird.
An den Abschied denken mag Schmidt noch nicht. «Natürlich ist das jedes Mal sehr traurig. Die Tiere wachsen einem ans Herz.» Bis Spanien ist es aber noch ein bisschen hin. Und so lange vollbringt Tusker weiterhin seine Baumstamm-Kunststücke.
Richtig, dieser lüsterne Bulle gehört nicht nach Basel um dort lustvolle Elefantendamen zu belüstern!
Der Zolli ist doch kein Puff.