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Der Weinkeller des Bundesrats ist nicht mehr geheim

Der Weinkeller des Bundesrats ist nicht mehr geheim

Der Bundesrat lagert in seinem Keller handverlesene Schweizer Weine. Wie viel kosten sie? Wie werden sie ausgewählt? Wer darf sie trinken? So viele Fragen – und Antworten.
24.09.2025, 17:2824.09.2025, 17:28
Jason Huther
Jason Huther

Welche Schätze birgt der Weinkeller des Bundesrats? Das Bundesgericht hat die Regierung dazu verpflichtet, diese einst geheimen Informationen öffentlich zu machen. RTS wollte genau wissen, was sich im sogenannten «Bundeskeller» verbirgt. Wir haben die gelieferten Daten durchforstet – und das verraten sie.

Übersetzung

Dieser Text wurde von unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Romandie geschrieben, wir haben ihn für euch übersetzt.

Wie hoch ist das Budget des Bundes für Weineinkäufe?

Geld ist beim Apéro das A und O. Damit es an nichts fehlt, stellen die Behörden jedes Jahr rund 70'000 Franken bereit für den Einkauf von Wein, Mineralwasser, Bier und Spirituosen für die offiziellen Empfänge des Bundesrats und der Bundeskanzlei. Hier ein paar der gelieferten Zahlen:

  • 2019: 70'000 Franken
  • 2020: 70'000 Franken
  • 2021: 70'700 Franken
  • 2022: 70'700 Franken
  • 2023: 70'700 Franken

Wichtig: Ein Viertel dieses Betrags entfällt auf alkoholfreie Getränke (Wasser, Softdrinks etc.). Dieser seit Jahren stabile Budgetposten wird vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) bewirtschaftet und ist im Globalbudget für den laufenden Betrieb verbucht.

La cave à vin du Conseil fédéral. Bundesrat Weinkeller
Bild: Bundeskanzlei

Gibt es beim Weinkauf des Bundes einen Höchstpreis?

Ja. Der Bundesrat hält den Ball flach und legt für seine Weineinkäufe klare Preisobergrenzen fest – Spoiler: kein Gantenbein aus Graubünden für 300 Franken die Flasche:

  • Eine 75-cl-Flasche Schweizer Weisswein soll in der Regel höchstens 25 Franken kosten.
  • Eine 75-cl-Flasche Rotwein darf höchstens 35 Franken kosten.
  • Für Spirituosen liegt die Limite bei 50 Franken für 70 cl.

Diese Regeln stellen sicher, dass die Einkäufe massvoll und transparent bleiben und bei offiziellen Empfängen Schweizer Qualitätsprodukte zur Geltung kommen. Die Behörden ergänzen:

«Pro Produzent darf der maximale Bestellwert 5000 Franken nicht überschreiten. Ausnahmen müssen vom BLW im Voraus genehmigt werden, da sie dem öffentlichen Beschaffungsrecht unterliegen.»

Wo lagert der ganze Wein, wenn er nicht getrunken wird?

Der Wein des Bundesrats lagert im Keller des Béatrice-von-Wattenwyl-Hauses im Herzen der Berner Altstadt. Das Patrizierhaus von 1446 wurde 1934 von Emanuel von Wattenwyl der Eidgenossenschaft vermacht – zum Andenken an seine Ehefrau Béatrice.

A city mansion in Bern, Bern, Switzerland - April 16, 2018: There is a city mansion, which together with terraces is located among the town houses of the old town. This property is known as Beatrice-v ...
Das Béatrice-von-Wattenwyl-Haus.Bild: www.imago-images.de

Heute dient es nicht nur als Empfangsort für Gäste der Regierung, sondern auch als Rahmen für die «Von-Wattenwyl-Gespräche» – die regelmässigen Treffen zwischen dem Bundesrat und den Parteispitzen. Und nebenbei als offizieller Weinkeller.

cave du gouvernment Weinkeller Bundesrat
Der Weinkeller des Bundesrats.Bild: Bundeskanzlei

Wann kommt der Wein des Bundesrats zum Einsatz?

Die vom Bundesrat beschafften Getränke werden ausschliesslich bei offiziellen Anlässen ausgeschenkt: bei diplomatischen Empfängen sowie Veranstaltungen der Bundeskanzlei oder der Departemente, bei denen mindestens ein Mitglied des Bundesrats anwesend ist.

Es handelt sich also nicht um privaten Konsum, sondern um eine strikt protokollarische Nutzung, die bei Begegnungen mit Gästen aus dem In- und Ausland die Vielfalt und Qualität der Schweizer Weinproduktion sichtbar machen soll.

Die für den Bundeskeller zuständige Person erstellt für jeden Anlass eine Aufstellung, in der festgehalten wird:

  • Anlass, Titel und Ort der Veranstaltung.
  • Die anwesenden Mitglieder des Bundesrats oder Vertreter der Bundeskanzlei.
  • Welche Mengen aus dem Bundeskeller ausgeschenkt wurden.
Ignazio Cassis und seine Frau Wein vino vin
Aussenminister Ignazio Cassis mit seiner Frau.Bild: keystone

Bei besonderen Anlässen können auch Flaschen versandt werden – etwa zum 80. Geburtstag eines ehemaligen Mitglieds des Bundesrats, wie die Bundeskanzlei mitteilt.

Wer entscheidet, welchen Wein der Bundesrat kauft?

Der Wein für den Bundesrat wird direkt vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) eingekauft, das auch das Budget des Bundeskellers verwaltet. Die Flaschen werden also nicht von den Mitgliedern des Bundesrats selbst bestellt, sondern zentral über die Bundesverwaltung.

Für die Auswahl der Weine gelten bestimmte Kriterien:

  • Besondere Wünsche und Vorlieben der Mitglieder des Bundesrats oder des Bundeskanzlers.
  • Auszeichnungen und andere Anerkennungen – z. B. der Grand Prix du Vin Suisse, der Schweizer Bio-Weinpreis (BioVino), der Internationale PIWI-Weinpreis, die Schweizer Spirituosenprämierung DistiSuisse sowie Ranglisten wie die «Top 100 der besten Schweizer Winzerinnen und Winzer».

Es zeigt sich: Auch wenn die Mitglieder des Bundesrats nicht direkt das bestellen, was ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, haben sie auf die Auswahl durchaus Einfluss – wie der nächste Punkt zeigt.

Woher stammt der Wein des Bundesrats?

Zur Erinnerung: Dem Bundesrat gehören Guy Parmelin (VD), Ignazio Cassis (TI), Martin Pfister (ZG), Karin Keller-Sutter (SG), Albert Rösti (BE), Elisabeth Baume-Schneider (JU) und Beat Jans (BS) an. Spiegelt sich ihre Herkunft bei der Weinauswahl in einem gewissen Lokalpatriotismus wider?

Die Antwort 👇

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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hansueli_4
24.09.2025 17:45registriert Februar 2019
Sehr normal das Ganze. Verstehe immer noch nicht weshalb die Bundeskanzlei dies absolut geheimhalten wollte und dafür ans Bundesgericht prozessierte.
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RichiZueri
24.09.2025 19:05registriert September 2019
Sehr humane Preisobergrenze, faire Verteilung mit max. 5k pro Produzent und relativ ausgewogen übers Land verteilt.
Da gibt es nichts auszusetzen!
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Laborant
24.09.2025 17:42registriert November 2019
Keiner aus dem Kanton Zürich dabei. Müssen wir jetzt noch Bundessteuern bezahlen? Rufen wir doch unser eigenes Land aus... mal schauen wie weit der Rest der Schweiz kommt.
Püh...
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