Farner ist ein schillernder Name in der Schweizer PR-Branche. Gegründet 1951 nach amerikanischem Vorbild, prägte sie das Bild des politischen Lobbyings in der Schweiz. Und ihre Nähe zur FDP, zur Rüstungsindustrie und zur Atomkraft prägte das Image der Agentur. Einst galt Farner als rechtsbürgerlich. Doch im nächsten Jahr macht die Firma den Wahlkampf der GLP Schweiz. Und sie unterstütze die neue SP-Bundesrätin. Die Agentur will am Puls der Zeit sein.
Geblieben ist das Bonmot von Firmengründer Rudolf Farner: Er könne für eine Million Franken aus jedem Kartoffelsack einen Bundesrat machen. Nun, ob es so einfach ist, sei dahingestellt. Klar ist auch, dass Elisabeth Baume-Schneider kein politischer Nobody war vor ihrer Wahl in den Bundesrat. Im Gegenteil, die profilierte Sozialdemokratin sass 13 Jahre in der jurassischen Regierung und politisierte seit drei Jahren im Ständerat.
Ihre Wahl in den Bundesrat war dennoch eine Überraschung. Langsam fügen sich die Puzzleteile dieser Sensation zusammen. Und nun ist auch bekannt, wer die Jurassierin in Sachen Medienarbeit und Kommunikation beraten hat: Martin Hofer von der berühmtesten PR-Agentur des Landes. Nämlich: Farner.
Was die Spatzen in Bundesbern schon länger von den Dächern pfeifen, bestätigt Hofer gegenüber CH Media. Einzelne Fragen will er zwar nicht beantworten. Summarisch hält der ehemalige Journalist («10vor10», «SonntagBlick» aber fest: «Ich kenne und schätze Elisabeth Baume-Schneider von der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft her, wo wir beide seit vielen Jahren im Vorstand zusammenarbeiten. Im Wahlkampf habe ich ihr darum sehr gerne Unterstützung gegeben. Weitere Auskünfte über die Zusammenarbeit gebe ich nicht bekannt.»
So bleibt etwa unklar, ob Hofer der neuen Bundesrätin Baume-Schneider seine Arbeit in Rechnung stellte oder ob er einen Freundschaftsdienst erwiesen hat. Oder noch wahrscheinlicher: Ob er seine Beratung als Investition in die Zukunft abgebucht hat. Denn in dieser Branche sind gute Beziehungen und Zugänge zu den politischen Verantwortungsträgern die wichtigste Währung.
Aus gut unterrichten Quellen heisst es, die Jurassierin habe bei Hofer etwa ein Medientraining absolviert. Und vor allem: Hofer habe die Idee mit dem Schwarznasenschaf-Foto gehabt. Ob dies so ist, lässt der PR-Profi offen.
Klar ist indes: Das Foto von Baume-Schneider mit den Schwarznasenschafen ist so etwas wie der PR-Coup des Jahres. Zum ersten Mal tauchte ihre Liebe zu diesen Tieren in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen auf. Einen Tag später publizierte der «Blick» ein grosses Porträt. Im Bild: Baume-Schneider mit den Schwarzansenschafen. Das Foto machte im Parlament die Runde. Ihre Unterstützer sandten sich das Bild per Whatsapp zu, in der SVP-Fraktion wurd es umhergereicht.
Baume-Schneider gilt als chaotisch. Bei ihrer Rede nach der Wahl, gab sie offen zu, dass sie den Zettel mit den italienischen Sätzen nicht fand. Ihre Unterstützer im Parlament - es gab sie in allen Fraktionen - sprachen von einer «organischen» Organisation, die sich im Laufe der Zeit entwickelt habe - wie es eben dem Wesen von Baume-Schneider entspricht. Strategielos unterwegs war die Jurassierin in ihrer Kampagne aber nicht. Das zeigt die Unterstützung von Farner-Lobbyist Hofer. Oder die Tatsache, dass das erste Hearing mit den Bauernvertreter im Parlament von ihren Unterstützern als strategisch sehr wichtig eingestuft worden ist. Sie bereitete sich mit einem jurassischen Vertreter der Landwirtschaft entsprechend darauf vor.
Es kommt immer wieder vor, dass PR-Berater und Lobbyisten bei Bundesratswahlen eine Rolle spielen. Dieses Jahr mischte auch die Agentur Furrerhugi mit. Sie unterstützte den Zuger SVP-Regierungsrat Heinz Tännler. Die Bilanz war allerdings blamabel: Bei der internen Nomination der SVP erhielt Tännler nur eine einzige Stimme.
Dass dieses Foto entscheidend gewesen sein soll, ist ja eine sehr steile These...
Und PR-Coup des Jahres? Also bitte.