Schweiz
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Beat Jans stellt nach 100 Tagen im Amt politische Schwerpunkte vor

Bundesrat Beat Jans verlaesst am Ende der Sitzung den Nationalrat waehrend der Fruehlingssession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 27. Februar 2024, im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Peter Klau ...
Beat Jans, 100 Tage im Amt.Bild: keystone

Beat Jans stellt nach 100 Tagen im Amt seine 9 Schwerpunkte vor

Der Neo-Bundesrat Beat Jans hat als Justizminister viele offene Dossiers zu bearbeiten. Seine Arbeit will der neue Justizminister am Leitsatz «Zäme goht's besser» ausrichten. Bei seiner 100-Tage-Bilanz hat er Einblick gegeben in seine neun Schwerpunkte.
02.04.2024, 09:3002.04.2024, 13:33
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Plätze für Asyl-Suchende

Auf die Schweiz könnten gemäss Zahlen des Staatssekretariats für Migration (SEM) im laufenden Jahr bis zu rund 40'000 Asylgesuche zukommen – ein grosser Teil davon in der zweiten Jahreshälfte.

Hinzu kommen weiterhin monatlich 1300 bis 3000 Schutzsuchende aus der Ukraine. Ein Schwerpunkt ist deshalb die Suche nach genügend Unterbringungskapazitäten beziehungsweise -reserven.

Im obersten Szenario werden mindestens 10'000 zusätzliche Unterbringungsplätze benötigt. Es stehen heisse Diskussionen mit Kantonen, Gemeinden und der Armee bevor.

Schnellere Asylverfahren

Damit der Berg pendenter Asylgesuche nicht höher wird, kündigte Justizminister Jans Anfang Jahr Massnahmen an. So sollen die 24-Stunden-Verfahren zur Reduktion von Asylgesuchen aus Herkunftsstaaten mit sehr tiefer Schutzquote schweizweit eingeführt werden.

Zudem könnte die Entgegennahme von Asylgesuchen zeitlich und örtlich eingeschränkt werden. Ausserdem sollen Personen aus Herkunftsstaaten mit tiefer Asylgewährungsquote künftig ein Asylgesuch schriftlich begründet einreichen. Das Reformpaket soll noch im kommenden Jahr vom Bundesrat behandelt werden.

Mehr Rückführungen

Die Schweiz zählt zu den Staaten Europas, die am meisten Personen mit negativem Asylentscheid in ihr Heimatland zurückführen. Sie hat 66 Vereinbarungen im Rückkehrbereich abgeschlossen.

Diese Politik möchte Bundesrat Jans fortführen. Er strebt weitere Rückübernahmeabkommen, Migrationsabkommen oder Migrationspartnerschaften an.

Gesundheit bei Schutzsuchenden

Personen im Asylverfahren werden schon heute medizinisch und psychologisch betreut. Beim Thema psychische Gesundheit sind laut Jans weitere Massnahmen zusätzlich in Abklärung oder werden pilotiert.

Es geht hier etwa um niederschwellige Massnahmen, um Asylsuchende zu unterstützen, ihre psychischen Leiden besser zu verstehen und damit umzugehen. Zusätzlich sollen auch neue, spezialisierte Pflegefachpersonen in den Bundesasylzentren eingesetzt werden.

Extremismus und Terrorismus bekämpfen

Gegen Terrorismus und gewalttätigen Extremismus sind bereits verschiedene Gesetze in Kraft. Neben dem geplanten Verbot der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas plant Justizminister Jans weitere Massnahmen. So soll der interkantonale polizeiliche Datenaustausch vereinfacht werden.

Auf EU-Ebene laufen zudem Arbeiten, um die sogenannte Interoperabilität (oder Vernetzung) verschiedener Informationssysteme der EU zu gewährleisten.

Der Bundesrat will zudem noch in diesem Jahr die Botschaft zum Flugpassagierdatengesetz verabschieden – ein Instrument, das der Polizei und anderen Sicherheitsbehörden helfen soll, gegen Terrorismus und Schwerstkriminalität besser vorzugehen.

Kampf gegen die Mafia

Drogenkartelle, Geldautomatensprengungen, Menschenhandel: Die organisierte Kriminalität macht auch vor der Schweiz nicht Halt. Mit Prävention, Strafverfolgung und Kooperation mit Nachbarländern soll dagegen vorgegangen werden.

Es stehen in den kommenden Jahren verschiedene Reformen an, etwa bei den polizeilichen Informationssystemen des Bundes, beim Geldwäschereigesetz und beim neuen Transparenzregister.

Opferhilfe verstärken

Bundesrat und Parlament wollen die medizinische Versorgung von Gewaltopfern, insbesondere bei häuslicher oder sexueller Gewalt, weiter verstärken. Der Bundesrat wird die Vernehmlassung zur Revision des Opferhilfegesetzes voraussichtlich im Herbst 2024 eröffnen.

Darin sollen der Grundsatz der medizinischen Notversorgung sowie bestimmte Leistungen festgelegt werden, etwa die Erstellung einer gerichtsmedizinischen Dokumentation. Zudem geht es um einheitliche Qualitätsstandards für die medizinische Versorgung von Gewaltopfern.

Tiefere Privatverschuldung

erschuldete Personen sollen künftig unter bestimmten Voraussetzungen eine zweite Chance auf ein schuldenfreies Leben erhalten. Das fordert das Parlament. Der Bundesrat wird die entsprechende Botschaft voraussichtlich bis Ende 2024 verabschieden.

Bei Schuldnern mit einem regelmässigen Einkommen soll in Zukunft ein sogenanntes vereinfachtes Nachlassverfahren möglich werden. Für hoffnungslos verschuldete Privatpersonen steht ein konkursrechtliches Sanierungsverfahren im Raum.

Weniger Konflikte bei Trennungen

Bundesrat und Parlament ist es ein Anliegen, familienrechtliche Verfahren im Interesse der Kinder zu verbessern. Trennungskonflikte sollen mit einem zeitgemässen Familienverfahrensrecht entschärft werden. Der Bundesrat wird voraussichtlich Anfang 2025 einen Bericht für eine mögliche Revision vorlegen. Zur Debatte stehen etwa Instrumente wie eine frühzeitige Mediation oder eine angeordnete Beratung bei Trennungen und Scheidungen.

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73 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FrancoL
02.04.2024 10:58registriert November 2015
Eine mehr als vernünftige Auslegeordnung, die auch klar durchblicken lässt, dass Jans wertvolle Erfahrung aus seinem Posten als Regierungsratspräsident mit nimmt. Dies für alle die immer meinen man könne ohne "Rucksack" einfach mal mitregieren.
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Nandor the Relentless
02.04.2024 10:23registriert Oktober 2022
Ich werde noch ein Jans-Groupie, wenn er so weitermacht. Endlich ein Politiker, der die Probleme sieht und anpackt, auch wenns der eigenen Partei nicht passt.
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cille-chille
02.04.2024 12:01registriert Mai 2014
Ich als Basel-Stadter fühle mich gesehen.

Von der Kriminalität, wie auch der organisierten-, haben wir in Basel als Grenzkanton genug Felder, wo sich der Bürger denkt, dass es nötig wäre.
Schnellere Asylverfahren und auch das integrieren deren, welche sich als zum bleiben als berechtigt erweisen, entspricht meiner Haltung. Genau so, wie ein schnelleres Verfahren, be denjenigen, welche für einen Aufenthaltsstatus nicht berechtigt sind.

Das Feld der Häuslichen Gewalt ist leider enorm gross und ein Dauerbrenner. Multikulturellen spielen zu den "Daheimnissen", viele weiter Aspekte mit.
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