Die Kommentatoren in den Schweizer Medien bringen dem unerwarteten Rücktritt von Bundesrätin Simonetta Sommaruga grosses Verständnis entgegen. Der Schlaganfall ihres Mannes habe ihre Pläne über den Haufen geworfen. Ihr Schritt verdiene grosse Anerkennung.
Sommaruga, die häufig unnahbar wirke, habe in Erinnerung gerufen, was sie während ihrer Amtszeit zeitweilig habe vergessen lassen, nämlich dass auch Bundesrätinnen und Bundesräte letztlich Menschen seien, schreiben die Tamedia-Zeitungen.
Die «Neue Zürcher Zeitung» fokussiert in ihrem Kommentar auf die Grünen. Sie hätten ohne lange Bedenkzeit entschieden, dass sie auf eine Kampfkandidatur gegen die SP verzichteten. Der Entscheid erstaune. Die Chancen auf einen Bundesratssitz seien noch nie so gut gewesen wie jetzt nach dem Rücktritt der SP-Bundesrätin Sommaruga.
Die Bilanz ihrer Tätigkeit fällt laut der Kommentatorin des «Blick» durchzogen aus. Nach dem Wechsel ins Uvek habe sie viel versucht, sei aber hin und wieder aufgelaufen. Ihre grösste Niederlage sei sicher das CO₂-Gesetz gewesen, das das Stimmvolk verworfen habe.
Der Kommentator in der «Südostschweiz» betont die menschliche Seite des Schritts von Sommaruga nach dem persönlichen Schicksalsschlag. Das sei ein starkes Zeichen. Und es verdiene Anerkennung über die Parteigrenzen hinaus. Sie habe als Bundesrätin mehrere Pflöcke eingeschlagen, so in der Asylpolitik und im Klimaschutz.
Trotz Lust an der Macht sei ihr die Freude am Amt seltener anzumerken gewesen als dessen Last, kommentieren die CH-Media-Zeitungen. Sie zeige grosses Verantwortungsgefühl. Am Ende hätten sie die Emotionen übermannt, als sie den Schlaganfall ihres Mannes erwähnt habe.
Der Rücktritt von Sommaruga und Maurer zum gleichen Zeitpunkt markiere das Ende einer Epoche, schreiben die Westschweizer Medien «24 Heures» und «Tribune de Genève». Das grosse Sesselrücken im Bundesrat dürfte mit der Doppelvakanz Einzug halten.
Der Rücktritt Sommarugas verkörpere exemplarisch die Persönlichkeit der Bundesrätin, kommentiert «Le Temps». Sie trete strikt und streng auf. Hinter der harten Schale verberge sich jedoch ein zutiefst menschlicher Kern. Sie opfere ihre Karriere für ihr Privatleben. (sda)