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Viola Amherd zur Drohnen-Panne und ihrer Bundesrats-Nachfolge

epa11844707 Switzerland's Defense Minister Federal Councillor Viola Amherd visits the troops of the Army's operations center deployed to provide security at the World Economic Forum (WEF) in ...
Sieht keine chaotische Situation: die scheidende Bundesrätin Viola Amherd.Bild: keystone

Das sagt Viola Amherd zu ihrer Nachfolge und den Beschaffungsproblemen der Armee

24.01.2025, 07:1424.01.2025, 15:43
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Die scheidende Bundesrätin Viola Amherd hat das vermeintliche Chaos um ihre Nachfolge relativiert. «Ich sehe nicht, dass die Situation chaotisch ist», sagte sie in einem am Freitag veröffentlichten Interview der «Tamedia-Zeitungen».

Absagen mehrerer Favoriten seien persönliche Entscheidungen, die nicht die Präferenzen des Parlaments widerspiegelten, erklärte Amherd. Ihre Partei sei auf die Ersatzwahl vorbereitet, und die Abläufe dafür seien erprobt. Zu den vielen Absagen der Favoriten meint Amherd:

«Es gibt keine Pflicht, für den Bundesrat zu kandidieren.»

Überrascht habe sie, dass sie seit ihrem Rücktritt vor fast zwei Wochen sehr viele positive Rückmeldungen per Mail erhalten habe. «Das hätte ich nicht erwartet – in den sozialen Medien erreichen einen ja fast nur negative Kommentare», so Amherd.

Ein Drohnen-Projekt in der Krise

Bei den in die Kritik geratenen Armeebeschaffungsprojekten räumte Amherd Probleme ein. «Das bedeutet aber nicht, dass alle Projekte gescheitert sind», betonte sie. Im Fall der Aufklärungsdrohnen habe sie bereits vor drei Jahren prüfen lassen, ob das Vorhaben abgebrochen werden könne. «Vor drei Jahren habe ich gesagt: ‹Mir reicht es jetzt›,» erklärte die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Ein Abbruch sei aber aufgrund der bereits getätigten hohen Investitionen nicht mehr möglich gewesen.

Eine Drohne des Aufklaerungsdrohnensystem 15 (ADS 15) der Armasuisse und Schweizer Armee auf dem Armee Flugplatz in Emmen am Donnerstag, 8. September 2022. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Die Schweizer Armee-Drohne ADS 15 erhält Unterstützung aus Israel. Bild: keystone

Die Schweiz beschafft derzeit ein unbemanntes und unbewaffnetes Drohnen-Aufklärungssystem. Beschlossen wurde der Kauf 2015 vom Parlament. Die sechs Drohnen samt Bodenkomponenten, Simulatoren und Logistik werden vom israelischen Unternehmen Elbit geliefert. Fünf Drohnen sind mittlerweile in der Schweiz eingetroffen.

Der Abschluss des Projekts war für 2019 geplant, ist aber mittlerweile auf 2026 verschoben worden. Doch gemäss einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) wird dann ein System geliefert, das nicht alle Anforderungen erfüllt. «Das Projekt ist in der Krise», schrieb die EFK dazu. Sie stellte zu ehrgeizige Ziele, mangelhafte Planung und Steuerung und ein nicht genügendes Risiko- und Qualitätsmanagement fest.

Doch auch andere Rüstungsprojekte stehen unter Druck, darunter die Luftraumüberwachung und die Beschaffung der neuen F-35-Jets, die erst in drei Jahren geliefert werden. Dennoch sei die Luftwaffe weiterhin einsatzfähig, versicherte Amherd. Sonst hätte man das Weltwirtschaftsforum (WEF) nicht durchführen können.

Mit Blick auf ihre Amtszeit zeigte sich die Verteidigungsministerin zufrieden. «Es war spannend, herausfordernd, und ich hatte viele Gestaltungsmöglichkeiten, die ich auch genutzt habe», sagte Amherd. Die Sicherheit der Schweiz sei dabei stets im Fokus gestanden. (leo/sda)

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Ein Rückblick auf Viola Amherds Karriere
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Ein Rückblick auf Viola Amherds Karriere
2003: Von 2000 bis 2012 war Viola Amherd Stadtpräsidentin von Brig-Glis.
quelle: ti-press / ely riva
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Diese neue KI-Drohne übernimmt die Kriegsführung – ohne menschliche Kontrolle
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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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KasparSch
24.01.2025 07:45registriert April 2019
Sie hat es zumindest deutlich besser gemacht als ihre beiden Vorgänger.
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Zum Kommentar
22
    Von der Kriegsreporterin zur Strassenmagazin-Verkäuferin
    Seynab Ali Isses Geschichte ist eine der Resilienz. Und wie sie die Seite wechseln musste.

    «Grüezi, Grüezi, haben Sie diese Ausgabe schon?», fragt Seynab Ali. Sie steht vor der Migros im Zentrum Witikon und hält einer alten Frau ein Surprise-Heft hin. Die Frau lacht hinter ihrem Einkaufswagen und antwortet: «Natürlich, Seynab.» «Siehst du, ich habe viele Schweizer Freunde» entgegnet Seynab Ali Isse (53), krempelt ihre rote Surprise-Jacke hoch und streicht ihr buntes Kopftuch zurecht. Es ist ein kalter, sonniger Wintertag. Seynab steht um Punkt 9 Uhr vor der Migros im Zentrum Witikon, einer ihrer drei Verkaufsstandorte für Surprise. Sie steht zwischen ihrem Verkaufswagen, vollgestopft mit Magazinen, und den ausgestellten Blumen der Migros.

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