Das Auf und Ab mit den Coronazahlen geht auch Ende Herbst weiter. Diese Woche sind die Zahlen leicht angestiegen um 3 Prozent zur Vorwoche auf 21'194 laborbestätigte Sars-CoV-2-Infektionen. Die Spitaleinlieferungen mit Covid sind aber rückläufig, die Intensivstationen nicht belastet und die Todesfälle auf tiefem Niveau stabil.
Geniest und gehustet wird aber landauf, landab. Die Zahl der Influenzainfektionen steigt seit zwei Wochen deutlich an, wie der Lagebericht Schweiz für die aktuelle Grippesaison zeigt. In weiten Teilen der Schweiz ist die Verbreitung gemäss dem Sentinella-Meldesystem, auf dem Ärztinnen und Ärzte ihre Grippediagnosen melden, zwar noch nicht erkennbar, in zwei Regionen aber schon.
Insgesamt präsentiert sich die aktuelle Grippeaktivität vergleichbar wie zu Beginn der Saisons in den Jahren vor der Pandemie. Die vom Nationalen Referenzzentrum für Influenza (NZI) am häufigsten nachgewiesenen Viren waren diese Woche aber die Rhinoviren und Sars-CoV-2.
Doch wie weiss man, ob man an einer grippeähnlichen Erkrankung oder an Covid-19 erkrankt ist? «Es ist in den allermeisten Fällen nicht möglich, eine Covid-19-Infektion anhand der klinischen Symptome von anderen respiratorischen Viren zu unterscheiden», sagt dazu Stefan Kuster, Leiter der Klinik für Infektiologie am Kantonsspital St.Gallen. «Die Symptome sind grösstenteils überlappend und unterscheiden sich nicht. Bei beiden Krankheiten gibt es zum Beispiel milde Verläufe mit nur leichten Erkältungssymptomen», erklärt der Infektiologe.
Einzelne spezifische Symptome wie der Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns deuten eher auf eine Covid-19-Infektion hin. Allerdings haben sich die Symptome seit der Delta-Variante verändert. «Ein Verlust des Geruchssinns kommt mit Omikron seltener vor als damals bei der Delta-Variante, auch andere Symptome wie Fieber oder Kopfschmerzen wurden in Studien seltener nachgewiesen, und die Krankheitsdauer ist mit Omikron kürzer», sagt Kuster. Dagegen sind Halsschmerzen jetzt bei Omikron häufiger.
So wissen die hustenden und niesenden Menschen oft nicht, ob sie sich noch auf eine Infektion mit Sars-CoV-2 testen lassen sollen. «In der aktuellen Situation ist eine Testung dann sinnvoll, wenn dies unmittelbare Konsequenzen für den Patienten oder die Umgebung hat. Zum Beispiel, wenn man ein stark eingeschränktes Immunsystem hat und eine Covid-19-Infektion mit spezifischen Medikamenten behandelt würde», sagt der Infektiologe. Die Hausärztin oder der Hausarzt könne hier im Einzelfall beraten.
Getestet wird auch im Spital, wo Patienten mit einer Covid-19-Infektion im Einzelzimmer betreut werden. In allen anderen Fällen gilt nach Stefan Kuster: «Wer krank ist und Fieber hat, soll zu Hause bleiben und sich auskurieren. Bei Erkältungssymptomen kann man seine Umgebung schützen, indem man bei engen Kontakten eine Hygienemaske trägt, in die Ellenbeuge niest, Einmaltaschentücher benutzt und die Hände regelmässig wäscht oder desinfiziert.» Vermeiden sollte man gemäss den Infektiologen, sich bei Erkältungs- oder Krankheitssymptomen zu testen und dann bei einem negativem Covid-19-Test trotzdem unter die Leute zu gehen. So würden diese unnötig mit anderen Erkältungsviren oder dem Grippevirus angesteckt.
Und das ist eine Belastung. Momentan sind so viele Menschen krank, dass das Medikament NeoCitran in den Apotheken knapp ist. «Das ist ein nationales Problem. Im Moment ist wenig bis kein NeoCitran erhältlich», bestätigt Martina Tschan, Sprecherin von Pharmasuisse, dem Schweizerischen Apothekerverband. Von der Versorgungsknappheit sind gemäss Pharmasuisse viele Erkältungs-, Husten- und Grippemedikamente betroffen, aber auch Schmerzmittel und Antibiotika. «Zurzeit fehlen in der Schweiz 768 verschreibungspflichtige Medikamente, die nicht-rezeptpflichtigen nicht mitgezählt», erklärt Tschanz. (cpf)
Oder ist der Wirkstoff Paracetamol ganz allgemein knapp geworden?