Man darf wieder zum Coiffeur, ins Restaurant, Schuhe kaufen und durch Märkte schlendern. Trotz den Lockerungsschritten gilt weiterhin: Ansammlungen von mehr als fünf Personen sind verboten, und zwei Meter Distanz müssen gewahrt werden. Wer die Coronaregeln missachtet, riskiert eine Busse von 100 Franken. Mit dem sonnige Wetter und den sinkenden Fallzahlen scheint die Disziplin nachzulassen.
Wer durch Städte flaniert, entlang von Flüssen und Seenoder einfach erreichbaren Wanderwegen spaziert: Die Coronaregeln werden längst nicht mehr so konsequent eingehalten wie noch vor ein paar Wochen. Machen die Fünfer-Gruppen- und die Zwei-Meter-Abstandsregeln noch Sinn? Eine Bestandesaufnahme in 10 Punkten.
Von der Steinenvorstadt in Basel machte ein Video mit Szenen vom Samstagabend Furore. Es zeigt, wie sorglos das Partyvolk mit dem Social Distancing umgeht. Ein Barbetreiber kritisierte gegenüber «20 Minuten» die fehlende Kontrolle durch die Polizei. Toprak Yerguz, Sprecher des Sicherheitsdepartements hielt fest, bei der Polizei seien in der ganzen Nacht keine Meldungen aus Steinenvorstadt oder anderweitig wegen eines Verstosses gegen die Covid-Verordnung eingegangen.
Am Sonntag aber verstärkte die Polizei in Basel ihre Kontrolltätigkeit. Sicherheitsdirektor Baschi Dürr sagte gegenüber der Tagesschau: «Wir behalten uns weitere Massnahmen, beispielsweise temporäre Absperrungen von bestimmten Orten vor, wo es einfach zu viele Leute hat.»
«Es ist ein grosses Risiko für die Gäste und die Betreiber der Bars», sagte Daniel Koch vor den Medien. Der Corona-Delegierte des Bundes appelliert deshalb, solche Situationen wie in Basel zu vermeiden. Wenn sich die Situation wieder verschlimmere, werde es «mehreren Menschen wehtun». Im schlimmsten Fall müsste man solche Orte, die sich nicht an die Auflagen halten würden, schliessen. Zudem erinnerte Koch an einen Vorfall in Südkorea: «Ein einziger Fall hat ausgelöst, dass man 1500 Kontakte gesucht hat. Das ist im Interesse von niemandem.»
Corona-Demonstranten in Zürich zum Beispiel. Am Samstagnachmittag protestierten auf dem Sechseläutenplatz rund 200 Personen gegen das Coronaregime. Die Mehrheit verliess den Platz nach einer Intervention der Polizei.
53 Personen aber weigerten sich. Sie wurden kontrolliert und weggewiesen. 37 Personen wurden verzeigt, weil sie das Veranstaltungsverbot ignorierten.
Die Juristen des BAG und des Bundesamts für Justiz haben sich gemäss Koch auf eine neue Interpretation geeinigt: Demnach würden politische Demonstration mit mehr als fünf Personen nicht mehr als Veranstaltungen gelten und dürften bewilligt werden, wenn die nötigen Abstandsregeln eingehalten werden können. Abschliessend entscheiden muss das laut Koch aber der Bundesrat. Er werde sich mit diesem Problem auseinandersetzen und informieren.
Einfacher wird es nicht. Urs Hofmann, Aargauer Sicherheitsdirektor und Präsident der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren, sagt: «Sobald die Restaurants öffnen und wieder mehr Normalität ins Alltagsleben zurückkehrt, wird es für die Polizei schwieriger, die Coronaregeln durchzuziehen.» Man könne nicht Hunderte Ordnungshüter aufmarschieren lassen, um die Distanz- und Abstandsregeln an jedem Flecken zu kontrollieren.
Die Polizisten befänden sich in einer schwierigen Situation. «Das Hauptziel ist nicht, die Menschen mit Bussen zu drangsalieren, sondern das Virus in Schach zu halten. Es braucht sehr viel Fingerspitzengefühl. Doch wenn der Appell an die Vernunft nicht fruchtet, sind Bussen unumgänglich», sagt Hofmann. Im Kanton Aargau hätten die Polizisten übers Wochenende vereinzelt grössere Gruppen angetroffen.
Ja. Mit den Lockerungen gestalte sich das Management des öffentlichen Raums immer schwieriger, sagt Reto Nause, Sicherheitsdirektor der Stadt Bern. Die Polizei markiere derzeit mit einem Maximum an Patrouillen Präsenz. Die Durchhaltefähigkeit nehme aber langsam ab, zumal mit den sommerlichen Temperaturen die Stadtparks und die Aare scharenweise Menschen anlocken.
Für Nause ist auch klar: «Der Vollzug für die Polizisten an der Front wird schwieriger, weil die Lockerungsschritte nicht ganz widerspruchsfrei sind.» Die Polizisten müssten im Freien die Zwei-Meter-Regel durchsetzen, doch in manch einer Gartenbeiz sässen die Menschen näher beieinander. Nause hat beobachtet, dass aber gerade Gastronomen, Ladenbetreiber und Marktfahrer die Sicherheitsregeln sehr vorbildlich umsetzen. Und die Mehrheit der Bevölkerung halte sich nach wie vor sehr diszipliniert an die Coronaregeln.
Für die Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten ist es noch zu früh, um Bilanz zu ziehen, wie die Medienstelle mitteilt. Einschätzungen liefert dafür die Basis. Den Polizisten gelinge es meistens, die Einhaltung der Coronaregeln im Dialog sicherzustellen, sagt Johanna Bundi Ryser, Präsidentin des Verbandes Schweizerischer Polizeibeamter. «Seit den Lockerungsschritten ist die Arbeit der Polizisten aber schwieriger geworden. Es braucht jetzt noch mehr Fingerspitzengefühl.»
Die Akzeptanz für das Coronaregime und die Kontrollen durch die Polizei seien gesunken. «Die Leute sind weniger für die Regeln sensibilisiert, der Solidaritätsgedanke rückt allmählich in den Hintergrund.» Man sei sich weniger im Klaren, dass mit den Lockerungsschritten nicht alle Sicherheitsregeln abgeschafft worden seien. Wenn das Gespräch nicht mehr weiterhelfe und die Passanten die Abstands- und Gruppenregeln missachteten, müssten die Polizisten Bussen verteilen. Bundi Ryser ruft die Bevölkerung dazu auf, «sich auch weiterhin an die Regeln zu halten.»
Ja. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt: «Der derzeit bekannte Hauptübertragungsweg des neuen Coronavirus ist der enge Kontakt, wenn man zu einer erkrankten Person weniger als 2 Meter Abstand hält. Niest oder hustet diese, können die Viren direkt auf die Schleimhäute von Nase, Mund oder Augen anderer Personen gelangen.» Wenn man vor dem Gemüseregal im Supermarkt aus Unachtsamkeit einen Moment lang einer anderen Person näher als zwei Meter komme, sei das jedoch unproblematisch, sagt ein BAG-Sprecher
Dänemark sagt neu: Zwei Armlängen oder ein Meter Abstand genügt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt einen Meter, die europäische Präventionsagentur ECDC schlägt zwei vor. Den grössten Teil des Risikos, sagt Pietro Vernazza, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Galler Kantonsspital, könne man mit einem Meter Distanz ausschalten.
Mit eineinhalb Metern lasse sich das Risiko noch etwas reduzieren. Vernazza moniert, die reine Maximierung von Sicherheit bringe kaum einen messbaren Effekt, verursache aber praktische Probleme und verunsichere die Leute. Nicht überall, etwa auf Trottoirs oder in Läden, habe es dafür genügend Platz.
Ja. Zugfahren ist erlaubt, obwohl die Distanz zum Gegenüber weniger als zwei Meter beträgt und man in Stosszeiten die Distanzregeln ohnehin nicht einhalten kann. Der Bund empfiehlt in diesem Fall dringend das Maskentragen. In der Öffentlichkeit aber rät der Bund vom Maskentragen ab, «Dies schützt sie nicht genügend vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.
Hingegen kann eine Maske verhindern, dass eine bereits infizierte Person andere ansteckt», schreibt der Bund. Alles klar? Falls nicht: auch zu den Kindern gibt es Widersprüchliches. In der Freizeit sollen sie höchstens zu fünft in möglichst immer gleicher Konstellation spielen. Für den Pausenplatz ist diese Regel aber gestrichen.
Bei diesem Titel bekomm ich schon leichte Würgereize. Mein Gott liebe Journalisten. Es gelten immer noch die gleichen Regeln seit Wochen. Das ganze wirkt schon wie die Verdauung eines Wiederkäuers. Immer und immer und immer wieder verdaut ihr die gleiche Sache.
Macht doch lieber eine Analyse darüber ob die Erzeugung solcher Artikel nicht mehr CO2 erzeugt als jener Verdauungstrackt einer Kuh.
Ganz ehrlich. Widmet euch doch wieder lieber wichtigeren Themen. Der Mensch hat ein Hirn, kann denken und verstehen.....oder eben nicht.
Nun sollte aber der Verstand wieder das Zepter übernehmen, ob in Basel, Zürich, Chur, Bern oder sonstwo. Wenn die Wirtschaft nochmals auf die Bremse steigen sollte, ist der Schaden noch grösser.
Es ist der normale Bürger, der die Suppe auslöffeln muss.