In der Schweiz ist die Zahl der Ansteckungen mit den neuen Virusvarianten weiter angestiegen. Dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) waren am Donnerstag 160 Fälle der ansteckenderen Formen bekannt. Am Dienstag waren es noch 127 Fälle mit Mutationen gewesen.
Nachgewiesen seien 120 Fälle mit der Variante aus Grossbritannien und 6 Fälle mit der Variante aus Südafrika. 34 Fälle hätten noch nicht einer der beiden Gruppen zugeordnet werden können, sagte Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG, am Donnerstag vor den Bundeshausmedien.
Diese Entwicklung sei zu erwarten gewesen, und sie sei besorgniserregend. Der Druck auf das Gesundheitswesen sei seit Monaten am Rande dessen, was machbar sei.
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Zwei bis fünf Prozent der sequenzierten Proben des Coronavirus in der Schweiz gehören aktuell zur mutierten Variante. Dies sagte Taskforce-Präsident Martin Ackermann.
Die britische Variante sei ansteckender als die bisher bekannten Coronavirus-Stämme. Dies zeigten auch erste Daten aus der Kontaktverfolgung in Grossbritannien, erklärte Ackermann. Die Gefahr sei auch in der Schweiz gross, dass sich die Ausbreitung jede Woche verdopple. Schon im Februar könnten mehr Ansteckungen auf die mutierte als auf die bisherigen Varianten fallen. Ackermann präsentierte dazu eine Grafik, welche von einem aktuellen R-Wert von 0.9 ausgeht.
Die Impfung sei in diesem Szenario allerdings nicht berücksichtigt. Je schneller in der Schweiz geimpft werde, desto grösser sei die Unterstützung gegen das Wachstum der Fälle.
Die Gesamtzahl bei den Ansteckungen müsse rasch herunter gebracht und die Kontakte müssten auf ein absolutes Minimum beschränkt werden. «Wir haben die Möglichkeit, den Pfad, wie in Grossbritannien erlebt, frühzeitig zu verlassen», sagte Ackermann. Es habe sich in den Kantonen der Romandie gezeigt, dass strenge Massnahmen wirken, auch wenn direkt keine kausalen Zusammenhänge nachzuweisen seien.
Laut der wirtschaftlichen Expertengruppe der Covid-Taskforce des Bundes sind die drastischen Corona-Massnahmen auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll. «Die Massnahmen kosten, aber keine Massnahmen ebenfalls», sagte Taskforce-Vizepräsidentin Monika Bütler.
Die aktuell zu verzeichnende Übersterblichkeit führe zu hohen Kosten für die Volkswirtschaft, sagte Bütler am Donnerstag vor den Bundeshausmedien. Die vom Bundesrat ergriffenen Massnahmen bedeuteten zwar grosse wirtschaftliche Einschnitte, sie verhinderten aber noch grössere Eingriffe in die Wirtschaftsfreiheit. Zudem seien die Massnahmen zeitlich beschränkt.
Wichtig seien die gleichzeitig beschlossenen Kompensationsmassnahmen für die Wirtschaftsbranchen. «Viele sind nahe dem Ruin.» Die Schweiz könne es sich leisten, nicht nur zu sparen, sondern Betroffene auch zu versichern.
Als grösstes Konjunkturpaket bezeichnete Bütler aber die Impfkampagne. Diese verbreite neue Zuversicht - was für die Wirtschaft überlebenswichtig sei.
Rund 66'000 Menschen in der Schweiz sind bisher gegen Covid-19 geimpft worden. Das teilte eine Vertreterin des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) mit.
Es handle sich um eine erste Schätzung, sagte BAG-Vizedirektorin Nora Kronig, Leiterin Abteilung Internationales, am Donnerstag in Bern vor den Medien. Detailliertere Zahlen, die auch nach Kanton aufgeschlüsselt sind, kündigte Kronig für kommenden Dienstag an.
Es gehe darum, einen Überblick über die Impfaktion zu erhalten sagte sie. In den Kantonen verlaufe die Entwicklung unterschiedlich. Einige, darunter namentlich das Tessin, schienen sehr aktiv zu sein bei der Umsetzung des Impfprogrammes. Sie sicherte für Dienstag detaillierte Zahlen zu, aufgeschlüsselt nach Kantonen. (sda/cma)