Die Sportferien begannen unter speziellen Bedingungen: Skibeizen sind zu und auf den Liften gelten Maskenpflicht und Beschränkungen. Viele nehmen es gelassen und freuen sich um so mehr auf den Sommer.
Die aktuelle epidemiologische Entwicklung macht Hoffnung. Die zweite Welle ebbt ab. Der Wochendurchschnitt der täglichen Fallzahlen ist von 8000 Infektionen Ende Oktober auf unter 1800 Ansteckungen gesunken.
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Der Vergleich zum Lockdown im Frühling stimmt zudem zuversichtlich. Zu Beginn des Lockdowns am 16. März 2020 waren die Fallzahlen noch rasant am Steigen, jetzt flacht die Welle bereits wieder ab. Der Effekt der neu beschlossenen Massnahmen beginnt sich zudem erst jetzt auf die Zahlen niederzuschlagen. Es könnte also sein, dass die Ansteckungen nun schneller zurückgehen. Hätten wir dieselbe Situation und denselben Fallzahlen-Rückgang wie in der ersten Welle, könnte der Stand am Ende des Lockdowns in fünf Wochen erreicht sein. Das wäre eine Woche nach dem vorläufigen Auslaufen der Massnahmen des Bundes.
Trotzdem klingt der Bundesrat wenig optimistisch. Auf die Frage, warum er nicht bessere Stimmung verbreite, antwortete Gesundheitsminister Alain Berset, die Situation habe sich zwar positiv entwickelt, aber: «Parallel dazu sehen wir, dass die britische Virusvariante zu sehr schwierigen Situationen geführt hat. Und die Ansteckungen mit der Mutation verdoppelt sich in der Schweiz nach wie vor jede Woche.» Am Anfang merke man den Effekt kaum, aber dieses ansteckendere Virus müsse man jetzt unbedingt bremsen, sonst bringe sie die Impfstrategie in Gefahr. Und Wirtschaftsminister Guy Parmelin fügte an: «Die Vergangenheit hat uns Vorsicht gelehrt.»
Auffallend zurückhaltend äussern sich die Wirtschaftsverbände, die bisher immer schnell zur Stelle waren, um Lockerungen zu fordern. «Im Moment sind wir in einer schwierigen Lage. Eine breite Öffnung ist derzeit noch nicht möglich», sagt Rudolf Minsch, Chefökonom beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Nach wie vor sieht er die Homeofficepflicht und die Ladenschliessungen kritisch.
Ginge es nach Gewerbeverbandsdirektor Hans-Ulrich Bigler, wären Läden und Restaurants gar nie geschlossen worden. Im Gespräch wirkt er aber wenig zuversichtlich, in der aktuellen Lage mit Öffnungsforderungen durchzudringen.
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Christian Drosten hat den Sommer schon beinahe abgeschrieben. Auf die Frage von «Spiegel»-Journalisten, ob Hoffnung besteht, dass, die Fallzahlen im Frühling sinken, antwortete er: «Ich denke, nicht». Er befürchtet einen Sommer wie in Spanien 2020. Die Fallzahlen stiegen nach dem Lockdown wieder an, obwohl es heiss war. Der Virologe Drosten ist nicht irgendein Experte, sondern die Corona-Koryphäe Deutschlands.
Einige Entwicklungen der Pandemie hat er präzise vorausgesagt. Für seine Aussagen bekam er Zustimmung aus der Schweiz. Die Genfer Virologin, Isabella Eckerle, lobte das Interview und schrieb auf Twitter: «Auch wenn es jetzt Impfstoffe gibt, wird es kein schnelles und einfaches Ende dieser Pandemie geben. Wir werden in absehbarer Zeit nicht aus der Sache herauskommen.»
Even when vaccines are there now, there will be no quick & easy end to this pandemic. We will not be out of this any time soon. Lots of challenges still lie ahead, neglect & failure to anticipate the worst case now will exactly lead us there. We must reach very low incidence 4/n
— Isabella Eckerle (@EckerleIsabella) January 24, 2021
Daniel Koch, der ehemalige Seuchenbeauftragte des Bundes, sieht die Sache optimistischer. Er sagt:
Er rechnet damit, dass Restaurants und Läden spätestens im Frühsommer wieder offen sind, «wenn nicht schon früher». Es gebe im Moment wenig Anzeichen für ein Worst-Case-Szenario, wie es Drosten skizziere.
Koch geht davon aus, dass mit steigenden Temperaturen das Virus es schwieriger haben wird. So sei es noch bei jedem Virus, das die Atemwege befalle, gewesen. Was Koch zuversichtlich stimmt, sind die Instrumente, die diesen Sommer – im Unterschied zum letzten – zur Verfügung stehen: Impfungen, Schnelltest und eingeübte Sicherheitskonzepte.
Linda Nartey wirkt weniger zuversichtlich. Der Berner Kantonsärztin bereitet die Virusmutation aus Grossbritannien Sorgen. Sie ist ansteckender als das ursprüngliche Coronavirus und ist im Moment dabei, sich durchzusetzen. In England hat sie zu einem sprunghaften Anstieg der Ansteckungen geführt. «Es gibt keinen offensichtlichen Grund, warum es bei uns anders verlaufen müsste», sagt Nartey.
Ein Unterschied sei, dass wir aufgrund der Erfahrungen in anderen Ländern in einer frühen Phase Massnahmen ergreifen konnten. Nartey glaubt nicht, dass das reicht, damit schon Ende Februar, wenn die vorläufigen Massnahmen des Bundesrates auslaufen, schon grosse Lockerungen anstehen. Sie sagt aber auch:
In der besonderen Lage, in der sich die Schweiz nach wie vor befindet, sind in erster Linie die Kantone für die Bekämpfung der Seuche zuständig. Die Gesundheitsdirektoren sind im Moment vor allem mit dem Impfen beschäftigt. Es gibt Schwierigkeiten mit der Lieferung der Impfdosen.
Trotzdem sind Öffnungsszenarien schon traktandiert. Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren ist der Basler CVP-Regierungsrat Lukas Engelberger. Für ihn gibt es zwei Szenarien: ein optimistisches und ein pessimistisches.
Zuerst zum düsteren Szenario: «Gelingt es nicht, mit den fortschreitenden Impfungen und den Massnahmen die neue Virusmutation in den Griff zu bekommen, stehen wir vor einer dritten Welle. «Ich will keine Krisenstimmung verbreiten», sagt Engelberger und rechnet dann vor, dass eine dritte Welle sich weit in den Sommer hineinziehen könnte. Als Modell dient ihm der Verlauf der zweiten Welle.
Im optimistischen Szenario gelingt es der Schweiz dank Fortschritten bei der Impfung und diszipliniertem Einhalten der Schutzmassnahmen eine dritte Welle zu verhindern. «Wenn die Risikogruppe geimpft ist, können wir die Massnahmen für alle lockern», sagt Engelberger.
Er gibt aber zu bedenken, dass die Öffnung anders verlaufen müsse als im letzten Sommer. Damals sei zu schnell und zu viel auf einmal wieder möglich gewesen. «Wenn wir öffnen, müssen wir das sehr vorsichtig und sehr gezielt machen», sagt Engelberger. Er rechnet damit, dass Massnahmen wie Beschränkungen in Restaurants und Läden nun breiter akzeptiert würden als noch im Herbst.
Damals führte Basel früh Beschränkungen ein. «Wir kämpften gegen Widerstände, die es nach der Erfahrung der zweiten Welle so wohl nicht mehr geben wird», sagt Engelberger. Allerdings gibt es auch eine neue Herausforderung. So rechnet Engelberger damit, dass die Disziplin der Bevölkerung mit fortschreitender Impfung nachlässt. Engelberger sagt:
Auf einen Zeitpunkt, wann die Öffnung kommt, will sich Engelberger nicht festlegen. Er wirkt aber wenig zuversichtlich, dass es schon Ende Februar so weit ist.
Geht es nach Ruth Humbel (Die Mitte), Präsidentin in Gesundheitskommission des Nationalrates und Verwaltungsrätin der Concordia-Krankenkasse, sollen selbst Grossanlässe im Sommer wieder stattfinden. Allerdings nicht für alle. Sie plädiert dafür, dass Fussballspiele, Schwingfeste oder «Open Air»-Konzerte für diejenigen wieder möglich sein sollen, die nachweisen können, dass sie keine Gefahr für andere darstellen.
Sie denkt dabei an Geimpfte, genesene Coronapatienten und Personen, die mit einem aktuellen Coronatest nachweisen können, dass sie im Moment nicht ansteckend sind. Sie ist der Meinung, dass es nicht verhältnismässig ist, Menschen einzuschränken, die keine Gefahr mehr für andere darstellten und selber nicht mehr schwer erkrankten.
Dass solche Ausnahmen grundsätzlich denkbar sind, bestätigen sowohl Kantonsärztin Nartey, als auch Gesundheitsdirektorenpräsident Engelberger. Politisch hat die Forderung es allerdings schwer. Stellvertretend für die Gegner dieser Massnahme warnte die Zürcher Grünennationalrätin Katharina Prelicz-Huber im «Talk-Täglich» der CH-Media-Sender vor einem Impfzwang durch die Hintertür.
Erste Sommerfeste werden unterdessen bereits abgesagt. Die Hoffnung auf sorglose Ferien bleibt.
Der soll doch einfach seine Rente geniessen.
Daniel geniess deine Rente, und verschone uns in Zukunft mit deinen Aussagen!