Schweiz
Coronavirus

Weshalb es um die Befürworter des Covid-Gesetzes so ruhig bleibt

Wieso die Gegner des Covid-Gesetzes viel sichtbarer sind als die Befürworter

In weniger als vier Wochen entscheidet das Schweizer Volk an der Urne über das Covid-Gesetz. Die Gegner sind seit Wochen mit Plakaten und Nein-Werbungen präsent. Von den Befürwortern vernimmt man bisweilen nur wenig. Warum?
04.11.2021, 05:2404.11.2021, 06:39
Chiara Stäheli / ch media
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Die Gegner des Covid-Gesetzes machen mit ihrer Nein-Kampagne bereits seit Wochen auf sich aufmerksam. Die Plakate an den Strassenrändern häufen sich, kaum einer entkommt dem fettgedruckten, roten Nein.

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Mit diesen Plakaten werben die Massnahmengegner für ein Nein zum Covid-Gesetz.Bild: keystone

Hinter dem Referendum und der Nein-Kampagne stecken diverse Organisationen wie die Freunde der Verfassung, das Aktionsbündnis Urkantone und die Massvoll-Bewegung. Unterstützt werden sie von der SVP und ihrer Jungpartei, die vor einer Spaltung der Gesellschaft warnen und seit Mitte Oktober ebenfalls im Abstimmungskampf gegen das Covid-Gesetz mitmischen.

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Während die Gegner bereits mehr als 50 Tonnen Werbematerial gedruckt haben und ihre Kampagne lautstark und prominent führen, bleiben die Befürworter im Hintergrund. Die Websites der Ja-Komitees sind auch mit einer Google-Suche nur schwer zu finden, Plakate sucht man an den Strassenrändern vergebens. Sind sich die Befürworter angesichts der neuesten Umfrageresultate zu den Abstimmungen von Ende November ihrer Sache bereits zu sicher?

Den Befürwortern fehlt das Geld

Laut der zweiten Welle der Abstimmungsumfrage von Tamedia unterstützen 69 Prozent der Stimmberechtigten das Covid-Gesetz. Im Vergleich zur letzten Umfrage legte das Ja-Lager damit um sechs Prozentpunkte zu. Es sei aber verhängnisvoll, sich bereits jetzt in falscher Sicherheit zu wiegen, sagt Peter Metzinger, Leiter der «Ja-Kampagne der Zivilgesellschaft». Es müsse ihnen nun gelingen, die Befürworter des Gesetzes zu mobilisieren, sodass sie auch tatsächlich abstimmen würden.

Den Grund für die geringe Sichtbarkeit der Ja-Kampagne ortet der in Dietikon wohnhafte FDP-Lokalpolitiker woanders:

«Wir haben schlicht kein Geld, mit dem wir grossflächig Plakate beschaffen und aufhängen könnten.»

Aktuell sei das zivilgesellschaftliche Pro-Komitee daran, zusätzliche Unterstützungsbeiträge via Spenden einzuholen. Damit werden vor allem Online-Inserate und einige wenige Plakate finanziert. Am Mittwoch nun hat das Team rund um Metzinger entschieden, so bald als möglich auch in öffentlichen Verkehrsmitteln Werbung zu schalten. Wie oft und wo überall sei abhängig von den verfügbaren Mitteln, so Metzinger, der seine Arbeit wie alle anderen Kampagnenhelfer ehrenamtlich leistet.

Der aktuelle Spendenstand der Ja-Kampagne der Zivilgesellschaft liegt bei 67'000 Franken. «Das ist ein Bruchteil im Vergleich zum Budget, das die Gegner zur Verfügung haben», so Metzinger. Die Befürworter gehen davon aus, dass diese auf ein Vielfaches an Mitteln zurückgreifen können. Bestätigt wird diese Vermutung vom Nein-Komitee nicht. Man gebe keine Auskunft zum Budget, heisst es auf Anfrage.

Die Gegner des Covid-Gesetzes laufen den Befürwortern punkto Kampagnenpräsenz den Rang ab.
Die Gegner des Covid-Gesetzes laufen den Befürwortern punkto Kampagnenpräsenz den Rang ab.Bild: keystone

Überparteiliches Komitee setzt auf interne Mobilisierung

Nebst der von Metzinger geleiteten Kampagne engagieren sich zwei weitere Komitees für das Covid-Gesetz. Grüne, SP, GLP, EVP, Mitte und FPD haben sich in einem überparteilichen Komitee zusammengeschlossen und weibeln gemeinsam für ein Ja. Zudem wirbt eine breite Allianz aus elf Tourismusverbänden für die Annahme des Covid-Gesetzes.

Unter dem Dach des Schweizer Tourismusverbands leitet Hotellerie Suisse die Kampagne, die laut Direktor Claude Meier in erster Linie über Social Media stattfindet:

«Der Hauptfokus der Kampagne liegt auf der Mobilisierung der Tourismusbranche. Dies geschieht über die verschiedenen Kommunikationskanäle der teilnehmenden Verbände.»

Ziel sei es, all jene zu erreichen, die im Tourismus tätig sind. Dafür steht der Tourismusallianz laut Meier ein «bescheidener fünfstelliger Betrag» zur Verfügung.

Von mangelnden finanziellen Mitteln sprechen auch die Parteien: «Trotz unseren vereinten Bemühungen muss die Ja-Kampagne ohne finanzielle Unterstützung aus der Wirtschaft oder seitens der Verbände und Organisationen auskommen», heisst es auf Anfrage von der Mitte. Die Parteien hätten die einzelnen Kampagnen-Massnahmen deshalb untereinander aufgeteilt.

Die Mitte-Partei teilt weiter mit, dass sie sich auf die Mobilisierung der eigenen Wählerschaft konzentriere, «um die nicht vorhandenen finanziellen und begrenzten personellen Ressourcen möglichst effizient einzusetzen». Diese Mobilisierung startet am Donnerstag mit einer überparteilichen Medienkonferenz in Bern. (saw/ch media)

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294 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Beggride
04.11.2021 06:25registriert November 2015
Ironie ist, wenn die SVP sich vor der Spaltung der Gesellschaft fürchtet...
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Rethinking
04.11.2021 05:57registriert Oktober 2018
50 Tonnen Werbematerial…

Nicht nur Schwurbler, auch noch Umweltsünder…
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Barth Simpson
04.11.2021 06:10registriert August 2020
Es nervt einfach nur, an jeder Ecke von diesen stilistisch typischen SVP-Plakaten und Flyern im Briefkasten belästigt zu werden. Doch die aktuellen Umfragen stimmen mich sehr zuversichtlich, dass mein Ärger darüber bald etwas gemildert wird.
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