Die Corona-Fallzahlen nehmen derzeit rasant zu und dürften in den nächsten Tagen wieder auf über 1000 pro Tag klettern. Die Coronavirus-Neuansteckungen verdoppeln sich somit aktuell jede Woche, und die Reproduktionszahl ist auf 1,44 angestiegen, wie Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung im Bundesamt für Gesundheit (BAG), vor den Medien sagte.
Die Inzidenz, die Ansteckungen in den vergangenen 14 Tagen pro 100'000 Einwohnern, stieg auf über 60, wie Mathys am Dienstag in Bern weiter sagte. Dieses Infektionsgeschehen habe aber keine sichtbaren negativen Auswirkungen auf das Schweizer Gesundheitssystem.
Für die stark gestiegenen Ansteckungszahlen sind demnach hauptsächlich den Altersgruppen der 10- bis 19-Jährigen und noch mehr die 20- bis 29-Jährigen verantwortlich, die die niedrigste Impfrate aufwiesen. Die hochansteckende Delta-Variante macht unterdessen rund 75 Prozent aller Coronavirus-Fälle aus. Immerhin nähmen die Tests zu.
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Zurzeit ist noch offen, ob sich die hohen Fallzahlen zu einer Überlastung des Gesundheitswesens auswirkt. Diese Frage sei aber die Kerngrösse, sagte Mathys. Das Ziel des Bundesrats sei es, das Gesundheitssystem vor Überlastung zu schützen.
Die gute Nachricht: Zurzeit seien aber die Hospitalisierungen auf einem niedrigen Niveau, der 7-Tages-Schnitt sei bei 3 bis 4 Spitaleinweisungen. Die Intensivstationen der Spitäler seien zu 70 Prozent ausgelastet, der Anteil der Covid-Patientinnen und -Patienten liege aber bei 3,8 Prozent der verfügbaren Betten.
Was klar ist: Der Bund ergreift vorerst keine neuen Massnahmen gegen das Coronavirus. Der Bundesrat werde im August wieder Sitzungen abhalten und die Situation beurteilen, sagte Mathys.
Die derzeitige Lage bedürfe einer weiteren Beobachtung und einer «vorsichtigen» Vorgehensweise, sagte Mathys. Ob der wie ursprünglich für gegen Mitte August geplante nächste Öffnungsschritt weiter realistisch ist, dazu nahm Mathys nicht direkt Stellung.
Bei einer allfälligen Verschärfung der Massnahmen muss laut Mathys auch eine Erweiterung des Covid-19-Zertifikats etwa für den Zugang zu Restaurants oder Kinos in Betracht gezogen werden. Im Raum steht seinen Angaben zufolge auch die Frage, ob Tests als Option aus dem Zertifikat entfernt werden sollen. Diese zeigen Infektionen nicht immer an. Letztlich seien das aber politische Entscheide.
Die wissenschaftliche Covid-19-Taskforce des Bundes hat angesichts steigender Corona-Fallzahlen und abnehmenden Impftempos vor einer weiteren gravierenden Pandemie-Welle gewarnt. «Wir können nochmals eine Welle erleben, die höher war als im letzten Herbst», sagte Taskforce-Vizepräsidentin Samia Hurst am Dienstag vor den Medien in Bern.
Deshalb müsse das Impfen weiter vorangetrieben werden, sagte Hurst. Im Mai und Juni sei die Schweiz gut unterwegs gewesen mit rückläufigen Fallzahlen und zunehmendem Impftempo. Seit Mitte Juli gehe aber das Impftempo zurück und die Fallzahlen würden sich jede Woche praktisch verdoppeln.
Derzeit seien noch zahlreiche Menschen nicht immun gegen das Virus, erklärte Hurst. Wenn sich ein Grossteil davon in einer neuen Welle infiziere, könne die Zahl der Hospitalisierten und Todesfälle gleich hoch oder höher sein als bei der letzten grossen Infektionswelle im Herbst 2020.
Impfungen würden auch das Risiko für Kinder senken, für die Impfungen noch nicht zugelassen seien, sagte Hurst. Dort seien zwar bei einer Infektion Todesfälle selten, aber es könne auch zu schwerwiegenden Long-Covid-Fällen kommen.
Michael Hermann, Leiter der Forschungsstelle Sotomo, stellte die Resultate einer durchgeführten Befragung vor.
Ein Vergleich der Situation von Mitte März mit jener Mitte Juni dieses Jahres zeige, dass der Graben weiterbestehe zwischen jenen, die den Behörden grundsätzlich misstrauen, wie es Impf-Skeptiker und Corona-Massnahmen-Skeptiker tun, und jenen, die sich korrekt behandelt und informiert fühlen.
Die Impfskeptiker informieren sich laut Umfrage weniger auf amtlichen Kanälen, sondern eher im Internet oder im Umfeld. Auch im Vertrauen zu den Informationen zum Coronavirus ist ein grosser Unterschied zu erkennen: Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, haben weniger Vertrauen in die Bundesräte oder das BAG.
Über die Zeit hinweg erkenne man, dass zu Beginn der Pandemie (März 2020) noch grösseres Vertrauen vorhanden war. Bereits im April 2020 sank das Vertrauen deutlich. Die Diskussion um das Corona-Virus wurde zu dieser Zeit auch immer mehr politisiert. Die Politisierung der Haltung ist seither geblieben, so Hermann:
(jaw/sda)
Wer die Massnahmen wegen der Wirtschaft verurteilt hat und sich noch nicht geimpft hat: Impfen ist der einzig richtige Weg der Wirtschaft nachhaltig zu helfen.
Nun darf jede/r sich selbst ein Bild dieser Dame machen und was dieses Verhalten bei ihm/ihr auslöst.
Irgendwie werden wir einfach nicht schlauer…