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Gibt es Deltrakron (noch) gar nicht? Wissenschaftler sind sich uneinig

Gibt es Deltrakron (noch) gar nicht? Wissenschaftler sind sich uneinig

Eine neue Virus-Mutation, welche Merkmale der beiden Varianten Delta und Omikron aufweist? Dies ist nicht unwahrscheinlich. Trotzdem vermuten Experten, dass es sich bei der Entdeckung um einen Fehler in der Laboranalyse handelt.
10.01.2022, 14:3911.01.2022, 06:43
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Omikron hat die Delta-Variante des Coronavirus mittlerweile in vielen Ländern verdrängt. Nun sollen sich die beiden Corona-Varianten vermischt haben, wie ein Forschungsteam der Universität Zypern gestern bekannt gab.

Weil das Virus Proteinstrukturen der beiden Varianten Delta und Omikron aufweise, habe man die neue Variante «Deltakron» getauft. Der Covid-19-Stamm wurde gemäss den Behörden bei 25 Fällen identifiziert.

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Der zypriotische Gesundheitsminister Michael Hadjipantela stufte die neue Variante als nicht besorgniserregend ein. Von der WHO wurde die neue Variante noch nicht anerkannt.

Weitere Erkenntnisse gibt es zurzeit noch nicht. Allerdings gibt es starke Zweifel, ob es überhaupt zu dieser Mutation gekommen ist.

Nur eine Verunreinigung im Labor?

Der vermeintliche Nachweis einer Misch-Variante aus Delta geht Experten zufolge wohl eher auf Verunreinigungen während der Analyse zurück. Eine Kombination zwischen Delta und Omikron wäre keine Überraschung, doch die Genome aus Zypern seien vermutlich keine Rekombinationen, sagt Richard Neher von der Universität Basel, Experte für Virusvarianten, der Nachrichtenagentur dpa.

Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe «Evolution von Viren und Bakterien» an der Universität Basel
Richard Neher von der Universität Basel, führender Experte für Virusvarianten.Bild: Universität Basel

«Diese Genome sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Artefakte», erläutert Neher weiter. Die Omikron-Mutationen, die hier in einem Zusammenhang mit Delta-Genomsequenzen beobachtet würden, beträfen alle einen DNA-Abschnitt, der bei Delta-Nachweisen oft sehr schwach ausfalle und daher sehr anfällig für Kontamination sei.

Dieselbe Meinung teilt der britische Virologe Tom Peacock. Es sei noch zu früh für eine Omikron-Rekombination, schrieb der Brite auf Twitter. Omikron sei schlicht noch nicht lange genug im Umlauf. Er vermutet, dass es in dem zyprischen Labor zu einer Verunreinigung gekommen sei.

Auch die WHO-Expertin Krutika Kuppalli glaubt, dass die Ergebnisse der Untersuchungen auf eine Laborkontamination zurückzuführen sind. «Omicron und Delta haben keine Super-Variante gebildet,» schrieb sie auf Twitter.

Erste Analysen sollen zeigen, dass es sich um einen technischen Fehler des Labors handelt, twittert Gikas Magiorkinis, ein Mitglied des griechischen Krisenstabes für die Corona-Pandemie.

Zypriotischer Wissenschaftler wehrt sich

Der zypriotische Wissenschaftler Leonidos Kostrikis hält dagegen. Er verteidigt gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg seine Annahme, dass es zu einer Vermischung zwischen Delta und Omikron gekommen sei. Die Sequenzierung sei in mehreren Ländern durchgeführt worden. In Israel seien ebenfalls genetische Merkmale von Deltakron nachgewiesen worden. «Diese Proben widerlegen die Behauptungen, dass Deltakron das Ergebnis eines technischen Fehlers ist», sagt der Biowissenschaftler.

Zudem sei die Mutation häufiger bei Personen aufgetreten, die wegen Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, was die «Kontaminationshypothese» laut Kostrikis ausschliesst. Weitere Einzelheiten zu den Ergebnissen wollen die Wissenschaftler aus Zypern noch diese Woche bekannt geben. (cst/sda)

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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chrimark
10.01.2022 14:57registriert November 2016
Immerhin hat es für knackige Headlines in den Newsportalen gereicht, welche tip top in die umsichgreiffende Corona- und Mutationshysterie passen.
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Maya Eldorado
10.01.2022 15:24registriert Januar 2014
Ich bin coronamüde! Nicht verwechseln mit Coronaverweigerer.
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C
10.01.2022 14:53registriert Januar 2014
Grippe und Pfnüsel = Grüsel
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Prämienentlastung etc. – bei 3 Abstimmungsvorlagen zeichnet sich ein Ja ab
Drei der vier Initiativen, über die wir im Juni abstimmen, werden nach aktuellem Stand angenommen.

Bei der Abstimmung über die Prämienentlastungsinitiative (60 Prozent) und der Kostenbremse-Initiative (54 Prozent) zeichnet sich gemäss einer Umfrage ein Ja ab. Der Energie-Mantelerlass stösst aktuell beim Souverän mit 65 Prozent auf die höchste Zustimmung.

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