Schweiz
Coronavirus

Corona-Demo Liestal: «Nochmals würden wir die Bewilligung nicht erteilen»

Anhaenger des Vereins Stiller Protest bei einer Demonstration gegen die Massnahmen zur Eindaemmung des Coronavirus in Liestal, am Samstag, 20. Maerz 2021. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Tausende Personen protestierten letztes Wochenende in Liestal (BL) gegen die Corona-Massnahmen. Bild: keystone

So reagiert die Liestaler Stadträtin auf den #NoLiestal-Trend

Am Samstag fluteten tausende Demonstranten die Stadt Liestal, um gegen die Corona-Massnahmen zu protestieren. Mittlerweile trendet die Gegenbewegung #NoLiestal auf Twitter. Stadträtin Regula Nebiker befürchtet jedoch keinen Imageschaden für die Stadt.
25.03.2021, 19:4125.03.2021, 21:07
Dennis Frasch
Mehr «Schweiz»

Nach der Demo letzten Samstag hagelte es Kritik. Man hätte der Veranstaltung keine Bewilligung erteilen dürfen, nach der Demo in Chur hätte man es besser wissen müssen, so der Tenor. Mittlerweile hat sich auch eine Gegenbewegung formiert, auf Twitter trendet der Hashtag #NoLiestal, über 20'000 Tweets wurden in wenigen Stunden damit abgesetzt.

Das 14'000-Einwohner-Städtchen Liestal steht normalerweise nicht im Mittelpunkt der schweizerischen Berichterstattung. Kennen tut man den Hauptort von Basel-Land vor allem für den Chienbäse-Umzug am Fasnachtssonntag.

Seit einigen Tagen ist Liestal aber in aller Munde. Grund dafür war der riesige Aufmarsch an Corona-Demonstranten letztes Wochenende. Rund 8000 Menschen folgten dem Aufruf des Vereins «Stiller Protest», um gegen die Corona-Politik des Bundesrates zu demonstrieren. Die wenigsten trugen eine Maske oder hielten sich an die Schutzvorkehrungen, trotzdem liess sie die Polizei gewähren und verteilte keine Bussen. Auch der Veranstalter dürfte ungeschoren davonkommen.

Auch Komiker Mike Müller macht sich über Liestal lustig. Video: YouTube/Mike Müller lateandearly

«Die Demo war verantwortungslos, ignorant und arrogant»

Keine gute Promo für Liestal, könnte man meinen. Doch SP-Stadträtin Regula Nebiker relativiert: «Mit dieser Demo haben sich die Veranstalter ins eigene Fleisch geschnitten». Die Coronagegner hätten sich selbst entlarvt und damit die Basis dafür geschaffen, dass andere Städte keine Bewilligungen für solche Demonstrationen mehr erteilen würden.

In diesem Punkt dürfte die Vorsteherin des Departements Sicherheit und Soziales recht haben: Am Donnerstag wurde bekannt, dass der Kanton Uri einer geplanten Kundgebung in Altdorf die Bewilligung verweigert. Das Aktionsbündnis Urkantone hatte unter dem Motto: «Schluss mit dem Corona-Notrecht, NEIN zum Covid-19-Gesetz!» eine Demonstration etwas ausserhalb des Dorfs geplant.

Protest in Liestal

1 / 23
Protest in Liestal
quelle: keystone / georgios kefalas
Auf Facebook teilenAuf X teilen

«Die Veranstaltung in Liestal war wirklich verantwortungslos, ignorant und arrogant», sagt Stadträtin Nebiker. Man sei von den Veranstaltern getäuscht worden. «Die Organisatoren waren mit all unseren Bedingungen einverstanden. Auch bei der Maskenpflicht haben sie eingewilligt. Sie haben sich dann aber einfach nicht daran gehalten». Die Demo vorher zu verbieten, war aber keine Option: «Der Bundesrat erlaubt explizit Demos, und ausser in Zürich und Bern gibt es keine Obergrenze für die Teilnehmerzahl.»

«Die Empörung ist Good-News»

Mit dem heutigen Wissensstand würde man der Veranstaltung aber auch keine Bewilligung mehr erteilen, gibt Nebiker zu. Sie lobt zwar den Einsatz der Polizei, trotzdem beschwerten sich viele Liestaler über die Kundgebung. «Wir haben viele Briefe bekommen von Einwohnern, die sich besorgt gezeigt haben», sagt Nebiker. Die meisten hätten nicht verstanden, wieso die Teilnehmer sich nicht an die Vorgaben gehalten hätten.

Die nun ausgelöste nationale Empörung begrüsst die Stadträtin: «Das sind Good News. Es ist ein Zeichen, dass nicht die Demonstranten in der Mehrheit sind, sondern dass die meisten Leute die Massnahmen des Bundesrates unterstützen».

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
«Bleiben Sie zuhause!»: Corona in der Schweiz in Zitaten
1 / 18
«Bleiben Sie zuhause!»: Corona in der Schweiz in Zitaten
Seit einem Jahr dominiert die Corona-Pandemie das öffentliche und private Leben in der Schweiz. Ein Rückblick in 14 Zitaten.
quelle: keystone / peter klaunzer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Delfine mitten in Venedig! Dieses Mal WIRKLICH
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
111 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Liebu
25.03.2021 20:13registriert Oktober 2020
Das Problem war nicht der Ort, nicht die Anzahl Teilnehmer, nicht die Bedingungen.

Nein. Es war einzig und allein das Verhalten dieses Mobs. Gut wurde die Notbremse in Uri gezogen.

Ihr haben ihre Chance verspielt, deshalb jetzt nicht jammern. Ihr seid nicht die Opfer, sondern die Täter.
1326120
Melden
Zum Kommentar
avatar
ricardo
25.03.2021 20:00registriert Februar 2014
Hoffentlich kommen weitere Städte zum gleichen Schluss und verweigern künftige Bewilligungen. Gut, dass der Kanton Uri hier ein Zeichen setzt. Dass es gemessen an der Gesamtbevölkerung nur ein kleiner Haufen ist, der wegen persönlichen Befindlichkeiten so ein Geschrei macht, beweist das Engagement der virtuellen Gegenbewegung. #NoLiestal
871101
Melden
Zum Kommentar
avatar
Remus
25.03.2021 19:49registriert Dezember 2016
Besser spät als nie. Böse Zungen würden behaupten man hätte es ahnen können dass die Veranstslter einfach zu allem Ja sagen und nichts umsetzen
63869
Melden
Zum Kommentar
111
ETH meldet Trinkwasser-Verunreinigung mit Schwermetallen – diese Gebäude sind betroffen
Bei der Kontrolle der Wasserqualität der ETH wurden bei vier Gebäuden Höchstwerte für Blei und Nickel überschritten.

Im September 2024 hat die ETH Zürich das Trinkwasser in alten Gebäuden auf gesundheitsgefährdende Schwermetalle hin geprüft. Bei den meisten Gebäuden war die Wasserqualität einwandfrei. In den Gebäuden HPF, HPM, HPP und HPT wurden jedoch bei vereinzelten Proben die gesetzlich vorgegebenen Höchstwerte für die Schwermetalle Blei und Nickel teilweise deutlich überschritten.

Zur Story