Schweiz
Coronavirus

Emix-Maskenmillionäre: «Hoffe, es wird eine Pandemie ausgerufen»

Nachrichten von Maskenmillionären aufgetaucht: «Hoffe, es wird eine Pandemie ausgerufen»

Aus einem Gerichtsentscheid sind neue Textnachrichten aufgetaucht, welche die Jungunternehmer verschickt haben. Die beiden haben während der Pandemie mit ihrer Zuger Handelsfirma Emix Millionen mit Masken-Deals verdient.
02.08.2024, 11:0602.08.2024, 17:15
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Sie haben während der Pandemie lediglich helfen wollen, gaben Luca Steffen und Jascha Rudolphi in verschiedenen Interviews an. Sie wehrten sich damit gegen die Kritik, mit Wucherpreisen und während eines nationalen Notstands hohe Gewinne erzielt zu haben. Zudem stellte sich später heraus, dass die Masken teils erhebliche Mängel aufgewiesen hatten.

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Luca Steffen (links) und Jascha Rudolphi, bekannt als «Maskenmillionäre».Bild: Simon Tanner / NZZ

Wegen des Verdachts auf Wucher führt die Zürcher Staatsanwaltschaft zurzeit ein Strafverfahren gegen die beiden Gründer des Zuger Handelsunternehmens. Es ist nicht das einzige Verfahren gegen sie: Neben der Zürcher Staatsanwaltschaft klagen auch private Kläger gegen die Emix AG. Diese haben der Firma 100'000 beziehungsweise 200'000 Franken als kurzfristige Darlehen zur Verfügung gestellt – klagen jetzt aber, da sie sich mit Emix über ihre Gewinnbeteiligung streiten. In beiden Fällen gilt die Unschuldsvermutung.

Das Zivilrechtsverfahren vor dem Zuger Kantonsgericht ist noch am laufen, das Gericht hat aber Mitte Juli einen ersten Teilentscheid gefällt. Die Tamedia-Zeitungen, denen dieser Teilentscheid vorliegt, berichten über weitere Details über die «Maskenmillionäre», die im Zuge dessen ans Licht kommen.

Der «Tagesanzeiger» berichtet über Whatsapp-Nachrichten der beiden Emix-Gründer, die so ganz und gar nicht deren Bild von hilfsbereiten Unternehmern entspricht. So habe einer (in Dialekt) folgende Nachricht an eine Person verschickt, die Emix ein Startkapital zur Verfügung gestellt hatte:

«Wir haben offene Bestellungen von aktuell 15 Millionen Masken. Am klügsten ist es aber, dass wir sie ein bis zwei Wochen an Lager behalten und in Europa verkaufen mit einem grösseren Gewinn. In Italien, Deutschland und der Schweiz ist alles ausverkauft, und die bekommen auch keine Ware mehr, weil sie die normalerweise in China eingekauft haben … Und die (Chinesen) haben ein Exportverbot für Masken, weil sie sie selber brauchen.»

Als PS habe er angefügt: «Hoffe, dass eine Pandemie ausgerufen wird, dann wird der Staat alles überteuert einkaufen.»

Konfrontiert mit den Textnachrichten, antwortete eine Sprecherin von Emix der Zeitung: Die aus dem Kontext gerissene Nachricht stamme aus der Zeit vor dem ersten Maskengeschäft von Emix und «wurde an einen damaligen Partner verschickt, der Bedenken zum Risikoprofil des Geschäfts hatte.» Sie reflektiere, «verkürzt und salopp», den geplanten Verkauf von Masken in Europa anstatt wie ursprünglich angedacht nach China, «weil hier Behörden noch behaupteten, Masken nützten nichts, während sie vor leeren Pflichtlagern standen».

Luca Steffen und Jascha Rudolph gerieten auch deshalb in die Schlagzeilen, da sie ihre kurzfristigen und hohen Gewinne – nach Schätzungen von «Inside Paradeplatz» verdienten die beiden Männer zwischen 30 und 100 Millionen Franken pro Person – in Luxusimmobilien und teure Autos steckten. (lak)

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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gen X
02.08.2024 10:41registriert August 2023
Sie reflektiere, «verkürzt und salopp», den geplanten Verkauf von Masken in Europa...
Könnte man fast glauben, wäre da nicht diese Rhetorik in der Nachricht, die auf die Absicht hinweist, den Preis hochzutreiben.
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flausch
02.08.2024 12:56registriert Februar 2017
Waren die nicht auch noch in der JSVP und hatten SVP Anwälte als gehilfen?
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karl_e
02.08.2024 12:38registriert Februar 2014
Was regt ihr euch auf? Die beiden Herren befolgen nur das eherne Gesetz des Freien Marktes: Möglichst billig einkaufen und möglichst teuer verkaufen. Ob das nun Masken sind, Waffen, Drogen, hippe Sneakers: wurst. Moral schmälert den Gewinn. Es gibt selbstverständlich auch den ehrbaren Kaufmann, dessen Ruf die skrupellosen Dealer beschädigen.
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