Der Flughafen Zürich bekommt die Auswirkungen des Corona-Virus zunehmend zu spüren. Im März verkehrten an einigen Tagen bis zu 20 Prozent weniger Passagiere am Landesflughafen. Schliesslich haben die Airlines ihre Kapazitäten teilweise massiv gesenkt, alleine die Swiss streicht bis zu 50 Prozent ihrer Flüge in den kommenden Wochen.
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Der Flughafen selbst reagiert ebenfalls auf die neue Situation, wie die Geschäftsleitung am Dienstag an der Bilanzmedienkonferenz bekanntgab. «Wir haben die Reinigungsschichten deutlich verstärkt», sagt Stefan Tschudin, Leiter Betrieb, im Gespräch mit CH Media.
Vor allem stark benutzte Flächen würden häufiger geputzt, wie zum Beispiel Rolltreppen-Bänder, Knöpfe und Toiletten. An mehreren Orten, vor und nach der Passkontrolle, hat der Flughafen Desinfektionsmittel-Spender installiert – mit negativem Nebeneffekt. «Manche Passagiere füllen es in PET-Flaschen ab», sagt Tschudin. Er appelliere deshalb an die Solidarität der Passagiere.
Auch die Nachlieferungen seien ein Thema. Schliesslich sind Desinfektionsmittel derzeit weltweit stark gefragt. «Wir müssen damit verhältnismässig umgehen, da diese Krise noch länger dauern könnte», sagt Tschudin.
Der Flughafen spreche regelmässig mit dem Bundesamt für Gesundheit und habe eine so genannte Task-Force gegründet. Man wäre auch auf die Einführung eines so genannten Exit-Screenings von Passagieren vorbereitet, sagt Tschudin. So werden in Italien Passagiere vor ihren USA-Flügen gefragt, in welchen Ländern sie sich zuletzt aufgehalten haben, und es wird ihre Temperatur gemessen.
Laut Tschudin hätte man die nötigen Produkte wie Fiebermesser, um diese Massnahme einzuführen. Dabei könne man sich auch auf die Hilfe der Behörden oder des Militärs verlassen. «Innert 48 Stunden könnten wir diese Massnahme einführen.» Das für die Screenings nötige Personal könnte man voraussichtlich selber stellen, sagt Tschudin. Allerdings bezeichnet das Geschäftsleitungsmitglied der Flughafen Zürich AG das Fiebermessen als Placebo-Massnahme, da nicht jeder Virus-Träger eine erhöhte Temperatur aufweise.
Und noch eine weitere Massnahme hätte der Flughafen in petto. «Wir haben vor rund zehn Jahren bei der Sars-Krise Plexiglas-Wände eingekauft für die Check-in-Schalter, um das Personal vor kranken Passagieren zu schützen», sagt Tschudin. Diese könne man bei Bedarf aufstellen. Diesbezüglich sei man mit der Abfertigungsfirma Swissport in Kontakt. Insgesamt arbeiten 27‘000 Menschen am Flughafen Zürich.
Und wenn es stetig und rasant schlimmer wird, wäre dann gar eine Schliessung möglich? «Davon gehen wir heute nicht aus, aber es entwickelt sich alles derart schnell, dass wir auch dieses Szenario nicht ausschliessen können, wenn man nach Italien blickt.»
Vorerst würde man Teile des Flughafens schliessen, sagt Finanzchef Lukas Brosi gegenüber CH Media. «Wir könnten zum Beispiel das Ende eines Terminals temporär ausser Betrieb nehmen, was unsere Kosten senken würde.» Bereits habe man einen Kosten-Stopp in der Verwaltung verhängt.
Zudem hatte Brosi Glück: Der Finanzchef hat am 26. Februar – noch vor der Corona-Eskalation in der Schweiz – eine Anleihe in der Höhe von 400 Millionen Franken mit einer Laufzeit von 15 Jahren platziert, um die Liquidität zu verbessern. «Heute bekämen wir diese Summe von den Banken nicht mehr, nicht für diese Laufzeit und schon gar nicht zu den Konditionen, wie wir sie ausgehandelt haben.» Zudem habe man Anfang Jahr die Kredit-Limiten um sechs Jahre verlängern können. (bzbasel.ch)