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Zweimal Corona? – Nicht nur schlecht, sagen Immunologen

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Orte mit schlechter Lüftung und vielen Leuten können zu schwereren Infektionsverläufen führen: Gäste stehen Schlage vor einem Nachtclub in Lausanne letzten Sommer.Bild: keystone

Zweimal Corona? – Nicht nur schlecht, sagen Immunologen

Wir befinden uns auf einer Gratwanderung: Reinfektionen steigern die Immunität in der Bevölkerung – doch die individuelle Gefahr von Komplikationen bleibt.
08.03.2022, 07:2108.03.2022, 07:21
Sabine Kuster / ch media
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Nicht nur die Fallzahlen steigen nach der Aufhebung der Massnahmen wieder – auch Berichte von Reinfektionen nehmen zu. Also von Genesenen, welche sich erneut anstecken. Solche Berichte kursierten auch Anfang 2021, als sich die Gamma-Version in Brasilien ausbreitete und als Mitte des letzten Jahres die Delta-Welle durch die Schweiz rollte.

«Es ist meiner Meinung nach recht wahrscheinlich, dass mit zunehmend robusterer Immunität bei den meisten Personen speziell die Omicron Infektionen immer milder verlaufen werden.»
Immunologe Christian Münz

So viele Reinfektionen wie nun mit Omikron gab es zuvor aber noch nie. Das britische Gesundheitsministerium UKHSA verfolgt die Reinfektionen und meldet, dass von Anfang der Pandemie bis zum 16. November 2021 nur 1.4 Prozent aller Infektionen Zweitansteckungen waren. Doch seit der Omikronwelle häufen sich Reinfektionen und liegen nun bei zehn Prozent aller entdeckten Fälle in Grossbritannien.

Die Zahlen sind recht verlässlich, da das Land immer noch viel testet. Die Positivitätsrate liegt dort bei 6 Prozent und nicht bei über 50 Prozent wie in der Schweiz, wo es eine bis zu vierfache Dunkelziffer gibt, weil viele Fälle nicht mehr entdeckt werden.

Omikron ist zu anders fürs Immunsystem von Geimpften und Genesenen

UKHSA-Daten-Direktor, Steven Rilley, schreibt dazu: «Die Reinfektionen waren sehr tief, bis die Omikronwelle startete. Es stimmt, dass unsere Zahlen zeigen, wie sehr das Virus sich verändert hat.» Das Virus unterscheidet sich so deutlich von vorangehenden Varianten, dass sich viele Geimpfte wie auch Genesene trotzdem anstecken.

Auch Immunologe Christian Münz von der Universität Zürich sagt: «In der Tat sind die Omicron-Varianten serologisch sehr unterschiedlich gegenüber den früheren Sars-CoV-2 Varianten.» Daher würden Reinfektionen nach Impfung und Genesung recht häufig vorkommen, die Verläufe seien jedoch grösstenteils mild, wie eine Studie aus Südafrika Anfang Dezember zeigte.

Dies ist womöglich aber auch der Fall, weil in Südafrika zuvor viele schon mit einer Corona-Variante Kontakt hatten oder wie in Europa viele mit wirksamen Impfstoffen geimpft sind.

Studien Anfang Jahr zeigten, dass Personen mit einer Immunität vor schwerer Krankheit geschützt sind - selbst wenn es häufiger zur Ansteckungen kommt.

Omikron-Doppelinfektionen gibt es auch

Es kursieren aber auch Berichte von Personen, die sich innerhalb weniger Wochen wieder ansteckten, während Omikron schon dominant war. Dass sich Personen nun sogar mit der selben Variante zweimal anstecken, könnte mit den milden Verläufen zu tun haben: «Milde Erkrankungen mit Omicron, bei denen die Antikörperantwort nicht stark hochgefahren wird, schützen vermutlich nicht sehr effizient», sagt Münz.

Das könnte gerade bei Kindern etwas häufiger der Fall sein. «Dann ist eine baldige Reinfektion vermutlich nicht unüblich, da die erste Omikroninfektion nicht ausreichend hohe Antikörpermengen induziert». Laut Christian Münz sind diese laut bisherigen Studien jedoch nicht sehr häufig.

Auch nicht zwischen der beiden Omikronvarianten: BA.1 und BA.2 zeigten nur kleine Unterschiede in der Neutralisierungsempfindlichkeit gegenüber Sars-CoV-2 spezifischen Antikörpern. «Sie schützen vor der Ansteckung mit der jeweils anderen Variante zumindest kurzfristig», sagt Münz und verweist auf folgende Studie: Chemaitelly Et Al Med Rxiv 2022 Pdf

Reinfektionen steigern die Immunität

«Es ist meiner Meinung nach recht wahrscheinlich, dass mit zunehmend robusterer Immunität bei den meisten Personen speziell die Omicron Infektionen immer milder verlaufen werden», sagt Münz.

Doch es gibt auch Berichte, wonach die zweite Infektion mit Omikron schwerer verlief. Dies könnte mit der Virus-Menge zusammenhängen, mit der man jeweils konfrontiert ist. Ist man einer sehr hohen Viruskonzentration ausgesetzt, kann eine schwerere Krankheit laut Münz vorkommen. Und noch nicht geklärt ist, ob man mit steigender Immunität irgendwann komplett auch vor Long Covid geschützt ist.

Orte mit möglicherweise hoher Konzentration weiterhin meiden

Auch daher sollte man sich an gewissen Orten nach wie vor schützen und zum Beispiel schlecht belüftete Klubs mit vielen Leuten eher meiden. Generell sieht Münz Zweitinfektionen nicht als heikel an: «Eine geimpfte Person, die in den letzten zwei Monaten schon einmal mit Omikron infiziert wurde, hat eine Reinfektion unter weniger extremen Bedingungen nicht zu fürchten, da auch diese vermutlich mild verlaufen würde.»

Solange das Virus zirkuliert, ergeben sich laut Münz daraus Boostereffekte, wenn auch nur geringe. Nehmen aber die Fallzahlen im Frühling und Sommer ab, könnte auch die Immunität sinken und damit schwere Infektionsverläufe im Herbst wieder möglich werden. Münz fordert deshalb ein Immunmonitoring der Bevölkerung, um absehen zu können, wie gut der Schutz im Herbst noch sein wird. (aargauerzeitung.ch)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zelda F.
08.03.2022 07:36registriert Mai 2021
Was ist das für eine Immunität, in der man sich wieder und wieder ansteckt? Heisst das, das Virus zirkuliert jetzt auf diesem Niveau einfach weiter? Mit der Krankheitslast, mit LongCovid aber auch mit den konstanten Arbeitsausfällen?
Wo bleiben in einem solchen Szenario die Immunsupprimierten die ältere und vorerkrankte Bevölkerung?
Ausserdem ist es doch unterdessen recht ignorant, zu behaupten, man müsse halt keinen schlecht belüfteten Club besuchen, um sich nicht anzustecken. Das Virus, in hohen Dosen, lauert überall, wo keine Masken getragen werden.
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