Wer sich mit Corona infiziert, muss nicht zwangsläufig seine Mitmenschen anstecken. Immer wieder gibt es trotz der Omikron-Variante auch Fälle, bei denen ein Familienmitglied erkrankt und die anderen verschont bleiben. Doch woran liegt das?
Wissenschaftler haben mehrere mögliche Antworten darauf gefunden:
Forscher des Imperial College in London haben kürzlich eine weitere Ursache ausgemacht. Sie fanden heraus, dass ein hoher Anteil spezialisierter T-Helferzellen im Immunsystem, die sich durch eine bereits erfolgte Infektion mit Corona-Erkältungsviren bildeten, zum Schutz vor Covid-19 beitragen können.
Für ihre Studie wurden bereits Anfang 2020 insgesamt 52 Menschen in Grossbritannien ausgewählt, die weder infiziert noch geimpft waren. Sie alle lebten mit jemandem zusammen, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Die Untersuchung ergab, dass jene 26 Personen, die sich nicht infizierten, höhere Werte der entsprechenden T-Helferzellen hatten.
Was sind T-Helferzellen? T-Helferzellen gehören zu den Lymphozyten und spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem. Ihr Anteil kann im Blut gemessen werden. Sie können körpereigene Zellen, die von Viren infiziert wurden, erkennen und abtöten.
Die Erklärung dafür könnten also die bereits existierenden Corona-Erkältungsviren sein, die weltweit kursieren und Millionen von Menschen schon vor der Pandemie infizierten. Personen, die also schon früher damit infiziert waren, bildeten jene T-Helferzellen im Immunsystem, die womöglich auch SARS-CoV-2 erkennen und davor schützen können.
Die Forscher weisen auf eine Besonderheit ihrer Entdeckung hin: Dies könnte zu einer neuen Kategorie an Impfstoffen führen. Denn die identifizierten T-Helferzellen zielen zum Schutz vor einer Infektion auf Proteine innerhalb des SARS-CoV-2-Virus ab und nicht auf das sich stark verändernde Spike-Protein an der Virusoberfläche. Die bisherigen Corona-Impfstoffe aber zielen nur auf dieses Spike-Protein ab.
Schliesslich zeigten bereits etliche Studien, dass nach den aktuellen Corona-Impfungen die Antikörperzahlen des Immunsystems schon nach ein paar Monaten deutlich sinken. Die Immunantwort der T-Helferzellen hält aber länger an als die Wirksamkeit der Antikörper. Neu entwickelte Impfstoffe könnten deshalb einen länger anhaltenden Schutz bieten.