Seit Montag befindet sich die Schweiz in einer ausserordentlichen Lage. Alle Geschäfte und Betriebe ausser Lebensmittelläden, Tankstellen und Apotheken bleiben geschlossen. Das trifft allen voran Kleingewerbler und Selbständige. Für mindestens einen Monat fällt nun der Umsatz weg. Kosten für Ladenmiete oder Mitarbeitende bleiben aber weiterhin.
Für SP-Lokalpolitiker Ivo Kuster aus der St.Galler Gemeinde Eschenbach war «absolut selbstverständlich», dass er nun handeln musste. Er vermietet ein Kosmetikstudio, dass nun mindestens bis zum 19. April geschlossen bleibt. «Ich habe meiner Mieterin gesagt, ‹wenn du wieder arbeiten kannst, zahlst du wieder Miete, vorher nicht›», so Kuster.
Seinen Akt der Solidarität postete Kuster danach auf Facebook. Und war überwältigt von den Tausenden Kommentaren und Likes. «Ich war überrascht, dass diese – für mich absolut logische Schlussfolgerung – einen solchen Sturm an Reaktionen ausgelöst hat», sagt der Lokalpolitiker und fügt hinzu: «Was soll ich sonst tun? Die Miete einziehen und dann in ein paar Monaten das Geld beim Konkursamt einfordern? Das bringt niemandem etwas.»
Kuster ruft nun dazu auf, es ihm gleichzutun. Beim Hauseigentümerverband (HEV) klingt das etwas anders. In einer Mitteilung heisst es, dass Forderungen nach Aufhebung der Zahlungspflicht für Mieter verfehlt seien. «Es darf nicht ein einzelnes Glied aus dieser ganzen finanziellen Verpflichtungskette herausgebrochen werden», schreibt der Verband. Auch Vermieter müssten Rechnungen für Hauswartung, Heizung, Wasser oder Strom bezahlen. Der Verband rät zu individuellen Lösungen. Bei Geschäften, wo der Betrieb eingestellt wurde, wären Ratenzahlungen oder das Gewähren von längeren Zahlungsfristen eine mögliche Lösung.
Ivo Kuster quittiert die Anweisungen des HEV mit klaren Worten: «Als Vermieter musst du jederzeit finanziell auf zwei bis drei Monatsmieten verzichten können. Wenn du das nicht kannst, dann lass die Hände vom Immobilienmarkt.»
Bei casafair, dem Verband für umweltbewusste und faire WohneigentümerInnen, lobt man die Idee von Kuster, empfiehlt jedoch auch individuelle Lösungen: «Es gibt ganz unterschiedliche Immobilienbesitzende, wir empfehlen, rechtzeitig das Gespräch zu suchen, wenn sich Engpässe abzeichnen», so Mediensprecher Andreas Käsermann.
Ivo Kuster will nun aktiv werden. «Es ist nun endlich an der Zeit, dass auch grosse Immobilienfirmen wie SwissLife Solidarität zeigen», sagt er. Auf seinem Blog hat er eine Vorlage für Mieter bereitgestellt, mit der eine Mietreduktion gefordert werden kann.