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Unterwegs mit Leuten, die die Schweizer SUV-Fahrer zur Weissglut treiben

Klimaaktivisten lüfteln Reifen an SUV
Montagabend in Zürich: Ein Klimaaktivist legt einen SUV lahm.bild: chiara jessica hess

Unterwegs mit den Leuten, die gerade die Schweizer SUV-Fahrer zur Weissglut treiben

Klimaaktivisten haben in der Nacht auf Dienstag in Zürich 102 SUVs die Luft abgelassen. Sie halten ihre Aktion für «berechtigt». Anders sieht dies Sarah*. Die SUV-Besitzerin war vor Kurzem selbst betroffen.
01.12.2022, 05:2819.12.2022, 14:38
Corsin Manser
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Karin, Samira, Gian und Marina haben alle das gleiche Ziel. Sie wollen möglichst vielen SUVs die Luft aus den Reifen lassen. Bewaffnet sind sie lediglich mit Latex-Handschuhen, Linsen und DIN-A4-Blättern.

Sie versammeln sich am Montagabend um 23 Uhr auf einem Platz im Zürcher Kreis 6. «Ich wäre eigentlich lieber im Bett», sagt Karin, die als Therapeutin arbeitet. Sie muss am nächsten Morgen um 8.30 Uhr wieder in der Praxis stehen. Doch die «Zerstörung der Lebensgrundlagen und der Gesundheit» bereiten ihr Sorgen, wie sie erzählt. Deshalb steht sie spätnachts noch auf der Strasse.

Man würde nie vermuten, dass sich die zierliche Frau bald an privatem Eigentum zu schaffen machen und Dutzende Autofahrer verärgern wird. Karin gibt an, 50 Jahre alt zu sein. Sie trägt eine sportliche Daunenjacke, Trekkingschuhe und einen kleinen Rucksack. Man könnte meinen, sie sei gerade von einem Wanderausflug aus dem Tessin zurückgekommen.

«The Tyre Extinguisher» lassen Luft von SUV-Reifen raus.
Der Treffpunkt im Kreis 6.Bild: chiara jessica hess
Was ist ein SUV?
SUV steht für «Sport utility vehicle». Eine genaue Definition, welches Auto in diese Kategorie fällt, gibt es nicht. Vierradantrieb, grosser Abstand zwischen Boden und Chassis und hohe Reifen sind Merkmale eines SUVs. Im Deutschen werden sie auch als Stadtgeländewagen bezeichnet.

SUVs sind sehr beliebt. Gemäss der Internationalen Energieagentur (IAE) wurden 2021 weltweit so viele Exemplare verkauft wie noch nie. Mit Konsequenzen für den globalen CO₂-Ausstoss. Denn SUVs verbrauchen im Schnitt 20 Prozent mehr Energie als durchschnittliche Autos, wie die IAE schreibt.

Karin läuft bereits das vierte oder fünfte Mal durch die Stadt, um Luft aus den SUVs zu lassen. «Zwei Mal bin ich auch einfach alleine losgezogen. So um zwei Uhr nachts.» Doch besser sei es in Gesellschaft. «In der Gruppe macht es viel mehr Spass», meint sie.

Das Briefing

Bevor es losgeht, gibt es ein kurzes Briefing. Karin erklärt, wie das Luft-Ablassen funktioniert. Denn es sind Neulinge dabei. Sie hält sich an die Vorschläge der «Tyre Extinguishers». Die Bewegung hat sich dem Kampf gegen die Stadtgeländewagen verschrieben. Auf ihrer Website gibt es genaue Anleitungen, wie man einen SUV erkennt, wie man die Luft ablässt und wie man die Autofahrer informiert.

So gibt es einen vorformulierten Text, den man ausdrucken und unter die Scheibenwischer der Windschutzscheibe klemmen kann. Aktuell gibt es das Schreiben in 14 verschiedenen Sprachen, doch die Bewegung hofft, dass dies erst der Anfang ist. «Wir sind eine führerlose, autonome Bewegung von Gruppen, die unabhängig voneinander handeln», heisst es auf der Website. Jeder und jede könne selber eine Gruppe gründen, das Logo und die Anleitungen verwenden. «Wir wollen, dass sich diese Idee auf der ganzen Welt verbreitet, bis es unmöglich wird, einen SUV zu besitzen.»

«The Tyre Extinguisher» lassen Luft von SUV-Reifen raus.
Die Aktivistinnen informieren die Autofahrer mit einem Schreiben. Bild: chiara jessica hess

Das Hantieren am Reifen dauert gemäss Website nicht länger als zehn Sekunden. Karin erklärt: Kappe des Ventils abschrauben, zwei bis drei Linsen hineindrücken, Kappe mit den Linsen wieder draufschrauben. «Dann hört man ein ‹Pffffft› und kann weglaufen.» Klingt einfach, ist es aber nicht immer, wie sich später herausstellen soll.

«The Tyre Extinguisher» lassen Luft von SUV-Reifen raus.
Mit grünen Linsen werden die Ventile behandelt.Bild: chiara jessica hess

Die Neuen hören den Ausführungen von Karin aufmerksam zu. Unter ihnen befindet sich Gian*, 29 Jahre alt, er arbeitet im HR-Bereich. Gian gleicht noch am ehesten dem, was man sich gemeinhin unter einem Klimaaktivisten vorstellt. Die Wollmütze hat er bis zu den Augenbrauen heruntergezogen, die abgetragenen Trainerhosen sind sicher nicht vom Gucci-Store und wenn man ihm kritische Fragen stellt, kommen die Antworten wie aus dem Maschinengewehr geschossen. Es klingt, als hätte er sämtliche Aktivisten-Pamphlete auswendig gelernt.

«Den habe ich auf dem Weg hierhin bereits angespuckt. Der kommt dran.»

Er wehrt sich entschieden gegen den Vorwurf, dass die Klimabewegung Sympathien verspielt, wenn sie fremdes Eigentum beschädigt. Erstens werde hier kein Eigentum kaputt gemacht, so Gian, es werde nur Luft abgelassen. Und zweitens müsse die Aktion auch nicht einer Mehrheit gefallen. Es brauche nur 3,5 Prozent der Bevölkerung, um eine Veränderung herbeizuführen. «Sämtliche Sozialbewegungen in den vergangenen 200 Jahren wurden von einem radikalen Flügel angestossen, der sich jeweils auch illegaler Methoden bedient hat».

Neben Gian stehen zwei 60-jährige Frauen. Sie sehen aus, als hätten sie gerade einen netten Abend im Theater verbracht. Doch auch sie wollen heute ein Zeichen gegen SUVs setzen. Marina hat bereits einen Jeep im Visier, der etwas unterhalb des Treffpunkts steht. «Den habe ich auf dem Weg hierhin bereits angespuckt. Der kommt dran.»

Samira drückt sich diplomatischer aus. «Wir müssen überall, wo wir können, Druck aufbauen. Natürlich verärgern wir damit Leute. Aber anders geht es offenbar nicht.»

Marina hat gar keine Probleme damit, dass sie die SUV-Fahrer wütend machen könnte. «Wer verärgert hier wen?», fragt sie. «Ich werde auf meinem Velo jeden Tag von SUV-Fahrern belästigt.»

Die Aktion

Die Anspannung steigt. In wenigen Augenblicken geht es los. «Ja, ich bin aufgeregt», gibt Gian zu. «Aber ich fühle mich berechtigt, das zu tun, was ich gleich tun werde.» Marina stimmt ihm zu: «Wir versuchen diejenigen zu treffen, die die Klimakrise verursachen. Und das sind unter anderem die SUV-Fahrer.»

«The Tyre Extinguisher» lassen Luft von SUV-Reifen raus.
Letzte Vorbereitungen.Bild: watson

Das Quartier am Zürichberg haben sich die Aktivistinnen bewusst ausgewählt. «Hier hockt das Geld», sagt Marina. «Aber das Schlimme ist: Die ganz Reichen haben natürlich ihre Privatgaragen. An die kommst du nicht ran.»

Die Gruppe teilt sich auf. Marina und Samira verabschieden sich.

Wir ziehen mit Karin und Gian in die Wohnquartiere, die etwas weiter oben am Berg liegen. Es ist jetzt ganz still. Zu hören ist nur noch das entfernte Quietschen eines Trams, das kurz vor Mitternacht seine letzten Meter zurücklegt.

Karin und Gian kommunizieren im Flüsterton. Gemeinsam schreiten sie die erste Reihe parkierter Autos ab. Ein SUV ist noch nicht in Sicht. Weiter geht es im Laternenschein die Strasse entlang.

Plötzlich geht Karin in die Knie.

Sie hat ein Zielobjekt gefunden. Die Therapeutin schraubt mit ihren flinken Händen am Ventil des Reifens herum. Sie ist hoch konzentriert. Gian hält derweil Ausschau, ob jemand sie beobachtet, und bringt den DIN-A4-Zettel an: «Achtung – Ihr Spritfresser ist tödlich!». Nach nur wenigen Sekunden ist Karin fertig. Sie steht auf und entfernt sich sofort vom Auto.

Beim Vorbeigehen hört man es deutlich. Die Luft entweicht langsam dem Pneu. Pffffft.

Auch Gian ist zunächst erfolgreich. Doch schon bald wird es brenzlig: Die Kappe eines Ventils fliegt ihm aus den Händen. Im Dunkeln tastet er nach dem Verschluss, als plötzlich jemand im Haus nebenan das Fenster zumacht. Karin wird nervös: «Gian, Gian, Gian», zischt sie. Doch Gian sucht weiter nach der verlorenen Kappe.

Die Sekunden zerrinnen nur langsam. Karin will jetzt so schnell wie möglich weg. Doch Gian bleibt auf den Knien.

Irgendwann gibt er auf, er findet die Ventilkappe nicht. Die Luft bleibt im Pneu. Den Informationszettel, dass dem Reifen die Luft abgelassen wurde, lässt er dennoch an der Windschutzscheibe. Im Verlaufe des Abends passiert ihm das Gleiche sicher noch zwei, drei Mal.

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Nicht immer gelingt das Luft-Ablassen..Bild: chiara jessica hess

Die ganze Aktion erinnert an einen Lausbubenstreich – kleine Kinder, die beim Nachbar klingeln und dann kichernd in die Nacht davonrennen. Im Gegensatz dazu könnte das Luft-Ablassen jedoch ernste Konsequenzen haben.

Was, wenn der DIN-A4-Zettel davon windet und der Fahrer nicht merkt, dass der Reifen platt ist?

Karin hält das für ungefährlich: «Moderne Autos haben alle eine Anzeige, die auf platte Reifen aufmerksam macht.»

Was, wenn ein Arzt Pikett-Dienst hat und um 3 Uhr morgens nicht ins Spital fahren kann?

Karin: «Dann nimmt er halt ein Taxi.»

Was, wenn jemand ein grosses Auto hat, weil er seinen Rollstuhl darin transportieren muss?

Karin versichert: «Wenn es einen Rollstuhl-Kleber auf dem Auto hat, lassen wir keine Luft raus. Auch Fahrzeuge von Handwerker-Buden lassen wir in Ruhe.»

Welche Strafe droht, wenn die Aktvisiten beim Luft-Ablassen erwischt werden, müsste das Gericht von Fall zu Fall entscheiden. Wenn der Pneu kaputt ist, stünde sicher Sachbeschädigung im Raum. Man könnte unter Umständen auch Nötigung geltend machen, weil jemand dazu gezwungen wird, an Ort und Stelle zu bleiben.

Schnell wird deutlich, dass Gian und Karin eine breite Definition von SUV haben. Sie legen längst nicht nur bei Luxuskarossen Hand an. Auch etwas grösseren Mittelstandswagen, die vielleicht als Familienkutsche dienen, wird die Luft abgelassen.

Dran glauben müssen auch ein Suzuki Vitara Hybrid und ein Tesla Model X. Gian und Karin kennen keine Gnade. Denn ihnen sind auch SUVs, die mit erneuerbarer Energie unterwegs sind, ein Dorn im Auge. Auf dem DIN-A4-Zettel steht: «Fahren Sie einen Plug-in-Hybrid oder Elektro-SUV? Diese Fahrzeuge sind immer noch umweltschädlich, gefährlich und verursachen Verkehrsstaus.»

Es geht immer weiter den Berg hinauf. Die Häuser und Einfahrten werden pompöser. Die Autos ebenso. Innert weniger Minuten laufen wir an drei Land Rovern vorbei.

Pffffft. Pffffft. Pffffft.

Menschen sind um diese Uhrzeit fast keine mehr unterwegs. Nur einmal fährt eine Velofahrerin vorbei.

«The Tyre Extinguisher» lassen Luft von SUV-Reifen raus.
Nur vereinzelt brennt noch Licht.Bild: watson

Lange studieren Karin und Gian die Fahrzeuge jeweils nicht, bis sie sich zum Ventil runterbücken. Kurz halten sie jedoch Ausschau nach Auffälligkeiten. Als sie bei einem silbrigen SUV entdecken, dass er ein ukrainisches Kennzeichen hat, lassen sie vom Wagen ab. Wenig später findet Karin auf der Windschutzscheibe einen Kleber eines Ärztezentrums. Auch dieses Auto lässt sie in Ruhe. Man glaubt ihr, dass sie bei einem Rollstuhl-Kleber die Luft nicht absichtlich herauslassen würde.

Der Fall Sarah

Dass die Aktivisten jedoch manchmal Personen treffen, die wegen einer Behinderung auf einen SUV angewiesen sind, zeigt das Beispiel von Sarah.

Es ist Samstagmorgen im Zürcher Kreis 4. Zwei Tage bevor unsere Aktivistengruppe loszieht. Sarah hat ihrer Schwester versprochen, dass sie ihr Auto ausleihen darf. Seit rund acht Jahren besitzt die 28-Jährige einen SUV, wie sie uns per Telefon erzählt. «Ich wäre eigentlich auch lieber mit dem ÖV oder dem Velo unterwegs», sagt Sarah. «Aber ich habe eine körperliche Behinderung und bin auf den Rollstuhl angewiesen.»

Da sie diesen aus eigener Kraft nicht zusammenklappen kann, braucht er viel Platz in ihrem Auto. Sie hat extra einen Lift in ihren SUV einbauen lassen, damit sie den Rollstuhl von A nach B transportieren kann. «Ich bin auf das Auto angewiesen, da ich nicht unabhängig im öffentlichen Verkehr unterwegs sein kann. Ich bräuchte überall Hilfe.»

Sarah arbeitet in der Stadt und fährt jeweils mit dem Auto ins Büro. Auch wenn sie ihre Bekannten in der Heimat besucht, benutzt sie ihren SUV. Sie bewahrt sich damit ihre Unabhängigkeit. Sarah sagt: «Das Auto ermöglicht es mir, mehr oder weniger mit dem Tempo der Gesellschaft mitzugehen.»

An diesem Wochenende will sie es jedoch etwas gemütlicher angehen lassen. Sarah trägt noch ihr Pyjama und sitzt gerade beim Frühstück, als ihre Schwester an der Tür klingelt. Sie ist komplett aufgebracht und hält einen DIN-A4-Zettel in der Hand: Er wurde von den «Tyre Extinguishers» verfasst.

«Meine Rollstuhl-Parkkarte lag klar ersichtlich hinter der Windschutzscheibe auf der Fahrerseite.»

Sie begibt sich auf den Parkplatz und betrachtet ihr Auto. In einem der vorderen Reifen befindet sich keine Luft mehr. Der Anblick habe sie «sehr sauer» gemacht, erzählt Sarah. Sie alarmiert die Polizei, welche nach kurzer Zeit eintrifft. Viel verspricht sie sich davon nicht, da die Spurensicherung kaum etwas Nützliches in Erfahrung bringen können wird. Trotzdem erstattet Sarah Strafanzeige.

«Meine Rollstuhl-Parkkarte lag klar ersichtlich hinter der Windschutzscheibe auf der Fahrerseite», erinnert sich Sarah. «Genau dort, wo die Aktivisten ihren Zettel hingeklemmt haben.» Sie gibt zu bedenken, dass sie die Rollstuhlkarte gar nicht hätte anbringen müssen. «Schliesslich handelt es sich um einen Privat-Parkplatz, da muss ich niemandem beweisen, dass ich eine Behinderung habe.» Für Sarah ist klar: Die Aktivisten können nicht in jedem Fall wissen, ob sie jemanden mit Behinderung treffen oder nicht.

Das Fazit

Auf dem Zürichberg geht die Tour von Karin und Gian langsam zu Ende. Mittlerweile hat leichter Nieselregen eingesetzt und das Adrenalin ist der Müdigkeit gewichen. Karin zählt, wie viele Zettel sie verteilt hat. So kann sie feststellen, bei wie vielen Reifen sie und Gian in die Luft herausgelassen haben. In einer Stunde waren es 33. «Das ist ein normaler Wert», meint Karin.

Gian zieht ein positives Fazit seiner ersten Tour. «Der Kampf geht weiter», sagt er. «Aber wenn mich meine Kinder in 20 Jahren fragen, was ich gegen die Klimakrise gemacht habe, kann ich sagen, dass ich aktiv war.»

«The Tyre Extinguisher» lassen Luft von SUV-Reifen raus.
Schmutzige Hände nach der Tour.Bild: chiara jessica hess

Karin hofft, dass durch ihre Aktion Schwung in die SUV-Debatte kommt. Wenn immer mehr Leute sich bei den «Tyre Extinguishers» engagieren würden, käme vielleicht auch mal ein Vorstoss aus der Politik. Sie würde am liebsten konkrete Massnahmen sehen: «SUV-freie Zonen in der Stadt und günstigerer ÖV. Oder warum eigentlich nicht gratis?» Wann sie das nächste Mal losziehen werden, wissen sie noch nicht. «Wahrscheinlich machen wir jetzt mal ein wenig Pause, da es nachts doch ziemlich kalt wird», meint Karin. «Vielleicht treffen wir uns auch einfach mal, um mit einem Gläschen auf unsere Aktion anzustossen.»

Am Dienstagmorgen schickt uns Karin eine Mail. Erfreut teilt sie uns mit, dass in der vergangenen Nacht in Zürich 102 SUVs die Luft abgelassen wurde. Alle Aktivisten seien gut nach Hause gekommen.

Die Zürcher Gruppe war am Montag nicht alleine, in ganz Europa waren Aktivistinnen unterwegs. Auf dem Twitter-Kanal der «Tyre Extinguishers» heisst es am Dienstag: «900 SUVs in acht Ländern getroffen.» Es sei die bisher grösste Aktion gegen SUVs gewesen.

Das Auto von Sarah ist schnell geflickt. Eine Stunde nach der Polizei trifft der TCS ein, der sich dem platten Reifen annimmt. Doch bei Sarah hat der Vorfall tiefere Spuren hinterlassen. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hat, setzt bei ihr ein Denkprozess ein. «Als ich wieder allein war, dachte ich mir: Muss das wirklich sein? Immer muss ich um meine Grundrechte kämpfen und den Leuten erklären, was es bedeutet, eine Behinderung zu haben. All das braucht schon so viel Energie. Und jetzt legen mir auch noch die Klimaaktivisten Steine in den Weg. Sie sollen sich doch zuerst für weniger Barrieren im öffentlichen Verkehr einsetzen, bevor sie mich als Klimasünderin an den Pranger stellen wegen meines Autos.»

Sarah schreibt den «Tyre Extinguishers» am Samstag eine Mail und schildert ihren Fall. Sie will von den Aktivisten wissen, wie sie verhindern wollen, dass ein solcher Fall wieder vorkommt. Eine Antwort hat sie bisher nicht erhalten. Auch auf dem Netzwerk LinkedIn berichtet sie über die Vorkommnisse. Sie erhält zahlreiche Kommentare und viel Unterstützung.

«Ich bin nicht gegen Aktivismus», sagt Sarah. «Ich finde es wichtig, dass man manchmal laut wird und für seine Werte einsteht. Aber es gibt Wege, die geeigneter sind, als Dinge von Menschen zu zerstören.»

*Sämtliche Namen im Artikel sind frei erfunden.

«Wie kann man so dekadent sein?» – Fabi weint (doch) über SUVs

Video: watson/Emily Engkent
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Skunk42
01.12.2022 05:59registriert Februar 2022
"In der Gruppe macht es viel mehr Spass."

Sagt es eigentlich schon. Etwas Vandalismus, um dem grauen Alltag zu entkommen unter dem Deckmantel des Klimaschutzes.
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Laggoss
01.12.2022 06:08registriert Januar 2021
Andern Leuten Leid zufügen, tolle „Aktivisten“. Dem Klima bringt das übrigens nichts, mit solchen Aktionen bewegt man niemanden zum Umdenken, erreicht aber höchstens, dass Leute sich von den berechtigten Anliegen der Klimabewegung abwenden.
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Donny Drumpf
01.12.2022 05:49registriert November 2019
Die Klimafundis in Action.
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