Sie wird «ausgepresst» und «wurde von der Politik betrogen». Sie ist «am stärksten vom Rückgang der Kaufkraft betroffen». Sie «verdient Besseres» und «darf nicht die Zeche zahlen». Sie muss «verteidigt» und «entlastet» werden. Kaum ein Begriff wird von Politikern aller Couleur so hochgehalten wie derjenige der Mittelschicht. Aber was bedeutet das genau?
Der Ausdruck Mittelschicht bezeichnet in der Regel Personen, die weder zu reich noch zu arm sind, aber es handelt sich nicht um einen vagen Begriff. In der Schweiz ist der Begriff klar definiert und bezeichnet einen messbaren Teil der Bevölkerung.
Um zur Mittelschicht zu gehören, muss eine alleinstehende Person über ein monatliches Einkommen zwischen 3970 und 8508 Franken verfügen. Für ein Paar mit zwei Kindern sind es zwischen 8338 und 17'867 Franken, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag berichtete.
Diese Schwellenwerte ändern sich von einem Jahr zum anderen. Technisch gesehen umfasse die Mittelschicht alle Personen aus Haushalten, deren Bruttoäquivalenzeinkommen zwischen 70 Prozent und 150 Prozent des Medians im jeweiligen Beobachtungsjahr liegt, so das BFS. Der Median gibt die Grenze zwischen den unteren 50 Prozent und den oberen 50 Prozent an.
Im Jahr 2021 habe mehr als die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer zu dieser Kategorie gehört, nämlich 57,6 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung. Dieser Anteil ist in den letzten 20 Jahren relativ stabil geblieben. Auch wenn der Anteil seit 2015 tendenziell leicht abgenommen habe, könne man laut BFS nicht von einer eindeutigen Entwicklung sprechen.
Der Rest der Bevölkerung teilt sich in zwei weitere soziale Schichten: die Gruppe mit tiefem Einkommen und die Gruppe mit hohem Einkommen. Jede dieser Gruppen machte im Jahr 2021 etwa 20 Prozent der Einwohner des Landes aus.
Das durchschnittliche Bruttoeinkommen der Mittelschicht betrug im Jahr 2021 5913 Franken. Das frei verfügbare Einkommen, ein Begriff, der angibt, was vom Bruttoeinkommen übrig bleibt, nachdem Steuern, Sozialversicherungen und die Prämien für die Grundversicherung der Krankenkasse bezahlt wurden, betrug im selben Jahr 4197 Franken.
Ein Vergleich des Durchschnittseinkommens der drei Gruppen, aus denen sich die Bevölkerung zusammensetzt, zeigt erhebliche Unterschiede:
In den letzten 20 Jahren sind die Einkommen der Mittelschicht leicht gestiegen. Von 2001 bis 2021 stieg das durchschnittliche Bruttoeinkommen von 5101 auf 5913 Franken, das frei verfügbare Einkommen von 3851 auf 4197 Franken. Ersteres stieg also um 16 Prozent, letzteres um 9 Prozent aber dieses Wachstum war vielen Schwankungen unterworfen. Manchmal gingen die Werte von einem Jahr zum anderen sogar zurück.
(pre/rbu/asi)
Ich lebe in Deutschland. Mein Lohn als IT-Consultant lässt sich nicht direkt vergleichen, weil er in der Schweiz höher liegen würde.
Aber ein Job wo man in der Schweiz 5‘900 verdient (etwa Sachbearbeiter) kann man in BaWü mit etwa 2,200€ Netto rechnen.
Für 700€ warm findet man PROBLEMLOS eine schöne 3-Zi.-80qm-Wohnung in der Stadt! (Zwei Käffer weiter auch für 500…)
Den Schweizern bleibt immer weniger nach der Miete. Da läuft was falsch.
Ich glaube, es braucht mal wieder einen gehörigen Chlapf für die Immo-Haie!