Die SVP behauptet, dass die Migration für die steigenden Gesundheitskosten verantwortlich ist. Die «masslose Zuwanderung» habe «drastische Auswirkungen auf unser Gesundheitssystem», schrieb die Partei in ihrem Argumentarium vom letzten Juni. Weiter behauptet sie, dass dies eine Tatsache sei, die «politisch lieber verschwiegen wird».
Um dafür Beweise zu finden beziehungsweise das angebliche «politische Schweigen» zu brechen, forderte SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi in einer Motion eine Krankenversicherungsstatistik, die nach Aufenthaltsstatus und Nationalität aufgeschlüsselt ist. Prompt beauftragte Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider das Bundesamt für Statistik damit und seit letzter Woche liegt der Bericht vor.
Mit dem Ergebnis: Ausländerinnen und Ausländer beziehen im Durchschnitt fast 1000 Franken weniger Gesundheitsleistungen als Schweizerinnen und Schweizer. Während die durchschnittlichen Gesundheitskosten pro Jahr und Person bei Schweizer Staatsangehörigen bei 3554 Franken liegen, sind Menschen mit ausländischer Nationalität nur für 2569 Franken verantwortlich – also 985 Franken weniger. Die Resultate helfen dem SVP-Argument also nicht.
Ein Grund dafür ist die Altersdemografie, wie der Tages-Anzeiger berichtet. Die Schweizer Bevölkerung ist signifikant älter als die ausländische und da die Gesundheitskosten im Alter exponentiell steigen, belastet die betagte Bevölkerung das Gesundheitssystem stärker als die jüngeren Generationen.
Somit entlastet die ausländische Bevölkerung gar das Gesundheitssystem, indem sie während des Erwerbsalters Krankenkassenprämien einzahlt und im Rentenalter eher wieder auswandert.
Lediglich 30 der 193 Nationalitäten liegen in den Durchschnittskosten über dem Schnitt der Schweiz. Das BFS nennt namentlich nur 23 davon, da von den restlichen 7 weniger als 100 Menschen in der Schweiz wohnen. Es könnte sich dabei um Zufallswerte handeln, die Jahr für Jahr stark schwanken könnten.
Die meisten Nationen – 163, um genau zu sein – liegen hinter der Schweiz. Das sind fast 85 Prozent. Zahlreiche Nationen erreichen nicht einmal die Hälfte des Schweizer Durchschnitts, darunter Polen, Bulgarien, Slowakei, China, Rumänien, Ungarn, Indien, Ukraine, Thailand und Eritrea.
Aeschi reagierte kritisch auf den Bericht: «Offensichtlich hat das BFS ‹vergessen›, die Auswertung nach Alterskategorien vorzunehmen.» Tatsächlich fehlt diese Auswertung in der Statistik. Laut Mediensprecher Marc Moser wurde dieser Aspekt aber in der multivariaten Analyse untersucht und die Analyse habe bestätigt, dass die Durchschnittskosten der Ausländerinnen und Ausländer auch nach Berücksichtigung des Alters noch signifikant tiefer liegen.
Die multivariate Analyse zeigt beispielsweise, dass eine Person mit italienischer Staatsangehörigkeit im Durchschnitt pro Jahr 170 Franken höhere Nettokosten verursacht als eine Person mit Schweizer Staatsangehörigkeit, wenn alle anderen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Wohnort gleich sind. Diese Methodik neutralisiert strukturelle Unterschiede. Das Bundesamt für Statistik hat lediglich die Nationen ausgewertet, welche höhere Kosten als die Schweiz verursachen.
Trotz alledem besteht für Thomas Aeschi Handlungsbedarf. «Illegale Migranten und abgewiesene Asylbewerber müssen dringend in eine ‹Krankenkasse light› verschoben werden, wo sie nur noch medizinische Grundleistungen erhalten», wie er gegenüber dem «Tages-Anzeiger» verlauten lässt. Das Parlament hat diesen Vorstoss schon mehrfach abgelehnt. (can)
Man darf nicht vergessen,die Einheitskrankenkasse haben wir wegen der SVP nicht.