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Umfragen zur Abstimmung im September 2024: Das sagen die Prognosen

BVG-Reform weiter chancenlos +++ Biodiversität stürzt wohl ebenfalls ab

Am 22. September 2024 stehen in der Schweiz zwei Vorlagen auf dem Abstimmungs-Programm. Einerseits geht es um die Initiative «Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft» (Biodiversitätsinitiative), andererseits muss die Schweiz über eine Reform der beruflichen Vorsorge (BVG) befinden. Das sagen die Umfragen.
11.09.2024, 05:4511.09.2024, 06:48
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Biodiversitätsinitiative

Nisthilfen Biodiversität Garten
Der Schweizer Umweltschutz soll mit der Biodiversitätsinitiative gestärkt werden.Bild: Shutterstock

Darum geht es: Die Initiantinnen und Initianten finden, der Schutz von wertvollen Biotopen gehe in der Schweiz nicht weit genug. Sie wollen im Schutz der Arten besonders die Kantone stärker in die Pflicht nehmen, um Landschaften und Ortsbilder zu bewahren.

Das sagen die Umfragen:

Tamedia/20 Minuten, 10.9., 2. Umfrage

In der ersten Umfrage von Tamedia schnitt die Biodiversitätsinitiative ganz ordentlich ab, rein zahlentechnisch waren ihre Chancen intakt. In der zweiten Umfrage zeichnet sich nun aber ab, dass ihr wohl das gleiche Schicksal wie der BVG-Reform droht.

Im Vergleich mit der ersten Umfragewelle vor Monatsfrist verlor das Anliegen nämlich an Zuspruch. Das Nein-Lager wuchs von 42 Prozent auf 56 Prozent an. Besonders jene Gruppe, die sicher mit «Nein» stimmen wird, verzeichnet einen grossen Zuwachs von 19 Prozent (von 31 auf 50 Prozent).

Dementsprechend sank der Anteil des Ja-Lagers deutlich von 51 auf 42 Prozent.

Die Initiative zeigt ein Abbild der politischen Landschaft der Schweiz. Befragte, die mit dem links-grünen Lager sympathisieren, sind tendenziell für die Initiative, die Bürgerlichen dagegen.

Am meisten Zustimmung hat die Vorlage bei den Grünen (91 Prozent), gefolgt von der SP (74 Prozent). Mitte-, FDP- und SVP-Sympathisanten lehnen sie klar ab. Der Nein-Anteil beträgt dort zwischen 70 (Mitte) und 83 Prozent (FDP und SVP).

Auch ist ein Stadt-/Land-Graben zu beobachten: In den Städten ist eine Mehrheit für das Anliegen, in den Agglomerationen und auf dem Land ist man – relativ deutlich – dagegen.

GFS/SRF, 11.9., 2. Umfrage

Die GFS/SRF-Umfrage zeigt denselben Trend. Aus den (geringen) Chancen, die der Vorlage nach der ersten Welle eingeräumt wurden, hat sich mittlerweile ebenfalls eine Nein-Tendenz gebildet. Das Phänomen, dass Volksinitiativen weniger Zuspruch erhalten, je näher die Abstimmung rückt, ist wohlbekannt. Dieses Schicksal ereilt offenbar auch die Biodiversitäts-Initiative.

Der Ja-Anteil unter den Befragten sank von 51 auf 46 Prozent. Das Nein-Lager wuchs derweil gegenproportional von 43 auf 51 Prozent an. Eine erneute Trendwende ist laut den Umfrageautoren unwahrscheinlich.

BVG-Reform

Zwei ältere arbeitene Frauen. (Alte Frau, Arbeit, Helm)
In der Schweiz steht eine Reform der beruflichen Vorsorge an.Bild: Shutterstock

Darum geht es: Die berufliche Vorsorge (2. Säule) dient in der Schweiz zusätzlich zur AHV (1. Säule) als finanzielle Absicherung im Alter. Die neue BVG-Reform sieht Massnahmen vor, damit viele Geringverdienende später eine höhere Rente erhalten. Dafür sollen Arbeitnehmende und Arbeitgeber jeden Monat höhere Sparbeiträge einzahlen.

Das sagen die Umfragen:

Tamedia/20 Minuten, 10.9., 2. Umfrage

Keine grossen Veränderungen bei der zweiten Umfragewelle bezüglich BVG-Reform: Sie bleibt den Ergebnissen zufolge chancenlos. Ein bisschen besser sieht es aus Befürworter-Sicht aus: Statt zuvor 33 Prozent tendieren nun 37 Prozent zu einem Ja. Das Nein-Lager bleibt unverändert bei 59 Prozent. Allerdings stieg der Anteil jener, die mit Sicherheit gegen die Vorlage stimmen werden (von 47 auf 54 Prozent).

Erneut zeichnet sich damit für das bürgerliche Lager eine Niederlage bei einem Vorsorge-Thema ab. Zuletzt wurde im Frühling die 13. AHV-Rente vom Stimmvolk angenommen.

Im Gegensatz zur Biodiversitätsinitiative gibt es bei der BVG-Reform keinen Stadt-/Land-Graben – dafür eine interessante Abstufung bei den Einkommensklassen. Vereinfacht gesagt: Je weniger die Menschen verdienen, desto eher sind sie gegen die Reform. Doch auch in hohen Klassen findet die Vorlage kaum eine Mehrheit. Nur bei jenen Menschen, die mehr als 16'000 Franken monatlich verdienen, ist das Ja-Lager grösser (54 Prozent).

Bezüglich politischer Lager gibt es am meisten Zustimmung bei den Liberalen. GLP- (53 Prozent) und FDP-Wählende (60 Prozent) sind dafür. Sowohl bei der Mitte und der SVP überwiegt hingegen das Nein-Lager, bei den Parteien links der Mitte so oder so auch.

GFS/SRF, 11.9., 2. Umfrage

Ein bisschen mehr Kredit bekommt die BVG-Vorlage in der Umfrage von GFS/SRF. Allerdings nicht viel. 51 Prozent tendieren hier mittlerweile ebenfalls zu einem Nein, dagegen stehen 42, die eher auf der Ja-Seite sind. Eher, weil nämlich 18 Prozent noch nicht ganz sicher sind – verglichen mit den Tamedia-Ergebnissen ein grosser Anteil.

Das lässt sich auch für das Nein-Lager sagen: Dort sind es 15 Prozent die «eher dagegen» sind. Unter dem Strich also 33 Prozent, die sich noch nicht ganz sicher entschieden haben. Eine Zahl, die bei den Befürwortern noch einen Funken Hoffnung übriglassen dürfte.

Laut den Umfrageverfassenden überwiegt bei einem grossen Teil der Stimmbürgerinnen und -bürger der Eindruck, dass man mit der Reform «beschissen» werde. Auch der gewaltige Rechenfehler des Bundes bei der AHV dürfte wenig vertrauensbildend gewesen sein, so die Einschätzung.

(leo/con)

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Komitee: Kantonale Tierschutzvereine von Bern und Aargau sowie Antisemiten
Abgestimmt am: 20.08.1893
Inkrafttreten am: 22.12.1893
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210 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Glücklich
14.08.2024 07:16registriert August 2022
‚Obwohl die 33 Prozent der Befürwortenden der Überzeugung waren, dass besonders Frauen und Menschen mit niedrigerem Einkommen von einem Ja profitieren würden, fand sich bei den Frauen gegenüber den Männern keine Mehrheit. Beide Geschlechtergruppen waren gleichermassen mit 21 Prozent dafür.‘

Wie genau profitieren den die Menschen mit niedrigem Einkommen? Sie werden während ihrem Arbeitsleben noch weniger Geld zur Verfügung haben und dann im Rentenalter eine ganz kleine BVG- Rente erhalten. Diese wird ihnen kaum bis gar nichts bringen.

Ein Überdenken der gesamten Altersvorsorge muss her …
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Glücklich
14.08.2024 07:26registriert August 2022
‚Die Befürwortenden überzeugten insbesondere zwei Argumente: Zum einen sei ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten gefährdet oder bereits ausgestorben und Biodiversität beuge diesem Artensterben vor.‘

Ich werde Ja- Stimmen. Viele Arten sind direkt voneinander abhängig, stirbt ein Teil wird auch früher oder später der ‚Abhängige‘ aussterben, usw..

Zuwenig wird seitens Politik gemacht um diesem langsamen Sterben entgegen zutreten.
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caro90
14.08.2024 07:25registriert November 2015
Wenn deutlich weniger Fleisch gegessen werden würde, bräuchte es auch weniger Land für den (Futtermittel-)Anbau und Vieh. Somit hätte es mehr Platz für Nahrungsmittel-Anbau UND Biodiversität. Es wäre gut für den Planeten, die Tiere und für unsere Gesundheit.

Die Biodiversitätskrise ist - zumindest bei uns - deutlich wahrnehmbar. Genauso wie die Klimakrise.

Zudem ist es nicht wahr, dass die Initiative zu starr ist. Es ist wichtig, dass wir mehr für die Biodiversität tun.
Von mir gibt es ein klares JA.
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