Schweiz
Deutschland

Kölner Staatsanwaltschaft untersucht Tod von Ex-Sarco-Chef Willet

The Sarco death capsule developed by Exit International, with which a euthanasia patient can die within seconds at the touch of a button, presented at a press conference of The Last Resort Association ...
Die Sarco-Kapsel ermöglicht den freien Tod.Bild: keystone

Kölner Staatsanwaltschaft untersucht Tod von Ex-Sarco-Chef Willet

31.07.2025, 15:5431.07.2025, 15:54

Die Staatsanwaltschaft Köln untersucht den Tod des ehemaligen Sarco-Chefs Florian Willet auf Hinweise des Fremdverschuldens Dritter. Der Sterbehilfeaktivist schied im vergangenen Mai mithilfe einer Sterbehilfeorganisation aus dem Leben.

Das sogenannte Todesermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft richte sich nicht gegen bestimmte Personen, teilte die Behörde auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Donnerstag mit. Ebenfalls werde konkret untersucht, ob der später Verstorbene zum Zeitpunkt des Todes unter einer psychischen Erkrankung litt, die sein Urteils- und Handlungsvermögen beeinträchtigt haben könnte.

Familienangehörige von Willet haben Unterlagen zu den Akten gereicht, mit der Bitte um Prüfung auf strafrechtliche Relevanz, schrieb die Staatsanwaltschaft. Eine ausdrückliche Strafanzeige gegen Verantwortliche der Sterbehilfeorganisation Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) gebe es nicht.

Wie die «Neue Zürcher Zeitung» als Erste berichtete, verwiesen Willets Angehörige in ihren Unterlagen auf die psychischen Störungen, die Ärzte von verschiedenen psychiatrischen Institutionen im Dezember und Januar diagnostiziert hatten. In den Unterlagen des DGHS gebe es keine Hinweise darauf, dass die Urteilsfähigkeit von Willet besonders abgeklärt worden wäre.

Medikamente gegen Schizophrenie

Demnach seien mehrere «Sicherheitsstandards» nicht eingehalten worden, hiess es weiter. Willet sei nur zwei Monate Mitglied der Organisation gewesen und nicht die mindestens vorgeschriebenen sechs Monate. Auch das Erstgespräch mit einem Juristen «in der häuslichen Umgebung der freitodwilligen Person» sei nur per Videoschaltung von einer Pädagogin durchgeführt worden.

Sie sei Willet «bestens bekannt» gewesen, weshalb sie nicht in der Lage gewesen sei, seinen Sterbewunsch objektiv zu beurteilen, sondern ihm eine Art Freundschaftsdienst erwiesen habe, hiess es in der Zeitung. Darauf, dass Willet sich in einem schlechten mentalen Zustand befand, würde auch das bei ihm gefundene Medikament Olanzapin, welches zur Behandlung von Schizophrenie oder manischen Episoden eingesetzt wird, hindeuten.

Willet, der Präsident der Schweizer Sterbehilfeorganisation The Last Resort, war als einziger anwesend, als sich am 23. September 2024 in einem Wald bei Merishausen SH eine US-Amerikanerin in einer Sarco-Sterbekapsel das Leben nahm. Die Schaffhauser Staatsanwaltschaft nahm Willet daraufhin in Untersuchungshaft. Auch gegen weitere Personen, die vor und nach dem Einsatz der Sterbekapsel vor Ort waren, wurden Strafverfahren eröffnet. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Wacken Festival 2025
1 / 9
Wacken Open Air 2025

Am Mittwoch hat das Wacken Open Air in Schleswig-Holstein, Deutschland, seine Türen zum 35. Mal geöffnet.

quelle: www.imago-images.de / imago/marcus brandt
Auf Facebook teilenAuf X teilen
In Australien wurde gerade eine riesige neue Insektenart entdeckt
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Weltweit geschieht alle 10 Minuten ein Femizid – diese Regionen sind besonders betroffen
Etwa alle zehn Minuten wird nach Schätzungen der Vereinten Nationen eine Frau oder ein Mädchen zum Opfer tödlicher Gewalt innerhalb der Beziehung oder Familie.
Im vergangenen Jahr seien weltweit etwa 83'000 Frauen gezielt umgebracht worden – und in rund 60 Prozent der Fälle sei der Täter ein Familienmitglied oder Lebenspartner gewesen, teilten die UN anlässlich des «Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen» mit. Bei getöteten Männern lag der Anteil mit nur elf Prozent drastisch niedriger.
Zur Story