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Die Mitte

Martin Pfister: «Es braucht nicht einen Bauern oder einen Historiker»

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«Es braucht nicht einen Bauern oder einen Historiker – es braucht den Richtigen»

Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister möchte Bundesrat für die Mitte werden. Wie er sich von Kontrahent Markus Ritter abheben will, erklärte er am Donnerstag vor den Medien.
06.02.2025, 16:4606.02.2025, 17:08
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Nach tagelangem Schweigen trat der amtierende Zuger Regierungsrat Martin Pfister am Donnerstag endlich vor die Medien und strahlte über beide Ohren, als er sagte:

«Es liegt nicht in meiner Natur, vorschnell zu handeln. Aber ja, ich will Bundesrat werden.»

Dass Schnellschüsse nicht Pfisters Art sind, betont der Mitte-Bundesratskandidat mehrfach: Er werde Zeit benötigen, sich in alles einzulesen und einzuarbeiten, bevor er als Bundesrat richtig loslegen könne. Doch das müsse auch sein Kontrahent, Nationalrat und Bauernpräsident Markus Ritter.

Während Ritter im Parlament jedoch bereits bestens vernetzt ist und auf nationaler Ebene an zahlreichen Dossiers mitgearbeitet hat, hat Pfister vor allem Erfahrungen auf kantonaler Ebene. Dem ist er sich bewusst und bezeichnet sich auch als «grosse Unbekannte».

Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister waehrend einer Medienkonferenz zu seiner Bundesrats Kandidatur am Donnsrstag, 6. Februar 2025 in der Rathaus Schueuer in Baar im Kanton Zug. (KEYSTONE/Urs Flueel ...
Will Bundesrat werden: Zuger Regierungsrat Martin Pfister. Bild: keystone

Es ist die entscheidende Frage für den Zuger: Schafft er es, sich bis zur Bundesratswahl am 12. März bekannter zu machen und mit seinen Inhalten zu überzeugen?

Vorteile im VBS

Überzeugen will Pfister die Bundesversammlung mit seiner langjährigen Erfahrung in der Exekutive: Seit 2016 führt er die Gesundheitsdirektion des Kantons Zug, davor sass er neun Jahre lang im Kantonsparlament. «Als Regierungsrat musste ich bereits viele schwierige Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen.» Auch als Bundesrat brauche man diese Fähigkeiten.

Sich deutlicher von Kontrahent Ritter abzugrenzen, fällt Pfister jedoch schwer. Während der Medienkonferenz betont er nur stets, dass er ein anderes Profil habe als Ritter. Er komme schliesslich aus einem urbanen Kanton. Der berufliche Hintergrund mache aber keinen Unterschied.

Er sagt: «Die Frage ist nicht, ob es einen Historiker oder einen Bauern braucht – es braucht den Richtigen.» Er möchte sich auch nicht festlegen lassen, wer linker oder rechter ist.

Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister bewantworten die Fragen der Journalisten anlaesslich einer Medienkonferenz zu seiner Bundesrats Kandidatur am Donnsrstag, 6. Februar 2025 in der Rathaus Schueuer ...
Stellt sich den Fragen der Medien: Bundesratskandidat Martin Pfister. Bild: keystone

Doch in einem Punkt sieht sich Pfister besser ausgerüstet: «Ich kenne die militärische Ambiance – Abläufe, Struktur und Kultur – und weiss, worauf es ankommt.» Denn wer in den Bundesrat gewählt wird, wird wahrscheinlich das Verteidigungsdepartement (VBS) von Viola Amherd erben. Hier sei er mit seinem militärischen Hintergrund als Oberst, der ein Rettungsbataillon führte, klar im Vorteil gegenüber Ritter, der es bis zum Gefreiten schaffte.

Als Erstes würde er sich als neuer VBS-Vorsteher um die Verteidigungsfähigkeit der Schweiz bemühen. «Um diese zu garantieren, braucht es schnell materielle, personelle und infrastrukturelle Massnahmen», meint Pfister. Konkreter wird er nicht. Er gesteht offen, dass er sich noch in Details einarbeiten müsse: «Ich bin dabei, mich intensiv vorzubereiten.»

Keine Zuger Steuerpolitik in Bern

Dass ein Bundesrat sein eigenes Departement im Griff hat, ist sicher zentral. Doch auch die Haltung zu anderen gesellschaftlichen Schwerpunkten ist entscheidend für die Zukunft der Schweiz. Als Gesundheitsdirektor des Kantons Zug haben bei Pfister die Krankenkassenprämien Priorität. Er schwärmt von den tiefen Prämien in seinem Kanton und der ausgebauten Prämienverbilligung. Das möchte er auch nach Bern mitnehmen: «Es braucht eine schweizweit gut ausgestaltete Prämienverbilligung, um die finanzielle Belastung der Haushalte zu reduzieren.»

Doch nicht alles, was in Zug funktioniert, möchte Pfister auf die ganze Schweiz übertragen. Kritiker bezeichnen den Kanton etwa oft als «Steuerdumpingkanton». Pfister sagt dazu: «Die Steuerpolitik in Zug ist historisch gewachsen und Teil einer umfassenden Wirtschaftspolitik. Für die Schweiz braucht es Lösungen, die den verschiedenen kantonalen Realitäten gerecht werden.»

Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister posiert fuer einen Fotografen anlaesslich einer Medienkonferenz zu seiner Bundesratskandidatur am Donnsrstag, 6. Februar 2025 in der Rathaus Scheuer in Baar im K ...
Bringt sich in Stellung: Martin Pfister will für die Mitte in den Bundesrat. Bild: keystone

Eine klare Linie fährt er wiederum bei der Besteuerung von Top-Verdienern und Superreichen. «Ich finde es wichtig, dass Steuern nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit bemessen werden. Sehr gut verdienende Menschen zahlen bereits mehr Steuern, und das ist richtig so.» Ob Superreiche künftig noch mehr zur Kasse gebeten werden, hänge aber laut Pfister von den internationalen Entwicklungen ab. Aber: «Ich bin sicher, hier wird es in den nächsten Jahren Anpassungen geben».

Hat er das «Rizz»? – Interview mit Bundesratskandidat Martin Pfister

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Schwäche oder Stärke?

Um sich Stimmen für seine Wahl zu sichern, kann Pfister auch auf den regionalen Bonus hoffen: Die Zentralschweiz hatte schon längere Zeit kein Mitglied mehr im Bundesrat. Der Letzte, der Freisinnige Kaspar Villiger, gehörte dem Gremium von 1989 bis 2003 an. Und über 50 Jahre ist es her, seit mit Hans Hürlimann letztmals eine Person aus dem Kanton Zug in die Landesregierung gewählt wurde.

Pfister könnte diese Lücke schliessen und die Zentralschweiz wieder ins Zentrum der Macht bringen. Doch dafür muss er in den Hearings der Parteien mit seinen Stärken überzeugen. Lange hat Pfister also nicht mehr Zeit, in den wichtigen Fragen dossierfest zu werden. Denn dass er «keine Schnellschüsse» macht, kann auch als Ausrede verstanden werden, sich wichtigen politischen Fragen noch nicht zu stellen.

Am 12. März wird sich zeigen, ob die Bundesversammlung ihm diese Eigenschaft als Stärke anrechnet – oder als Schwäche.

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92 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Auster N
06.02.2025 16:39registriert Januar 2022
Von dieser Auswahl ist mir ein Historiker deutlich lieber als ein Subventions Empfänger. Aus Geschichte kann man lernen, aus Subventionen kassieren lernt man rein gar nichts.
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James R
06.02.2025 16:15registriert Februar 2014
Wenn ich im Parlament sässe, wäre der Fall klar für mich. Pfister und nicht Ritter.
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benn
06.02.2025 16:18registriert September 2019
tragisch genug das der bettler ritter der favorit ist. etwas anderes als dem steuerzahler geld aus der tasche zu ziehen, um ein total veraltetes marodes bauern eco system künstlich am leben zu halten hat er bisher nicht getan. wollen wir so einen als bundesrat?
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