Im Triemli, dem drittgrössten Krankenhaus des Kantons, wurde am Donnerstag angeblich wegen akuten Personalmangels eine neue Richtlinie erlassen: Angestellte mit leichten Covid-Symptomen, die einen PCR-Test machen, müssten sich nicht mehr zwingend in Quarantäne begeben, bis das Resultat feststehe. Sie dürften mit Genehmigung des Arbeitgebers und des Chef-Infektiologen weiterarbeiten, teilte ein Informant mit.
Hinzu komme, dass offenbar positiv Getestete von ihren Vorgesetzten aufgefordert werden können, weiter zur Arbeit zu erscheinen, sofern ihr Fehlen den Betrieb stören würde.
Dem widersprach am Samstag eine Spital-Sprecherin vehement: Positiv getestete Mitarbeitende des Stadtspitals Zürich dürften nicht zur Arbeit erscheinen (dazu unten mehr).
Eine Fachperson hatte sich bei watson gemeldet, um auf die belastende Situation hinzuweisen. Die neue Richtlinie sei angesichts der Omikron-Variante mehr als fragwürdig. Gemäss den ihr vorliegenden Informationen sei bereits mehr als jeder zweite Fall, der im Labor nachgewiesen werde, auf die hochansteckende neue Mutante zurückzuführen.
Die Testkapazitäten seien zumindest bei den PCR-Tests am Limit, warnt der Insider, der anonym bleiben möchte.
Noch würden Testergebnisse innert 24 Stunden vorliegen, doch sei man an der Kapazitätsgrenze angelangt.
Myriam Flühmann, Leiterin Marketing und Kommunikation beim Stadtspital Triemli, reagierte am Samstag auf den Bericht und widersprach den Schilderungen des Informanten.
Im Triemli sei am Donnerstag lediglich eine Präzisierung der Richtlinie diskutiert worden.
Zudem herrsche kein akuter Personalmangel.
Die kantonale Gesundheitsdirektion erklärte am Freitag auf Anfrage, man habe mit den Infektiologen der Spitäler «mögliche Quarantäne- und Isolationserleichterungen besprochen. Dies «für den Fall eines akuten Personalmangels».
Die Situation müsse individuell von den zuständigen Ärzten beurteilt werden, teilte ein Sprecher mit.
Vor einer Woche hatte der «Tages-Anzeiger» berichtet, dass das Contact-Tracing im Kanton Zürich am Limit sei. Tausende Anfragen blieben unbeantwortet, hunderte Infizierte würden auf einen Anruf warten. Nun hat sich die Lage unmittelbar vor Weihnachten dramatisch verschärft, wie die mit der Situation vertraute Fachperson schildert.
Das kantonale Contact-Tracing drohe im Chaos unterzugehen. Die Mitarbeitenden stünden dermassen unter Druck, dass gegenseitige Schuldzuweisungen zunehmen würden.
Was Fragen aufwirft bezüglich der Abläufe: Die Angestellten in den Testzentren können laut Schilderungen die Contact-Tracer nicht direkt kontaktieren, sondern müssen sich «wie normale Bürgerinnen und Bürger» bei ihnen melden. Dies bedeute konkret, mit einem Telefonanruf bei der Hotline in der Warteschlaufe zu hängen oder 12 bis 24 Stunden auf ein Antwort-SMS zu warten, sofern überhaupt eines eintreffe.
Per E-Mail war der Kontakt vorübergehend gar nicht mehr möglich: Am Donnerstag war der Posteingang der Gesundheitsdirektion «voll», wie ein Screenshot zeigt, der watson vorliegt. Mitteilungen an das Contact-Tracing wurden nicht zugestellt, die Absender erhielten eine Fehlermeldung.
Die Mitarbeiterin eines grossen Spitals schildert gegenüber watson, dass es in Zusammenhang mit der Kontaktverfolgung bei infizierten Personen massive Verzögerungen gebe:
Die betroffene Person sei von der Kantonspolizei kontaktiert worden, obwohl sie sich seit dem positiven Test in Selbstisolation befunden und wiederholt versucht habe, das Contact-Tracing zu erreichen, schildert die Informantin.
Ihre Befürchtung: Sollte Omikron zu einem massiven Anstieg der Infektionszahlen führen, würden wohl die Spitalangestellten, die Testcenter und die Labors genau so in die Knie gezwungen, wie dies beim Contact-Tracing schon der Fall sei. Wie dann die wichtige Kontaktverfolgung noch ablaufe, oder eben nicht, wolle sie lieber nicht herausfinden.
Jérôme M. Weber, Sprecher der kantonalen Gesundheitsdirektion, bestätigte auf Anfrage die technischen Probleme mit dem Mail-Empfang. Diese seien auf die grosse Zunahme von Personen zurückzuführen, die «diese Woche aus dem Ausland für die Feiertage eingereist» seien. Es hätten «ungewöhnlich viele Personen» ihre Testbestätigung nicht per SMS hochgeladen, sondern per Mail dem Contact-Tracing zugestellt.
Neu würden eingehende E-Mails von aus dem Ausland Einreisenden und jene im Zusammenhang mit positiv getesteten Personen und deren Kontaktpersonen getrennt.
Zu den oben geschilderten Fällen könne man keine Stellung nehmen, weil man den Kontext nicht kenne.
ich kann nur noch müde lachen.
Bei uns arbeiten diverse Pflegende und Ärzt:innen seit Wochen krank, weil anders würde der Betrieb zusammenbrechen.