Das Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung will eine fremde Person wissen, weshalb man angerufen habe. «Ich habe Sie nie angerufen», lautet die ehrliche Antwort. Das Problem: Beim Gegenüber ging tatsächlich ein Telefon mit der entsprechenden Nummer ein. Es kommt zu einem verwirrlichen Gespräch und am Ende realisieren beide unbescholtenen Parteien: Da ist etwas faul.
Die Masche ist bekannt und nennt sich Spoofing. Der Trick dabei: Ein Callcenter oder eine Betrügerbande aus dem Ausland ruft unter falscher Nummer an. Möglich wurde diese Art der Täuschung erst mit der Internettelefonie. Sprich: Die Betrüger benutzen keine herkömmlichen SIM-Karten für ihre Anrufe, sondern VoIP (Voice over Internet Protocol). Mit einem technischen Kniff können sie bei Empfängern falsche Telefonnummern einblenden – und so in der Schweiz verbotene Werbeanrufe tätigen (oder Schlimmeres).
Perfid: Theoretisch können sich fremde Anrufer auch als Angehörige ausgeben. Besonders bei Personen, welche Mühe mit dem Gehör haben, kann das zu Verwechslungen führen.
Dass das Thema aktuell omnipräsent ist, zeigen die Zahlen bei Cybercrimepolice.ch. Die Masche wurde bereits von über 1000 Betroffenen gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Auf Anfrage bestätigten auch die Netzanbieter, dass Spoofing aktuell wieder vermehrt auftritt: «Derzeit verzeichnen wir ein saisonal bedingtes, erhöhtes Aufkommen», erklärt Sunrise-Sprecher Rolf Ziebold gegenüber watson.
Sowohl Sunrise als auch die Swisscom bieten ihren Kunden einen Spoofing-Anruffilter an. Und den braucht es. Die Swisscom blockiert jeden Monat eine Million Spoofing-Anrufe.
Doch beim Spoofing verhält es sich wie beim Doping im Sport: Die Kontrolleure sind den Betrügern auf den Fersen, aber nie voraus: «Es gibt keinen 100-prozentigen Schutz gegen Spoofing, da sich die Vorgehensweisen der Betrüger immer wieder ändern – es ist ein Katz-und-Maus-Spiel», erklärt Annina Merk von der Swisscom. Die beiden grössten Schweizer Netzanbieter empfehlen ihren Kunden, den Callfilter zu aktivieren – falls dies noch nicht geschehen ist.
Und was können Betroffene weiter tun? Cybercrimepolice empfiehlt drei Schritte:
Traurige Spezies dieser Mensch.