Nitazen ist ein synthetisches Schmerzmittel und gehört zur Familie der Opioide. Es wurde bereits in den 1950er-Jahren entwickelt, aber kam nie auf den Markt.
Der Grund: Bei hoher Dosierung führt das Medikament zu Atemschwierigkeiten oder gar -stillstand. Dies sagt Hannes Strasser, leitender Suchtambulanz der Universitären psychiatrischen Klinik in Basel, gegenüber dem «SRF Regionaljournal».
Nun seien auch illegale Hersteller auf das Opioid aufmerksam geworden, denn es ist billig herzustellen und fast 1000-mal stärker als Morphium.
Im Drogenhandel tauche es wegen seiner Potenz häufig nur als Beigemisch auf, sagt Tilo Beck vom Zentrum der Suchtmedizin Zürich gegenüber SRF. Beim Kauf des gemischten Opioids kann man somit nicht wissen, wie viel Nitazen tatsächlich in der Substanz steckt. Das steigert die Gefahr einer Überdosierung.
Für Tilo Beck ist klar: Die Schweiz braucht ein Notfallkonzept für den Vormarsch der Droge. Die Städte Zürich und Basel arbeiten bereits daran. Laut Tilo Beck braucht es einen Spray, der die Wirkung der Opiate neutralisiert. Dieser sollte überall erhältlich sein, beim Arzt, zuhause und im Spital.
Auch bei den Zürcher Drogenchecks sei Nitazen bereits vereinzelt festgestellt worden. Hauptsächlich in illegalen Schmerz- und Beruhigungsmitteln.
In Grossbritannien sei Nitazen bereits verbreitet, wie das SRF schreibt. Das Problem in Grossbritannien sei, dass viele Leute gar nicht wissen, dass sie es konsumieren, da es anderen Drogen beigemischt wird. Dies sagt Peter Stäuber, ein Schweizer Journalist, der seit 14 Jahren in England lebt.
In Grossbritannien blieben konkrete Massnahmen gegen die Verbreitung von Nitazen vorerst aus. Ärzte fordern jedoch, dass ein Überwachungs- und Warnsystem aufgebaut wird. (nib)