Der nächste Wetterrekord ist gefallen. Der Oktober 2022 geht als heissester in die Geschichte ein, seit dem offiziellen Messbeginn im Jahr 1864.
Die Rekordwerte lagen im Oktober 2022 lokal ein Grad über den bisherigen Höchstwerten, wie das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (Meteoschweiz) am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Die grosse Wärme sei durch anhaltende West- und Südwestströmungen verursacht worden, die milde Luft zur Schweiz transportierten.
Die Rekordwärme habe die meisten Gebiete der Schweiz erfasst. Vielerorts lagen die Monatswerte 3 bis 4,5 Grad über der Norm von 1991 bis 2020, wie es weiter hiess. Regional bewegte sich die Monatstemperatur rund ein Grad über den bisher höchsten Oktoberwerten.
Im landesweiten Mittel sei die Oktobertemperatur 3,7 Grad über die Norm 1991 bis 2020 gestiegen. Auf Rang zwei liege der Oktober 2001 mit deutlich tieferen 3 Grad über der Norm. Dies verdeutliche das extreme Wetterereignis.
Ganz anders sah es noch vor zehn Jahren aus, wie Meteoschweiz am Freitag twitterte. Damals sei die Schweiz auch im Flachland im weissen Winterkleid erwacht. Am 29. Oktober 2012 seien sogar Oktober-Schneehöhenrekorde gemessen worden.
Wie bitte? #Schnee. Vor 10 Jahren herrschte tiefer Winter bis ins Flachland. Am Morgen des 28.10.2012 erwachte die Schweiz im ❄ Winterkleid. Am 29. wurden sogar Oktober-Schneehöhenrekorde gemessen. ➡ Impression aus W'thur | Wetterlage | Schneehöhenkarte. https://t.co/Zyd7GCfAPK pic.twitter.com/R957URVq8V
— MeteoSchweiz (@meteoschweiz) October 28, 2022
Die extrem hohen Temperaturen haben auch noch eine andere Auswirkung: In vielen Orten der Schweiz musste kaum geheizt werden. Als «Heiztag» wird ein Tag bezeichnet, bei welchem die durchschnittliche Temperatur unter 12 Grad Celsius liegt.
Im Durchschnitt war dies für die Messstation Zürich Kloten seit 1991 an 22 Tagen der Fall.
Im Jahr 2022: an zwei Tagen.
In anderen Schweizer Städten sieht es ähnlich aus. In Lugano beispielsweise musste im Oktober noch gar nicht geheizt werden.
Neben Heiztagen sind Heizgradtage (HGT) für den klimabedingten Heizenergieverbrauch eine wichtige Grösse. Sie dienen der Kontrolle der Heizanlage.
Berechnet werden die Heizgradtage so: An jedem Heiztag – einem Tag mit einer Tagesmitteltemperatur von weniger als 12 Grad Celsius – wird erhoben, um wie viel die gemessene Aussenlufttemperatur von der angestrebten Innenlufttemperatur von 20 Grad Celsius abweicht.
Die monatlichen Heizgradtage sind die Summe der Differenzen zwischen Aussenlufttemperatur und angestrebter Innenlufttemperatur für alle Heiztage des Monats.
Diverse Standorte verzeichnen auch hier rekordtiefe Werte. In Zürich beträgt diese Summe beispielsweise 37 – so tief wie nie. Nie zuvor lag der Wert unter 100, meist gar über 200.
Während der anhaltenden Warmluftzufuhr, die auch während der Regentage angehalten habe, seien die Temperaturen zeitweise auf sehr hohem Niveau verharrt. So stieg die Tagesmitteltemperatur vom 15. bis am 21. Oktober vielerorts 5 bis 7 Grad, lokal auch 8 Grad über die Norm, wie es weiter hiess. Am 23. Oktober habe die Tagesmitteltemperatur unter Föhneinfluss regional sogar 8 bis 9 Grad über der Norm gelegen.
Bezüglich Tageshöchstwerten habe es jedoch keine verbreiteten Besonderheiten gegeben. Knappe Rekordwerte meldeten nur einzelne Messstandorte für die zweite Monatshälfte. So registrierte Delsberg JU am 23. Oktober ein Tagesmaximum von 25,5 Grad. Der bisherige Oktober-Rekordwert für die zweite Monatshälfte lag hier 2017 bei 25,1 Grad.
Anfangs Oktober hätten die Laubbäume begonnen, sich verbreitet zu verfärben, schrieb Meteoschweiz weiter. Die Blattverfärbung sei aber in diesem Jahr sehr schwierig zu beobachten. Viele Bäume hätten gleichzeitig grüne und verfärbte Blätter getragen, zudem sei ein Teil der Blätter bereits abgefallen. Im Flachland hätten sich die Farben nicht ganz so intensiv ausbilden können, denn kühle Nächte, welche die Farben normalerweise verstärkten, fehlten im Oktober.
Für das Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) ist es noch zu früh, Prognosen der Auswirkungen des warmen Herbstes zu machen. Indes habe der Sommer 2022 für ein Déja-vu gesorgt. Ähnlich wie 2018 habe sich wegen der Trockenheit das Laub verschiedener Bäume schon ab Ende Juli herbstlich verfärbt, wie das WSL kürzlich schrieb.
Im Mendrisiotto TI seien bereits im August grossflächig ganze Wälder braun gefärbt gewesen. Der Sommer 2022 dürfte insbesondere Buchen an trockenen Standorten weiter zugesetzt haben. Das frühe Abwerfen des Laubes sei als ein Schwächezeichen zu erklären, so das WSL.
Mit Material der sda.