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Schweiz: Simonetta Sommaruga verrät ihre Strom-Strategie für den Winter

Sommaruga verrät ihre Strom-Strategie für den Winter – umstrittener Notfallplan inklusive

14.08.2022, 10:2214.08.2022, 17:41
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Im kommenden Winter droht der Schweiz ein Energiemangel. Der Bund ist, spätestens seit aus Russland die Gaslieferung in Richtung Westen zurückgefahren worden ist, unter Druck – doch viele vermissen bisher konkrete Massnahmen. Zuletzt regte sich immer mehr Kritik. Vor allem Simonetta Sommaruga, die Energieministerin im Bundesrat, musste einstecken.

Bundesraetin Simonetta Sommaruga spricht an einer Medienkonferenz ueber Gasreserve 2022 / 2023 und Vorbereitungsmassnahmen f
Als Energieministerin hat Simonetta Sommaruga derzeit alle Hände voll zu tun.Bild: keystone

Im Interview mit dem «SonntagsBlick» hat die SP-Politikerin nun erklärt, wie es um die Situation in der Schweiz steht. Dabei betonte Sommaruga, dass man sich im Bundesrat bewusst sei, wie ernst die Lage sei – und zwar nicht erst seit Beginn des Krieges in der Ukraine. «Die Schweiz macht alles, um eine Mangellage zu verhindern», sagt die Berner Politikerin. Allerdings müsse man bedenken, dass es dennoch keine Gewissheit gebe in der momentanen Situation.

«Es herrscht Krieg in Europa. Die Situation ist auf dem ganzen Kontinent angespannt, wir haben eine weltweite Energiekrise.»

Als Massnahme regt Sommaruga die Schweiz deshalb dazu auf, sich ein Strom-Sparziel vorzunehmen. «Sicher sinnvoll» fände sie, 15 Prozent einzusparen – diese Marke wurde zuletzt in der EU vereinbart. Um ein solches Ziel zu verfolgen, soll nun «bald» eine Kampagne gestartet werden. Diese sei bereits vorbereitet, so Sommaruga.

Die Botschaft dabei: «Wir müssen aufhören, Energie zu verschwenden.» Würde man in der Schweiz schon nur ein Grad weniger heizen, könne man gut fünf Prozent Energie sparen, so Sommaruga. Dabei seien nicht nur die Haushalte gefordert:

«Für mich ist klar, dass die öffentliche Verwaltung hier mit gutem Beispiel vorangehen muss: Dass wir in öffentlichen Gebäuden die Heizung etwas runterdrehen. Dafür werde ich mich im Bundesrat einsetzen.»

Doch was passiert, sollten solche Bemühungen nicht reichen, um Energie-Ausfälle zu verhindern? Dann soll ein Notfallplan Abhilfe schaffen – und zwar einer, der umstritten sein dürfte. Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation bestätigte gegenüber der «SonntagsZeitung», dass man für den «äussersten Notfall» den Einsatz von mit Öl betriebenen Kraftwerken prüft.

Umstritten dürfte dieser Plan vor allem sein, weil sie als besonders umweltschädlich gelten. Öl-Turbinen sind noch viel schmutziger als Gaskraftwerke, weil sie wesentlich mehr CO2 ausstossen. Damit würden sie dem Ziel einer schnellen Energiewende, das die Schweiz eigentlich verfolgen will, diametral entgegenlaufen.

Das grosse Argument für den Einsatz solcher Kraftwerke ist, dass sie den möglichen Strommangel im Winter abwenden oder zumindest mildern. Denn Öl wird es im Winter voraussichtlich genug geben. In Birr im Kanton Aargau steht bereits ein Versuchskraftwerk, das mit Öl betrieben werden kann. Es hat die gleiche Leistung wie das AKW Beznau 1. Dafür braucht es allerdings riesige Mengen von Öl. Tanks sind auf dem Areal jedoch vorhanden und Bahngleise stellen die Versorgung sicher.

Für diesen Plan Sommarugas gibt es aus der Politik bereits Unterstützung – auch aus einem Lager, für welche die Umweltpolitik einen hohen Stellenwert geniesst. «Im Notfall Öl verstromen ist immer noch viel besser, als nun die ganze Energiestrategie über den Haufen zu werfen», findet Gian von Planta, grünliberaler Grossrat im Aargau, gegenüber der «SonntagsZeitung».

Damit erhält Sommaruga unterstützende Worte, nachdem sie zuletzt teils heftig kritisiert worden war. Thomas Aeschi, Fraktionspräsident der SVP, hatte ihr gar vorgeworfen, sie «mache ihre Arbeit» nicht. Für solche Vorwürfe hat die Energieministerin nur wenig Verständnis. «Wir alle wissen, wer sich für die erneuerbaren Energien eingesetzt hat. Und wir wissen auch, wer den Ausbau bekämpft hat», so Sommaruga gegenüber dem «SonntagsBlick». Das Problem der Schweiz sei, dass man derzeit noch zu stark vom Ausland abhängig sei. Dies gelte es nun zu korrigieren. (dab)

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245 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dr. Spaddel
14.08.2022 11:19registriert Januar 2022
Die Schweiz hat die Energiewende auf spektakuläre Weise verschlafen oder gar vermurkst.
Kantönligeist, geiz ist geil Mentalität und warum ich und nicht die anderen brechen uns Energiepolitisch die Beine.
Wir haben uns lange genug darauf ausgeruht Strom aus dem Ausland zu importieren und keinerlei Anreize geschafft im Inland innovativ zu sein.
Bestes Beispiel die himmeltraurige Umsetzung der KEV.
Wir hätten so viel Dächer oder Autobahnen um mit Photovoltaik zu verbauen. Speichermöglichkeiten sind zwar teuer aber gibt es ebenfalls.

Leute wir können nicht so weitermachen wir bisher!
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jyperion
14.08.2022 10:40registriert März 2015
“[…] dass man sich im Bundesrat bewusst sei, wie ernst die Lage sei – und zwar nicht erst seit Beginn des Krieges in der Ukraine. ”, tönt wie etwas, das jemand sagen würde, dem der Ernst der Lage erst seit Beginn des Krieges in der Ukraine beeusst ist.
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vayiaelanor
14.08.2022 12:57registriert August 2018
Einfach verständliche Massnahmen müssten her. Als ich gestern Nacht um Mitternacht heimfuhr war es krass wie viele Läden, Verkaufsräume von Garagen und andere Gewerbeflächen etc. komplett beleuchtet sind. Ein Beleuchtungsverbot von ungenutzten Gewerberäumen nach 22 Uhr wäre doch eine einfache Massnahme. Und das Bussgeld in neue alternative Energie investieren :)
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