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F-35 und Massenansteckungen an EM: Das schreiben die Sonntagszeitungen

England supporters celebrate by climbing onto the statue of Eros in Piccadilly Circus in London, Saturday, July 3, 2021 after going there to celebrate England's 4-0 win in the Euro 2020 soccer ch ...
Englische Fussballfans feiern den Sieg ihrer Mannschaft am 3. Juli 2021: «Das ist Ischgl im Quadrat».Bild: keystone

Sonntagszeitungen: Schweizer AKWs sollen länger laufen, die EM ist «Ischgl im Quadrat»

Der Abschuss des Rahmenabkommens sei rechtswidrig, der Impffortschritt in Gefahr und der F-35 unter Beschuss: Das und mehr schreiben die Sonntagszeitungen.
04.07.2021, 08:3504.07.2021, 14:35
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EM-Massenansteckungen

Urs Karrer, Vizepräsident der Covid-Taskforce des Bundes, ist besorgt wegen der «unkontrollierten EM-Euphorie». Die epidemiologische Lage präsentiere sich nicht so, dass Massen-Events unkontrolliert durchgeführt werden könnten, sagte der Infektiologe im Interview mit dem «SonntagsBlick». Es seien bereits mehrere Massenansteckungen bekannt geworden.

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Die Spieler der Schweizer Nationalmannschaft werden nach ihrem Ausscheiden im Viertelfinal der Fussball Europameisterschaft 2020 am Flughafen in Zuerich empfangen, aufgenommen am Samstag, 3. Juli 2021 ...
Die Spieler der Schweizer Nati sind nach dem EM-Aus am Flughafen Zürich angekommen, 3. Juli 2021.Bild: keystone

Die EM werde daher einen Corona-bedingten Todeszoll fordern. Das sei Ischgl im Quadrat. «Es erstaunt mich wirklich, mit welcher Nonchalance wir in Europa diesem Virus immer noch begegnen, kaum sind die Fallzahlen am Sinken.» Vom jetzigen Verhalten hänge ab, ob die Schweiz ohne grössere Einschränkungen durch den Winter komme. Jede Person, die sich impfe lasse, bringe die Schweiz vorwärts.

Auswahl von F-35-Jets soll durchleuchtet werden

Nach dem Entscheid für das US-Kampfflugzeug F-35 gerät der Bundesrat unter Druck. Parlamentarier von links bis rechts können anhand der Informationen nicht nachvollziehen, warum die F-35 trotz Problemen und hohen Kosten das beste und günstigste Flugzeug für die Schweiz sein soll.

F-35 aircraft fly over the U.K.'s aircraft carrier HMS Queen Elizabeth in the Mediterranean Sea on Sunday, June 20, 2021. The British Royal Navy commanders say the U.K.'s newest aircraft car ...
Ein F-35-Jet (hier: der britischen Royal Navy) soll es werden, doch die Auswahl lässt manche «ungläubig rätseln».Bild: keystone

Bereits machen sich die Aufsichtsorgane bereit, um die Auswahlprozedur zu durchleuchten, wie die «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» schreiben. Zudem lässt der tiefe Preis für die 36 modernen F-35-Jets gemäss «NZZ am Sonntag» die Mitbewerbenden ungläubig rätseln. Ein Airbus-Sprecher sagte demnach, dass die offerierten Preise bei US-Regierungsgeschäften nicht fix, sondern Zielwerte seien.

Die Differenz müsse eine Seite begleichen. Hinterfragt werden etwa die 1500 Flugstunden, die beim US-Jet F-35 gegenüber den Konkurrenzfliegern wegfallen, schreibt zudem der «SonntagsBlick». In den nächsten Wochen werden die unterlegenen Anbietende und Vertretende des Bundesrats gemäss der Zeitung ein Debriefing machen.

Sinkende Impfquote gefährdet Immunitätsziel

Der «Impfexpress Schweiz» ist zum Bummler geworden. Im Kanton Zürich wurden letzte Woche noch über 10’000 Personen pro Tag geimpft, in der zu Ende gehenden Woche waren es weniger als 500, schreibt die «SonntagsZeitung».

Gemäss einer Umfrage bei verschiedenen Kantonen dürfte kaum ein Kanton bis im Herbst eine Impfquote von deutlich über 60 Prozent erreichen. Das vom Bund formulierte Impfziel von 75 Prozent der Bevölkerung sei damit in weite Ferne gerückt, eine Immunität von über 80 Prozent, mit der die erwartete vierte Welle im Herbst verhindert werden könnte, sei ausgeschlossen.

Lukas Engelberger, der Chef der kantonalen Gesundheitsdirektoren, fordert daher eine Neulancierung der Impfkampagne. Zudem schreibt die «NNZ am Sonntag», dass die Impfbereitschaft in bei den Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren ist tief. Bei den Gesundheitsbehörden der Kantone hätten sich bislang im Durchschnitt nicht einmal zehn Prozent für eine Impfung angemeldet.

Gleich drei Co-Leitende sollen Lauber ersetzen

Der 2020 abgetretene Bundesanwalt Michael Lauber soll von drei gleichwertigen Nachfolgenden an der Spitze der Strafverfolger abgelöst werden. Dieser Meinung ist gemäss «SonntagsBlick» die Geschäftsprüfungskommission des Parlaments.

Tritt nach neun Jahren im Amt Ende August ab: Bundesanwalt Michael Lauber. (Archivbild)
Bild: sda

Diese habe einen entsprechenden Bericht vom 22. Juni gutgeheissen. In diesem werde die «monokratische Struktur» der Behörde, die Fokussierung auf eine einzelne Person an der Spitze, als Ursache für die vergangenen Probleme ausgemacht. In einem «Triumviratsmodell», wie es wörtlich heisst, sollen drei Co-Leitende aufgeteilt nach Ressorts der Bundesanwaltschaft vorstehen.

Die Wahl des Bundesanwalts durch das Parlament hingegen wird im Bericht nicht hinterfragt. Dieses Prozedere sei «angemessen», urteilen die Autoren. Als einziges GPK-Mitglied habe SVP-Nationalrat Alfred Heer gegen die Annahme des Berichts gestimmt.

Abschuss des Rahmenabkommens «rechtswidrig»

Der Bundesrat hätte die Verhandlungen zum Rahmenabkommen mit der EU nicht ohne Zustimmung des Parlaments abbrechen dürfen, der Entscheid sei verfassungswidrig. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten des renommierten Rechtsexperten Thomas Cottier.

Der Entscheid des Bundesrats sei nicht «nur der Abbruch einer spezifischen Verhandlung, sondern eine europapolitische Grundentscheidung und Weichenstellung für die Schweiz» gewesen. Die Bundesverfassung verlange, dass solche Entscheide «gemeinsam und mit Abstimmung der eidgenössischen Räte» getroffen würden.

Das Parlament habe nicht nur das Recht, sondern «die Pflicht», dies zu korrigieren. Instrumente seien etwa die parlamentarische Initiative oder eine parlamentarische Untersuchungskommission. Zudem habe der Bundesrat dem Volk das direktdemokratische Recht eines Referendums und damit die Möglichkeit, in einer so wichtigen Angelegenheit selber zu entscheiden, vorenthalten.

AKWs sollen länger laufen

Mit dem Abbruch der Verhandlungen über das Rahmenabkommen ist auch das Stromabkommen gescheitert. Dadurch wird die Frage drängender, wie die Schweiz den Strombedarf decken kann, sobald die Atomkraftwerke abgestellt sind. Zwar ist die AKW-Laufzeit nicht begrenzt, doch bis anhin ging man von einer Betriebslaufzeit von 50 Jahren aus.

Kurz vor 08.00 Uhr wurde im AKW G
Wegen gescheitertem Rahmenabkommen wieder im Gespräch: Kernkraftwerke wie hier Gösgen.Bild: sda

Nun ist erneut die Rede von zehn zusätzlichen Jahren, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Noch vor zwei Jahren winkte Energieministerin Simonetta Sommaruga ab, als es um die Frage ging, ob das Bundesamt für Energie (BFE) in den Energieperspektiven neu auch mit einer Betriebslaufzeit von 60 Jahren rechne.

Der Bund hat gemäss der «NZZ am Sonntag» Gespräche mit den AKW-Betreibern aufgenommen. «Uns interessiert, wie die Planungen der Kernkraftwerkbetreiber aktuell aussehen», lässt sich BFE-Sprecherin Marianne Zünd zitieren. Ein Betrieb bis 60 Jahre benötige «umfassende Vorarbeiten und frühzeitige Entscheide», sagt Zünd.

Gössi hinterlässt «gnadenlosen 150-Prozent-Job»

Nach der Rücktrittsankündigung von FDP-Präsidentin Petra Gössi rückt bei der Partei die Idee eines Co-Präsidiums in den Vordergrund. Sattelfest sein in allen Dossiers, der strategische Austausch mit der Bundeshausfraktion und der Kontakt zu allen Kantonalsektionen: Von einem «gnadenlosen 150-Prozent-Job» ist gemäss der «NZZ am Sonntag» unter FDP-Exponenten die Rede.

Wer auch nur ansatzweise berufliche Ambitionen habe, wolle sich das allein nicht antun. Ein Co-Präsidium mit Deutschschweizer und welscher Beteiligung werde favorisiert. Als mögliche Kandidierende für ein Co-Präsidium werden unter anderem die St.Galler Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher oder die Waadtländer Nationalrätin Jacqueline de Quattro genannt.

Vincenz-Stauffacher sagt in der «NZZ am Sonntag», ein Co-Präsidium zusammen mit dem Walliser Philippe Nantermod sei eine «vielversprechende Idee». Dieser kann sich eine Kandidatur aber gemäss der Zeitung nicht vorstellen.

In der Krise das Catering

Der Armee fehlen derzeit rund 70 Küchenchefs und 150 Truppenköche. Aus diesem Grund werde grosser Teil der Rekrutinnen und Rekruten, die am Montag in die Rekrutenschule einrücken, nicht mehr von Armeeköchen, sondern von privaten Caterern verpflegt, schreibt die «NZZ am Sonntag».

Für die Armee sei es zunehmend schwierig, genügend Küchenchefs und Truppenköche zu finden. Allerdings rekrutiert die Armee gemäss der Zeitung seit einigen Jahren nur noch Personen aus Gastro- und Lebensmittelberufen wie Köche, Metzger oder Bäcker, weil diese vom ersten Tag an einsetzbar seien.

In Militärkreisen wird dies kritisch kommentiert: Wenn die Armee die Truppen nicht unabhängig von zivilen Dienstleistern verpflegen könne, sei die Durchhaltefähigkeit in einer Krise nicht mehr gegeben, hiess es beim Fourierverband.

Syrische Nervenkampfstoffe «mit Sicherheit» aus dem Westen

Die Basler Chemie- und Pharmabranche schweigt am liebsten auf die Frage, ob aus Basel gelieferte Chemikalien in Syrien für Massenvernichtungswaffen verwendet wurden. Es geht um die berüchtigte Lieferung von fünf Tonnen Isopropanol und 280 Kilogramm Diethylamin von Basel an das kriegsversehrte Syrien Ende 2014.

Beide Stoffe kann man für friedliche Zwecke verwenden – beide Stoffe sind aber auch nötig bei der Produktion von Nervenkampfstoffen. Neue Spuren zeigen, dass ein grosser Teil der Stoffe verschwand. Und jetzt versichert ein syrischer Ex-General gemäss der «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche», dass sich die Regierung in Damaskus für die Herstellung von Chemiewaffen exakt bei solchen Lieferungen aus dem Westen bediente. «Mit Sicherheit und ohne jegliche Fragen» seien die Stoffe in die Produktion von Chemiewaffen eingegangen, lässt sich der Ex-General zitieren.

Libanesische Geldwäsche über Schweizer Konti

Der einst als Nationalheld gefeierte libanesische Notenbankchef Riad Salameh und sein Bruder Raja stehen im Verdacht, mehr als 300 Millionen US-Dollar unterschlagen und auf Schweizer Konten transferiert zu haben. Die Schweizer Bundesanwaltschaft bestätigt der «SonntagsZeitung», dass seit Monaten ein Strafverfahren wegen «qualifizierter Geldwäscherei in Verbindung mit Veruntreuung zum Nachteil der libanesischen Zentralbank» geführt wird.

Riad Salameh, the governor of Lebanon's Central Bank, speaks during a press conference, in Beirut, Lebanon, Nov. 11, 2019. On Monday, Jan. 25, 2021, Lebanon���s foreign minister held talks Monday ...
Weist alle Vorwürfe zurück: Riad Salameh.Bild: keystone

Im November 2020 hatte die Berner Behörde ein Rechtshilfegesuch an den Libanon gestellt. Welche Fortschritte erzielt und ob Gelder in der Schweiz gesperrt wurden, sagt die Bundesanwaltschaft nicht. Zentralbankchef Riad Salameh weist alle Vorwürfe zurück und spricht von Privatvermögen, das ins Ausland gelangte.

Zwangsmassnahmen gegen Whistleblower unzulässig

Der Präsident des Regionalgerichts Unterengadin/Münstertal ist wegen Amtsmissbrauchs angeklagt worden. Er muss sich wegen einer Anordnung gegen den Baukartell-Whistleblower Adam Quadroni (im Bild), der Jahre zuvor das Bündner Baukartell hatte auffliegen lassen, vor Gericht verantworten, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet.

Adam Quadroni, Whistleblower im Buendner Bauskandal, aufgenommen am Donnerstag, 10. Mai 2018, in Ramosch. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Adam Quadroni, Whistleblower im Bündner Bauskandal. (Archivbild)Bild: KEYSTONE

Der Angeklagte hatte im November 2017 angeordnet, Quadroni müsse seiner Frau Gegenstände der Kinder aus seinem Haus übergeben. Das Paar war seit längerem zerstritten und die Frau mit den Kindern ausgezogen. Mehrere Polizisten bewachten Quadroni, während seine Frau die Sachen aus dem Haus räumte. Dabei hatte Quadroni gegen die entsprechende Verfügung des Regionalgerichts beim Kantonsgericht in Chur Berufung eingelegt.

Dieses teilte mit, die angeordnete Herausgabe der Gegenstände sei nicht rechtskräftig. Polizeiliche Zwangsmassnahmen seien darum nicht zulässig. Für den Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung. Der Prozess ist auf den 16. September angesetzt. (sda)

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So sieht der F-35A aus
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So sieht der F-35A aus
Der Entscheid ist gefallen: Der Bundesrat will den F-35A von Lockheed Martin.
quelle: keystone / peter klaunzer
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43 Kommentare
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Ökonometriker
04.07.2021 09:28registriert Januar 2017
Die AKWs werden solange weiterlaufen müssen, bis man die erneuerbare Energien massivst ausgebaut hat. Doch der Ausbau geht kaum voran. Die AKWs werden auch noch im Jahr 2060 laufen, wenn das so weiter geht.

Langsam muss man sich daher fragen, ob man nicht ein neues AKW bauen sollte. Am besten ein Reaktortyp, der mit den Abfällen unserer alten Anlagen läuft, sodass Atommüll reduziert wird. Kanada hat da ja viel Know-how.
Ein neues AKW 50 Jahre zu betreiben wäre statistisch weitaus sicherer als ein altes 5 Jahre weiter zu betreiben.
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Unsinkbar 2
04.07.2021 10:40registriert August 2019
Gegen AKW’s gibts imfall eine einfache Lösung: Solarzellen auf jedes verdammte Dach pflastern (Bürogebäude, Lagerhalle, Bahnhofüberdachung, Neubau, Altbau wenn möglich, aber auch Lärmschutzwände, Fussballstadion, oder überdachung von Autobahnen). Staumauern für Lastenausgleich haben wir ja schon…
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