Der Musical-Kracher «Made in Switzerland» hat am letzten Dienstag beim ersten Halbfinale des Eurovision Song Contests das Publikum verzaubert. Die Moderatorinnen Hazel Brugger und Sandra Studer begeisterten als Interval Act mit dem Lied über die besten Schweizer Erfindungen.
Hinter dem Hit steckt Lukas Hobi, Sänger der Gruppe «Bliss». Zusammen mit Autor Christian Knecht hat er den Song geschrieben und konzipiert. Dass «Made in Switzerland» vom Publikum so gefeiert wird, berührt ihn sehr: «Der Tag nach dem Halbfinale war extrem emotional. Ich war zurück bei meiner Band, wir haben in Mels zwei Shows gespielt. Aber ich musste mich immer wieder mal kurz zurückziehen, mich hinsetzen und einfach kurz weinen.» Auch beim Schildern dieses Moments im Interview kriegt Hobi wieder feuchte Augen.
Er selbst habe den Auftritt im Halbfinale live in der Halle mitverfolgt: «Ich bin ein Mensch, der im Hier und Jetzt ist. Darum habe ich bewusst nicht gefilmt. Ich fand es einfach unfassbar, dass das Publikum das so abfeiert.»
Als Hobi und Knecht die Anfrage erhielten, den Song für den Interval Act zu schreiben, seien zuerst sieben verschiedene Konzepte entstanden: «Dieser Prozess war mit viel Freude verbunden. Es standen viele wilde Ideen im Raum. Auf einmal hat es geflutscht und die Idee mit den Schweizer Erfindungen ist entstanden. Dann war es ein lustvolles Zusammentragen. Christian hat eine riesige Vorarbeit geleistet, alle Erfindungen gesammelt und hat daraus schon die ersten Witzchen abgeleitet» so Hobi.
Um den kreativen Text dann auf die Bühne zu bringen, holte sich das Team den Urner Regisseur Rolf Sommer ins Team. Bereits in der Konzeptionsphase war Sommer mit dabei, um die Dramaturgie zu prüfen.
Lukas Hobi, Christian Knecht und Rolf Sommer sind lange Vertraute und kennen sich und ihre Arbeitsweise darum gut. Im kreativen Ping-Pong seien darum die Ideen dann rund um übergrosse Sackmesser und Fonduegabeln schnell entstanden. «Christian Knecht hat dann für die Präsentation bei der SRG und der EBU schon ein kleines Storyboard gezeichnet, weil er auch ein super Grafiker ist,» so Hobi, «das hat dann besser vermittelt, was wir da machen wollen, das war herrlich».
So fest der Song das Publikum gerade mit witzigen Songzeilen wie «Let’s raise our fondue forks in unity» oder «We are so poor, the cheese has holes» begeistert hat, gab es für eine Songzeile online massive Kritik. Hazel Brugger singt «Eurovision is unpolitical, strictly neutral, doesn't matter if you're good or brutal». Dies wurde als direktes Statement gedeutet, dass man beim ESC die Gewalt im Gazakrieg toleriere oder sogar gutheisse. Die Teilnahme Israels am diesjährigen ESC wurde von verschiedenen Seiten bereits im Vorfeld des Events und auch während des Contests immer wieder kritisiert. Auf X forderten die User die Macher des ESCs dazu auf, den «Raum zu lesen» (engl. read the room).
“non political, strictly neutral, doesn’t matter if you’re good or brutal” … now let’s read the room #eurovision pic.twitter.com/rHHt2kk2mN
— harry (@kthejutokes) May 13, 2025
Laut Lukas Hobi stecke hinter der Songzeile aber ein anderer Gedanke: «Die Songzeile ‹doesn't matter if you're good or brutal› soll die neutrale Haltung der Schweiz reflektieren, die unabhängig von Gut oder Böse keine Stellung bezieht. Sie darf jedoch als zynisch erachtet werden und die Schweizer Haltung zur Neutralität hinterfragen.»
Auf den gängigen Musikplattformen ist der Song «Made in Switzerland» bisher nicht verfügbar. Wer ihn hören will, muss das YouTube-Video schauen. Ob ein Streaming des Songs noch geplant ist, ist laut Hobi unklar: «Ich weiss auch nicht, was die EBU vorhat. Wenn sie Lust haben, es hochzuladen, dann wäre ich sicher nicht dagegen.»
Die Streamingzahlen wären vermutlich zahlreich, das Bedürfnis danach scheint hoch zu sein, zumindest wenn man den zahlreichen Kommentaren dazu unter dem YouTube-Video glaubt.