Schweiz
Fleisch

Der illegale Fleischhandel floriert in der Schweiz: Schmuggel nimmt zu

La contrebande de produits carnés reste à un niveau élevé en 2024.
Rund 208 Tonnen geschmuggeltes Fleisch wurden 2024 in der Schweiz entdeckt.Image: OFDF

«Lukrativer als Drogen»: Der illegale Fleischhandel floriert in der Schweiz

Laut dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit wurden im Jahr 2024 mehr als 200 Tonnen Fleisch illegal in die Schweiz importiert – ein als «hoch» eingestuftes Niveau. Zwei Personen wurden kürzlich in Genf verurteilt.
12.03.2025, 09:5612.03.2025, 09:56
Alyssa Garcia
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Im Jahr 2024 verzeichnete die Schweiz ein hohes Niveau an Fleischschmuggel, wie die am Dienstag veröffentlichten Zahlen des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) zeigen. 208 Tonnen Fleischprodukte wurden illegal ins Land eingeführt. Im Jahr 2022 lag diese Zahl noch bei 120 Tonnen. Diese Waren waren Gegenstand verschiedener Strafverfahren, der Grossteil wurde auf professionelle Weise in die Schweiz gebracht.

La contrebande de produits carnés reste à un niveau élevé en 2024.
In der Schweiz bleibt der Schmuggel von Fleischprodukten im Jahr 2024 auf einem hohen Niveau.Image: OFDF

Wie ist dieser Handel organisiert? Die Personen kaufen das Fleisch – hauptsächlich Rind, Huhn und Lamm – im Ausland zu niedrigen Preisen, bringen es ohne Zahlung der fälligen Abgaben in die Schweiz und verkaufen es dann zum Schweizer Marktpreis weiter. Die Produkte werden oft in privaten Fahrzeugen oder nicht gekühlten Lieferwagen transportiert. Das veranlasst das BAZG zu der Aussage:

«Der Kampf gegen den Fleischschmuggel ist daher sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus gesundheitlichen Gründen von grösster Bedeutung.»

Hohe Geld- und Gefängnisstrafen

Die Verbraucher, Gastronomen oder Metzger, die das Fleisch weiterverkaufen, sind sich nicht unbedingt der Herkunft der Ware bewusst. Denn wie Jean-Claude Duvoisin, stellvertretender Leiter der Strafverfolgung beim BAZG, gegenüber der Tribune de Genève erklärt:

«Es gibt Scheinfirmen […], die sich damit beschäftigen, das Fleisch zu ‹waschen›, indem sie es mit gefälschten Rechnungen als schweizerisch ausgeben.»

Mit diesem Handel erzielen die Täter eine beträchtliche Gewinnspanne. Das Fleisch wird im Ausland für 10 bis 30 Franken pro Kilo gekauft und in der Schweiz (ohne Steuern) für 50 bis 60 Franken pro Kilo weiterverkauft. Wenn sie erwischt werden, drohen ihnen hohe Geldstrafen, Freiheitsstrafen oder – im Fall ausländischer Täter – die Ausweisung aus dem Land. Im Gespräch mit der Tribune de Genève sagt Jean-Claude Duvoisin:

«Es ist fast lukrativer als der Drogenhandel, da die Risiken geringer sind.»

39'000 Kilo Fleisch

Die Tribune de Genève nennt als Beispiel einen kürzlich in Genf stattgefundenen Fall: Zwei Männer haben zwischen 2016 und 2019 mehr als 39'000 Kilo Fleisch illegal in die Schweiz importiert. Der Verantwortliche dieses Schmuggels «soll sich der Zahlung von 885'439 Franken an Zöllen und mehr als 30'000 Franken an Steuern entzogen haben.» Er wurde für schuldig befunden und zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung, einer Geldstrafe von 400'000 Franken und der Ausweisung aus der Schweiz verurteilt.

Im Jahr 2023 wurden weitere Verstösse in den Medien thematisiert. Im Oktober wurde ein Walliser Metzger verurteilt, weil er 48 Tonnen nicht deklarierte Fleischwaren an der Zollgrenze gekauft hatte. Ein Handel, der «schon seit Langem florierte», wie Le Nouvelliste berichtete. Er wurde zu einer Geldstrafe von 65'000 Franken verurteilt. Damals lief zudem ein Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht wegen ausstehender Abgaben und Mehrwertsteuer. Der Betrag belief sich auf rund 1,1 Millionen Franken.

Im Sommer desselben Jahres führten französische und schweizerische Zollbeamte Kontrollen bei «fast 350 Fahrzeugen und 450 Personen in den Grenzregionen des Jurabogens» durch, berichtete Arc Info. Eines der festgestellten Vergehen? Der illegale Fleischhandel. Bereits 2023 wurde darauf hingewiesen, dass die Schweiz «verstärkte Kontrollen durchführen» müsse.

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106 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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T13
12.03.2025 10:52registriert April 2018
Mmmmmh Fleisch das stundenlang ohne Kühlung durch Europa tuckert.
Da bekommt man ja nur schon beim Gedanken dran Magenkrämpfe.
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Hosesack
12.03.2025 10:37registriert August 2018
So richtig überraschend ist das nicht. Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Endkunde sowas bewusst kauft. Aber unsere Imbisse und Foodtrucks werden halt wenig kontrolliert.
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Idealisst, Fabulisst, Alchemisst
12.03.2025 11:01registriert Januar 2014
Gut bürgerliche Küche! Menu 1: 18.- Fr.
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