Schweiz
Gesellschaft & Politik

Leonardo M-346: Schweiz soll Billig-Kampfjets als F-35-Ergänzung kaufen

An F-35A Lightning II sits on the runway on the occasion of the first F-35 fighter jets arriving at the Florennes Airbase in Florennes, Belgium, Monday, Oct. 13, 2025 (AP Photo/Geert Vanden Wijngaert) ...
Der F-35 beschäftigt die Regierung, die Legislative sowie die Bevölkerung. Bild: keystone

Die Schweiz soll Billig-Kampfjets als F-35-Ergänzung kaufen

Aus Parlament und Expertenkreisen kommt der Ruf nach einer zweiten Kampfjet-Flotte, billigere Jets aus Italien oder Schweden stehen als Ergänzung zum F-35 zur Debatte. Doch nicht alle halten das für eine gute Idee.
22.12.2025, 09:5522.12.2025, 16:48

Der Kauf der F-35-Kampfjets aus den USA dominiert weiterhin die Schlagzeilen, die Mehrkosten bei der Beschaffung beschäftigen nicht nur die Regierung, sondern auch die Legislative und die Bevölkerung.

Letzte Woche hat Verteidigungsminister Martin Pfister erstmals ausführlich Stellung genommen und verkündet, dass man vorerst weniger Jets kaufen wird als ursprünglich vorgesehen.

Bundesrat Martin Pfister spricht waehrend einer Medienkonferenz zur Vernehmlassung zur sicherheitspolitischen Strategie der Schweiz und zum weiteren Vorgehen bei der Kampfflugzeugbeschaffung F-35A, am ...
Verteidigungsminister Martin Pfister kann mit den vom Volk bewilligten sechs Milliarden Franken nicht alle Flugzeuge kaufen. Er lässt sich darum alle Optionen offen.Bild: keystone

Man werde alle Optionen prüfen, hiess es damals. Zum Beispiel Hightech-Jets der nächsten Generation bis hin zum Kauf von günstigeren Jets als Ergänzung zum F-35.

Und genau diese letzte Option stösst sowohl im Parlament als auch bei Expertinnen und Experten auf Anklang, wie das SRF schreibt. Im Fokus stehen vor allem zwei vergleichsweise günstigere und einfachere Modelle, die hier zum Zug kommen könnten:

  • Der Gripen. 2014 hat die Stimmbevölkerung den Kauf des Kampfjets aus Schweden zwar verworfen, mit den neusten Entwicklungen wird dieser allerdings wieder zum Thema. Unklar ist allerdings, ob der Hersteller Saab überhaupt genug Jets liefern könnte. Auch die Ukraine will 150 Gripen kaufen.
  • Der Leonardo M-346. Das italienische Produkt ist zwar primär ein Trainingsflugzeug, könnte allerdings auch mit Waffen bestückt werden.
Farnborough International Airshow kicks off in United Kingdom FARBOROUGH, UNITED KINGDOM - JULY 22: Aermacchi M-346 FA Fighter Attack by Leonardo is on display during Farnborough International Airshow ...
Der italienische Leonardo M-346 wird von verschiedenen Seiten als Ergänzung zum F-35 ins Spiel gebracht. Bild: www.imago-images.de

Vor allem der «leichtere» Leonardo wird von verschiedenen Seiten ins Spiel gebracht, er könnte die F-35-Flotte optimal ergänzen, sagt zum Beispiel SP-Sicherheitspolitikerin Priska Seiler Graf gegenüber dem SRF:

«Ein leichter Kampfjet könnte die andere Flotte bei luftpolizeilichen Aufgaben entlasten.»
Priska Seiler Graf

Dies sieht auch der österreichische Kampfflugzeug-Experte Georg Mader so. Für ihn wäre eine zweite Flotte aus einfachen Kampfflugzeugen als Ergänzung zum F-35 denkbar.

«Luftpolizei-Einsätze könnten von diesem einfacheren Gerät übernommen werden. Alles da oben, was einfacher ist, ist auch billiger als das Gesamtsystem F-35.»

Auch bei Vertreterinnen und Vertretern der FDP stösst der Ruf nach einer Zweiflotten-Strategie auf Sympathien. Die FDP-Politikerin und Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission Jacqueline de Quattro beispielsweise ist einer Zweiflotten-Strategie nicht abgeneigt und sagt:

«Vielleicht brauchen wir tatsächlich zu den grossen Kampfflugzeugen noch leichtere dazu.»
Jacqueline de Quattro, Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats

Aber nicht alle sind von der Idee begeistert. Der SVP-Nationalrat und Ex-Kampfjetpilot Thomas Hurter hält nichts von zwei verschiedenen Jets und verweist auf zusätzliche Kosten: «Wenn man ein zweites System beschafft, gibt es auch sehr grosse zusätzliche Kosten», sagt er. «Es braucht eine zusätzliche Pilotenausbildung, zudem fallen Mehrkosten für Mechaniker an.»

Wie die Schweiz schlussendlich in Sachen F-35 vorgehen wird, wird sich zeigen. Sicher ist: Das Thema wird die Politik und Bevölkerung weiter beschäftigen.

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271 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mulumbi
22.12.2025 10:32registriert April 2024
Den Gripen als "Billig-Kampfjet" zu betiteln ist doch etwas frech, ok im Vergleich zum F-35 sind die meisten billig. Weiter frage ich mich, wenn der günstigere Jet mehrheitlich die Luftpolizei-Einsätze fliegt, was tun dann die F-35? Sind die dann primär zur Abschreckung da? Ich bin aber immer noch der Meinung, hätte man auf den Gripen gesetzt, hätte man jetzt eine grosse Flotte an Jets mit super Preis-Leistungs-Verhältnis, aber ich bin schliesslich kein Experte.
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DavyDee
22.12.2025 11:27registriert März 2020
Grundsätzlich ein guter Artikel. Das Wort 'billig' im Titel jedoch, wertet das Thema klar ab, weil es an qualitative Mangelware erinnert. Die erwähnten Alternativen zum F35 sind es nicht. Billigjets gibts auch nicht. Sie sind günstiger, weniger leistungsfähig, OK. Aber sie haben ganz offensichtlich auch ihre Stärken gegenüber dem F35. Also bitte vorsichtiger sein mit prätenziöser und diskriminierender Titelwahl. Danke.
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Bratansauce
22.12.2025 10:12registriert Juni 2018
Man hätte 2014 einfach die Gripen beschaffen sollen. Punkt.
Wieso es möglich ist, einen Typenentscheid von Experten vors Volk zu bringen und schlussendlich zu bodigen, bleibt wohl auch mir als Linker schleierhaft.
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