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FDP-Ständerat Caroni gründet überparteiliches Komitee gegen Burka-Verbot

Andrea Caroni, FDP-AR, hoert eine Diskussion an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 18. September 2017 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Der Gründer des Komitees: FDP-Ständerat Andrea Caroni.Bild: KEYSTONE

FDP-Ständerat Caroni gründet überparteiliches Komitee gegen Burka-Verbot

14.10.2017, 12:5814.10.2017, 14:39
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Der Appenzeller FDP-Ständerat Andrea Caroni hat ein überparteiliches Komitee gegen die Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» gegründet. Bisher gehören ihm sieben Mitglieder aus dem gesamten Parteienspektrum an.

Caroni begründete seinen Einsatz in einem Interview gegenüber der Westschweizer Zeitung «Le Temps» vom Samstag mit seiner «liberalen Überzeugung». Es sei nicht Aufgabe des Staates, Kleidervorschriften für seine Bürgerinnen und Bürger festzulegen.

Ausserdem führte ein solches Gesetz nur zu mehr Bürokratie und schränkte die individuellen Freiheiten und die Privatsphäre ein. «Die Initianten spielen das Spiel der Extremisten», sagte Caroni. Wie diesen geht es ihnen nur darum, Spannungen zu schüren, indem sie Symbole missbrauchten.

Sicherheitsargument greife nicht

Der Ausserrhoder Ständerat verurteilt auch die Scheinheiligkeit der Initianten. Auf einmal setzten sich konservative Kreise, die sich normalerweise kaum um die Gleichstellung von Mann und Frau gekümmert hätten, für die Rechte einer Handvoll Touristinnen aus den Golfstaaten ein. Und auch das Sicherheitsargument greift seiner Meinung nach nicht: Es habe in Europa noch nie einen Anschlag einer Frau mit einer Burka gegeben.

Neben Caroni gehören dem Komitee bisher unter anderem der Berner SP-Ständerat Hans Stöckli und die Nationalräte Barbara Schmid-Federer (CVP/ZH) und Claudio Zanetti (SVP/ZH) an.

Die Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» kam am Freitag formell zustande. Damit wird sich das Stimmvolk dazu äussern können. Bei einem Ja wäre das Tragen von Burka und Niqab in der Öffentlichkeit verboten. Das Volksbegehren wird daher auch als «Burka-Initiative» bezeichnet.

Hinter der Initiative steht das «Egerkinger Komitee» um den Solothurner SVP-Nationalrat Walter Wobmann, das mit der Anti-Minarett-Initiative erfolgreich war. Bisher kennt nur der Kanton Tessin ein Verhüllungsverbot. (viw/sda)

«Dinge, die man einer Burka-tragenden Frau nicht sagen sollte»

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Angelo C.
14.10.2017 13:37registriert Oktober 2014
Nun ja, wie immer man auch dafür oder dagegen eingestellt sein mag : die Profilierungsarie des Herrn Caroni kommt beim breiten Volk kaum an und so würde ich - nach Belgien, Frankreich, Oesterreich, Dänemark usw. (alles Rechtsstaaten) - schon heute einen müden Stutz gegen einen Hunderter wetten, dass die Wobmann-Initiative mit jedwelcher Sicherheit auch hierzulande grossmehrheitlich und komfortabel angenommen wird.

Womit sich wohl nicht nur m.E. ellenlange Diskussionen von selbst ad absurdum führen....
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Optimistic Goose
14.10.2017 14:31registriert Januar 2015
Man mag vom ihm halten, was man will, in seiner Partei ist er fast noch der einzige, der sich nicht nur für eine liberale Wirtschaft, sondern auch für eine freie Gesellschaft einsetzt.
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