Im Juli findet die Fussball-Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz statt – ein Anlass zur Freude für alle, die sich für Gleichstellung und feministische Themen engagieren. Doch statt Vorfreude sorgte eine klischeebehaftete Bemerkung von Tamara Funiciello und Anna Rosenwasser im Vorfeld für heftige Kritik.
Die umstrittenen Aussagen der beiden Politikerinnen fielen bereits an einem feministischen Sessions-Rückblick im vergangenen Oktober.
Auf die Frage, ob sie bereit für die Frauen-EM sei, antwortete Anna Rosenwasser: «Ich liebe es, über die EM zu sprechen, denn dann meinen alle, ich interessiere mich für Fussball. Dabei interessiere ich mich vor allem für Lesben, die Sport machen.» Ob sie tatsächlich ein Spiel besuchen werde, wisse sie allerdings noch nicht.
Tamara Funiciello legte nach: «Ich mache einen Monat lang nichts anderes, als Lesben beim Fussballspielen zuzuschauen.»
Die Aussagen sorgten für viel öffentlichen Wirbel. Insbesondere weil sich die beiden Nationalrätinnen politisch stark für Gleichstellung, LGBTIQ-Anliegen und gegen stereotype Klischees einsetzen.
Nationalspielerin Meriame Terchoun zeigte sich kurz nach den Aussagen «enttäuscht, schockiert und verwirrt» über die Aussagen. «Wenn es ein Mann gewesen wäre, hätten wir einen kompletten Skandal. Der hätte vielleicht sogar seinen Job verloren», sagte Terchoun. Man kämpfe seit Langem dafür, dass Frauenfussball ernst genommen werde, solche Äusserungen bewirkten jedoch das Gegenteil.
Mittlerweile räumten die beiden SP-Politikerinnen Fehler ein. «Ja. Meine Worte haben Leute verletzt, und das tut mir leid», sagte Funiciello im Interview mit den Tamedia-Zeitungen.
Ihre Aussage sei als Ausdruck der Vorfreude auf die EM gemeint gewesen – insbesondere darauf, Vorbilder wie Ramona Bachmann oder Lara Dickenmann live zu erleben. Allerdings sei die Aussage unsensibel formuliert gewesen und dafür entschuldige sie sich. Sie betonte, die Leistung der Spielerinnen keinesfalls schmälern zu wollen.
Auch Anna Rosenwasser sieht ihre Aussage mittlerweile kritisch. Sie schrieb in ihrer Kolumne in der Republik: «Meine Aussage, die liebevoll gemeint war, hat Menschen verletzt.» Sie betonte aber auch, dass Absicht und Wirkung einer Aussage nicht dasselbe seien.
Zudem wies die Nationalrätin darauf hin, dass die mangelnde Anerkennung von Fussballerinnen sowie die negative Konnotation des Klischees einer lesbischen Spielerin strukturelle Probleme seien. Die sexuelle Orientierung werde nur bei heterosexuellen Menschen als Privatsache betrachtet, während queere Menschen täglich um ihre Rechte und Würde kämpfen müssten.
(thw)
Schön, dass sie ihren Faux-pas einsehen und sich entschuldigen...
Aber eine Entschuldigung dafür, dass man billige vorurteile nutzt, sollte nicht wirklich beinhalten, dass ja die Gesellschaft das auch mache.... da könnte was gescheiteres von Rosenwasser kommen...