Wenn ein Bundesrat abtritt, beginnt das Sesselrücken. Nach dem Rücktritt des SVP-Bundesrats Ueli Maurer stellt sich die Frage, wer die aussichtsreichsten Kandidaten für seine Nachfolge sind.
Da Maurers Rücktritt erwartet wurde, brodelte die Gerüchteküche schon länger, wer den amtsältesten Bundesrat beerben wird. «Ob es eine Frau oder Mann wird, ist mir egal – solange es kein ‹Es› ist», sagte dazu Ueli Maurer an der Pressekonferenz am Freitagmittag.
Diese Frauen und Männer sind Favoriten für das Amt – alle stammen aus der Deutschschweiz.
Viel thematisiert wurde, dass sich nach Maurers Rücktritt Magdalena Martullo-Blocher für den Bundesratssitz bewerben könnte. Aber: Sie hat mitgeteilt, dass sie als Nachfolgekandidatin nicht zur Verfügung stehe. Die Partei verfüge über zahlreiche hervorragende Kandidatinnen und Kandidaten.
«Ich bedaure den Rücktritt von Bundesrat Ueli Maurer sehr und danke ihm für sein ausserordentliches über 40-jähriges Engagement zum Wohle unserer Schweiz und unserer Partei», liess Martullo-Blocher am Freitagnachmittag über ihren Generalsekretär der Ems-Chemie auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilen.
Sie selber stehe aber als Bundesratskandidatin nicht zur Verfügung. Die schweizerische Volkspartei habe zahlreiche andere Kandidatinnen und Kandidaten.
Aussichtsreich dürfte eine Kandidatur von Albert Rösti sein. Von 2016 bis 2020 leitete er die SVP Schweiz. In den eigenen Reihen wird er geschätzt als dossiersicher und umgänglich. Zudem hat sich Rösti bis dato noch nie von Ambitionen für das Bundesratsamt distanziert. Nach Adolf Ogi wäre er zudem bereits der zweite Bundesrat aus Kandersteg, Bern.
Auch die Zürcher Gesundheitsdirektorin wurde schon oft genannt, wenn es um die Nachfolge von Ueli Maurer als Bundesrat geht. Ihre Ambitionen dazu hat sie bisher noch nie geäussert.
Der Präsident der SVP des Kantons Bern, alt Nationalrat Manfred Bühler, will sich für eine Kandidatur eines Berner SVP-Mitglieds stark machen. Bühler sagte am Freitag auf Anfrage, die Berner SVP verfüge über mehrere hoch qualifizierte Personen.
Namen könne er zum jetzigen Zeitpunkt keine nennen, sagte der Bernjurassier weiter. Sobald die Kantonalpartei von der nationalen Parteispitze zum weiteren Vorgehen informiert worden sei, werde die SVP Kanton Bern auf potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten zugehen, sagte Bühler weiter. Er stehe nicht zur Verfügung.
Der Berner SVP-Ständerat Werner Salzmann gab auf Anfrage Bühler Recht: Es sei immer gut, eine Berner SVP-Vertretung in der Landesregierung zu haben. Wichtiger als die Herkunft eines Bundesratsmitglied sei aber dessen Eignung. Er selber habe sich noch keine Gedanken gemacht. «Es wäre sicher eine interessante Aufgabe - doch auch das Ständeratsmandat ist interessant.»
Ein Favorit für die Nachfolge ist für viele der Luzerner Franz Grüter. Doch zu watson sagt er: «Ich will nicht Bundesrat werden, das ist nicht mein Ziel.» Dies werde sich auch nicht ändern. «Ich bin beruflich stark engagiert und möchte das so beibehalten.» Ausserdem werde er nächstes Jahr 60 Jahre alt.
Die Thurgauerin ist seit 2017 im Nationalrat. Sie wurde mit 33 Jahren gewählt, mit 35 konnte sie bereits mehr Stimmen einholen, als alle anderen Politiker im Kanton Thurgau. Die studierte Betriebsökonomin machte sich national vor allem im Abstimmungskampf der Konzernverantwortungsinitiative einen Namen. Zudem gilt Gutjahr als Polit-Schützling von Peter Spuhler, der für die SVP schon lange Wunsch-Bundesrat ist. Absichten zum Bundesratssitz hat Gutjahr bisher nie geäussert.
Der Berner Nationalrat ist nicht der Top-Favorit, doch sein Name fällt bei Parteikollegen immer wieder. Viele sagen ihm eine steile Karriere voraus. Guggisberg ist erst seit 2019 im Parlament. Zu Maurers Rücktritt sagt er: «Ich war sehr überrascht. Für mich ist ein Amt als Bundesrat natürlich eine Überlegung wert.» Er könne aber noch keine Aussage mit Gehalt machen, da zuerst viele Gespräche darüber geführt werden müssten. Und: «Bisher ist noch niemand auf mich zugekommen.»
Ende 2018 trat Toni Brunner als Nationalrat zurück. Seither ist es ruhig geworden um den allseits beliebten Politiker. Doch immer wieder wurde gemunkelt, dass Brunner der Politik doch noch nicht für immer den Rücken kehren möchte. Von 2008 bis 2016 präsidierte er für die Schweizer SVP. Er folgte damals auf Ueli Maurer. Vielleicht wird er den abtretenden Bundesrat nun erneut im Amt ersetzen.