Die Berufslehre zur Kauffrau oder Kaufmann steht vor einer grossen Reform. Bis 2022 soll die Lehre in vielen Bereichen umgekrempelt werden. Den Fächern sollen Handlungskompetenzen weichen und aus den heutigen drei Profilen sollen zwei werden. Zudem soll in Zukunft nur noch eine Fremdsprache obligatorisch sein.
Gegen die Reform bildet sich immer mehr Widerstand – auch auf nationaler Ebene: Mit einer Interpellation will die Basler GLP-Nationalrätin Katja Christ nun vom Bundesrat genaueres wissen. «Die Reform machte mich misstrauisch», begründet Christ ihren Vorstoss. «Eine weitere Bildungsreform, die von oben herab beschlossen und wissenschaftlich sehr dünn begründet wirkt.»
Sie habe nichts gegen Reformen, so die Baslerin. «Aber wir kommen nicht um eine profunde Wissensvermittlung herum. Ohne Wissen kann ich nichts anwenden, kann ich nicht kompetent handeln und agieren. Mit dem Wechsel von Fächern auf Handlungskompetenzen ist das nicht gewährleistet.»
Neben Christ will auch SP-Nationalrätin Samira Marti vom Bundesrat wissen, ob die «KV-Reform 2022 ein «Lehrstellenkiller» sei. Auch sie kritisiert den Fokus auf die Handlungskompetenzen. «Schon auf Ebene der Volksschule funktioniert der reine Fokus auf Kompetenzen nicht. Die KV-Reform schwächt die Allgemeinbildung», so die Sozialdemokratin gegenüber der «bz Basel».
Die für 2022 geplante KV-Reform ist undurchdacht. Sie wurde ohne die Berufsfachschulen und Lehrbetriebe erarbeitet und trifft die schwächsten Schüler:innen am stärksten. Per Interpellation übt @SamiraMarti Druck auf die Landesregierung aus. Die Turbo-Reform muss gestoppt werden! pic.twitter.com/H9NtH1r6hL
— SP Baselland (@sp_bl) May 3, 2021
Marti bemängelt zudem, dass die Reformvorlage ohne die Berufsfachschulen und Lehrbetriebe erarbeitet wurde und die schwächsten Schülerinnen und Schüler am stärksten treffe.
Ob die Reform tatsächlich so zustande kommt, ist bis jetzt noch nicht endgültig entschieden. Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) sammelte bis zum 20. April Rückmeldungen zur Reform.
Besonders umstritten war die Fremdsprachenfrage. Ursprünglich vorgesehen war, dass nur eine Fremdsprache obligatorisch ist. Ob das eine Landessprache oder Englisch ist, hätten die jeweiligen Kantone entschieden. Wie das SBFI aber in einem Schreiben am 4. Mai mitteilte, wird nun eine neue Variante vorgeschlagen. Die neue Variante sieht vor, dass alle Lernenden weiterhin zwei Fremdsprachen erlernen, somit werde gesichert, dass nebst Englisch auch eine Landessprache gelernt wird. Bis zum 4. Juni sammelt das SBFI zum überarbeiteten Vorschlag nun erneut Feedback aus der Branche.
Da erwarte ich mehr dieses Kumbaia PH-Chaos. Bereits jetzt ist es sehr schwierig Lehrlingsbetreuer (Praxisbildner) zu finden, weils dermassen viel zu tun gibt.
1 Fremdsprache? WTF. Wir sind ein 4 sprachiges internationales Land. Englisch und Französisch ist das mindeste. Wie will den der Stift nach der Lehre eine Anstellung finden ohne Sprachkenntnisse?
PS: Und nein ich weigere mich heute weichgespülte PH-Begriffe zu brauchen, die eh *niemand* und nie einer m Alltag braucht.
Wie von Marti bemängelt, wurden weder Berufsfachschulen noch Lehrbetriebe in die Erarbeitung der Reformvorlage mit einbezogen, sprich ohne Bezug zur Realität der Betroffenen.