«Wir suchen seit längerem nach einer etwas grösseren Wohnung im Grossraum Zürich», sagt Andrea K.* (*Name der Redaktion bekannt). «Doch die Suche ist desillusionierend.» Seit einigen Monaten würden ihr gar noch weniger freie Wohnungen angezeigt, und gefühlt hätten die Preise dafür in den vergangenen Monaten einen deutlichen Sprung gemacht. «Viele Objekte kommen dadurch für mich und meinen Partner schlicht nicht mehr infrage.»
Andrea K. ist nicht die einzige Mietwohnungssuchende, die kurz davor ist, den Kopf in den Sand zu stecken. Dabei könnte der Sand die Lösung sein – zumindest wenn man Videos auf Tiktok glaubt, die zu Tausenden geliked werden. Dort verkünden mehrere User, insbesondere aus teuren englischen Metropolen, dass sie in ausländischen 5-Sterne-Resorts in Strand-Destinationen weniger zahlen als bei sich zu Hause in der eigenen Wohnung.
Doch trifft dies auch auf die Schweiz zu? Käme es ein Paar beim nächsten Wohnungswechsel allenfalls günstiger, eine längere Auszeit in einem Resort in Strandnähe zwischenzuschalten, sofern dies die Arbeit zulässt? Oder sofern sie ihre eigene Mietwohnung während des Auslandsaufenthalts untervermieten können?
Das Immobilienunternehmen Wüest & Partner hat auf Anfrage die Mietpreise für typische 3-Zimmer-Wohnungen in zehn grossen Schweizer Städten analysiert. Die Werte zeigen die mittlere Miete für eine 3- bis 3½-Zimmer-Wohnung mit 85 Quadratmetern inklusive Nebenkosten und basieren auf aktuellen Inseraten, also sowohl in Alt- als auch in Neubauten:
Nun also der Vergleich: CH Media hat sich auf dem Online-Buchungsportal Booking umgesehen für einen Aufenthalt während des gesamten Monats Mai in den drei Feriendestinationen Hurghada (Ägypten), Antalya (Türkei) und Rhodos (Griechenland). Gesucht wurde ein Zimmer für 2 Personen in einem 5-Sterne-Komplex mit All-inclusive-Verpflegung, also Frühstück, Mittag- und Abendessen, und inklusive Hin- und Rückflug. Die Resultate dürften bei manchen Mieterinnen und Mietern das Fernweh wecken.
Für Hurghada am Roten Meer spuckt die Suchmaschine drei Resorts aus, die alle Kriterien erfüllen und ins Budget von zwei Zürcherinnen oder zwei Genfern passen. Am günstigsten ist das 5-Sterne-Hotel Kairaba Aqua Mondo mit rund 1600 Franken pro Person. Kommune Aufgaben im Haushalt wie das Raustragen des Kehrichtsacks oder das Geschirrwaschen müssen die Gäste dort nicht verrichten. Stattdessen winken das Planschen in drei Aussenpools und am Privatstrand. 8 Restaurants auf der Anlage machen den Migros- oder Coop-Einkauf überflüssig, der Coffee-Shop erübrigt das eigene Kaffeebrühen oder das Entsorgen von Kapseln. Und der Ausgang findet in einer der 7 Bars und Lounges statt. Statt den Blick auf den nächsten Wohnungsblock oder die Hauptstrasse bietet die tiefste Zimmerklasse einen Gartenblick.
Für Nicht-Zürcher und Nicht-Genfer sprengen die Resultate hingegen das Budget einer Monatsmiete. Das günstigste 5-Sterne-Hotel in Hurghada kostet rund 1300 Franken für den ganzen Mai, also 2600 Franken insgesamt.
In Antalya, in der Türkei, sieht es allerdings auch für Mieterinnen und Mieter der beiden grössten Schweizer Städte düster aus. Die günstigste 5-Sterne-Unterkunft kostet knapp 1900 Franken pro Person, total also 3800 Franken. Wer bereit ist, etwas mehr als die Monatsmiete auszugeben, kann mit diesem Betrag im Luxusresort Özkaymak Falez residieren – mit hoteleigenem Strand an der türkischen Südküste am Mittelmeer, zwei Aussenpools, einem Innenpool und einer Wasserrutsche. Ein Fitnessstudio gehört genauso dazu wie die Live-Klaviermusik in der Lobbybar.
Und auch auf der griechischen Insel Rhodos reichen die Genfer und Zürcher Mieten nicht aus. Am günstigsten ist das All Senses Nautica Blue Exclusive Resort mit knapp 2000 Franken pro Person für einen Monat. Allerdings gibt es dafür ein Bungalow-Zimmer mit Gartenblick. Und um die Freizeit muss man sich keine Sorgen machen. Die Anlage liegt direkt am Strand der Küste von Fanes. Das Resort beherbergt drei Restaurants, drei Bars, ein Open-Air-Amphitheater, eine Minigolf-Anlage, Tennisplätze, Pétanque-Plätze, ein Open-Air-Sommerkino und so weiter.
Fazit: Der Resort-Mietwohnung-Vergleich kann durchaus auch in der Schweiz angewandt werden, allerdings nur für ausgewählte, günstigere Destinationen und in erster Linie für Paare aus Zürich und Genf. Für Alleinreisende, die in einer 2½-Zimmer-Wohnung leben, dürfte die Hotel-Auswahl hingegen etwas grösser ausfallen.
Laut Hotelplan-Sprecherin Muriel Wolf Landau ist ein allgemeiner Trend zu deutlich längeren Aufenthaltsdauern derzeit denn auch nicht zu beobachten. Hotelplan, TUI und Kuoni sprechen seit der Coronapandemie viel eher von sogenannten Workation-Buchungen: Gäste verbinden die Ferien mit der Arbeit, sei es mit ein paar zusätzlichen Tagen vor Ort oder der Verlegung des Heimbüros ins Ferienresort während ein bis zwei Wochen.
«Wir stellen jedoch fest, dass gerade bei gewissen Destinationen die Langzeitaufenthalte zugenommen haben», sagt Wolf Landau. Dies gelte unter anderem für Thailand, die Kanarischen Inseln, Ägypten oder auch die Malediven. «Hier sind überdurchschnittlich viele Aufenthalte zwischen 16 und 22 Tagen zu verzeichnen.»