Schweiz
Gesellschaft & Politik

Feuerwerksverbot: Mehrheit will Knallerei in der Schweiz abschaffen

Zwei Kundinnen schauen sich Feuerwerkskoerper an, in einem temporaeren Container Shop der Firma KnallFred, am Freitag, 28. Juli 2023 auf dem Waisenhausplatz in Bern. KnallFred handelt mit professionel ...
Knallendes Feuerwerk könnte für Private in der Schweiz schon bald verboten sein.Bild: keystone

Grosse watson-Umfrage zeigt: So steht die Bevölkerung zum Feuerwerksverbot

76 Prozent der Schweizer Bevölkerung wollen lautes Feuerwerk für Private verbieten. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von watson.
29.12.2023, 05:0029.12.2023, 08:44
Corsin Manser
Mehr «Schweiz»

In den kommenden Tagen ist es wieder so weit. Mit Feuerwerk wird das alte Jahr verabschiedet und das neue willkommen geheissen. Doch schon bald könnte es vorbei sein mit dem Geknalle für Private. Wie eine repräsentative watson-Umfrage zeigt, ist eine deutliche Mehrheit der Schweizer Bevölkerung für ein Verbot von Feuerwerk, das Lärm erzeugt.

Die Umfrage wurde zwischen dem 14. und dem 20. Dezember im Zusammenarbeit mit dem Sozialforschungsinstitut DemoSCOPE durchgeführt. Teilgenommen haben 8250 Personen, sie ist repräsentativ für die Deutsch- und Westschweiz (mehr zur Methodik am Ende des Artikels).

Die wichtigsten Erkenntnisse der Umfrage:

Deutliche Mehrheit für Initiative

Im Herbst dieses Jahres wurde die Initiative zur Einschränkung von Feuerwerk bei der Bundeskanzlei eingereicht. Mit 137'193 Unterschriften wurde sie für gültig erklärt.

Die Initiative verlangt, dass der Verkauf und die Verwendung von Feuerwerkskörpern, die Lärm erzeugen, verboten werden. Pyrotechnische Produkte, die ohne Lärm in die Luft gehen, sollen weiterhin erlaubt sein. Sogenannte «Vulkane» dürften also immer noch gezündet werden. Knallende Raketen hingegen nicht.

Weiterhin möglich sollen auch professionelle öffentliche Feuerwerke an Veranstaltungen sein. Sie müssen auf ein Gesuch hin bewilligt werden.

Die Feuerwerksinitiative geniesst grossen Rückhalt in der Bevölkerung, wie die watson-Umfrage zeigt. 76 Prozent sind (eher) für die Initiative. Nur gerade 24 Prozent sind (eher) dagegen.

Auffällig ist: Die meisten Teilnehmenden sind sich ihrer Sache sicher. Lediglich elf Prozent wählten die Option «eher Ja» oder «eher Nein».

Interessant ist die Aufschlüsselung nach Parteinähe. Sie zeigt, dass die Initiative in allen politischen Lagern unterstützt wird. Am deutlichsten ist die Zustimmung bei Wählerinnen und Wählern der Grünen. 92 Prozent sind (eher) für die Initiative.

Auch im bürgerlichen Lager ist eine Mehrheit für die Initiative. Am knappsten fällt das Resultat bei den FDP-Wählerinnen und Wählern aus. Dort sind 38 Prozent (eher) gegen ein Verbot.

Tierwohl ist Grund Nummer 1

Die Teilnehmenden, welche die Feuerwerksinitiative unterstützen, konnten im Fragebogen die Gründe dafür angeben. Bei den meisten Teilnehmenden steht das Tierwohl im Vordergrund. Der wichtigste ist Grund «Stress bei Haus- und Nutztieren». Darauf folgt «Stress bei Wildtieren».

Eine wichtige Rolle spielt auch die Luftverschmutzung. Der Stress bei Menschen wird hingegen wenig als wichtigster Grund genannt.

Auch hier lohnt sich einen Blick auf die Parteinähe zu werfen. Während sich die SVP-Wählerinnen und -Wähler vor allem Sorgen um die Haus- und Nutztiere machen, steht bei den Anhängern der Grünen die Luftverschmutzung zuoberst auf der Liste.

Das sagen die Leute, die dagegen sind

24 Prozent der Teilnehmenden sind gegen die Initiative. Auch sie durften ihre Gründe dafür angeben. Am wichtigsten ist den Gegnerinnen und Gegnern das Argument, dass Feuerwerk eine Tradition ist und dazu gehört.

Viele Gegnerinnen und Gegner sagten auch, dass es bereits zu viele Regulationen und Verbote gebe. Ein wichtiges Argument ist zudem, dass ein Feuerwerksverbot nicht in die Verfassung gehören soll.

Zur Methodik
Die Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit DemoSCOPE vom 14. bis am 20. Dezember in deutscher und französischer Sprache durchgeführt. Nach erfolgter Datenbereinigung lagen 8250 auswertbare Interviews vor. Diese wurden mittels Propensity-Score-Gewichtung an eine unverzerrte Grundgesamtheit angepasst, um dem Selbstselektionsbias entgegenzuwirken und aussagekräftigere Resultate zu erzielen. Zusätzlich wurde eine Gewichtung der Ergebnisse anhand der Wahlbeteiligung vom Oktober 2023 vorgenommen. Unter der Annahme einer Zufallsstichprobe beträgt der maximale Fehlerbereich für Prozentangaben 1,4 Prozent. Die Umfrage wurde online auf watson.ch durchgeführt.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Wie Silvester wirklich ist – dargestellt in 9 Grafiken
1 / 12
Wie Silvester wirklich ist – dargestellt in 9 Grafiken
quelle: watson
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Feuerwerk-Horror in den USA – diese Feier ging gründlich schief
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
276 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
The oder ich
29.12.2023 06:26registriert Januar 2014
Dass die Knallerei "Tradition" sei, ist für grosse Teile der Schweiz ein Quatsch. Als geborener Boomer kann ich mich noch gut erinnern, dass in meiner Wohngemeinde der einzige Klang am Jahreswechsel eine Viertelstunde Ausläuten des alten Jahres an Silvester und das Einläuten des neuen Jahres nach den zwölf Stundenschlägen um Mitternacht waren. Es gab damals (anfangs 1980er Jahre) sogar einmal eine Beschwerde beim Gemeinderat, weil ein paar alte Feuerwehrkameraden in diese Stille mit Feuerhörnlein bliesen.
24126
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pappnase75
29.12.2023 06:40registriert August 2023
Dieses deutliche Resultat freut und überrascht uns mit unseren Tierchen enorm, v. a. auch, weil es repräsentativ ist. Das mit dem Hauptgegenargument "Tradition" ist halt immer so eine Sache: Diese Gegner wollen oder können nicht einsehen, dass nicht jede Tradition auch sinnvoll, zeitgemäss und schliesslich gut für das Leben ist. Siehe als Beispiel die traditionellen Stierkämpfe in gewissen Ländern.
14746
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hosesack
29.12.2023 06:13registriert August 2018
Dann ist es hoffentlich nur noch eine Frage der Zeit bis es zu einem Verbot kommt.
14040
Melden
Zum Kommentar
276
Nationalrat kürzt Kredit für Auslandshilfe zu Lasten der Ukraine

Der Nationalrat will dem Bund für die kommenden vier Jahre knapp 11 Milliarden Franken für die Auslandshilfe zur Verfügung stellen, weniger als der Bundesrat beantragt und der Ständerat bewilligt hat. Das hat er am Donnerstag in der Differenzbereinigung entschieden.

Zur Story