Die Aargauer SVP hat ihren freigewordenen zweiten Sitz im Regierungsrat verteidigt. Das Volk wählte Nationalrätin Martina Bircher. Damit gehört der Exekutive wieder eine Frau an. Die vier bisherigen Regierungsräte von SVP, FDP, Mitte und SP wurden klar wiedergewählt.
Die Wählenden setzten im Regierungsrat auf Kontinuität. Dem Regierungsrat gehören weiterhin zwei SVP-Vertreter an sowie je ein Vertreter der FDP, Mitte und SP. Einzig die GLP und die Grünen, die beide im Parlament vertreten sind, machten den vier Regierungsparteien Konkurrenz.
Alle vier bisherigen Regierungsräte wurden im Amt klar bestätigt. Das beste Resultat erzielte Finanzdirektor Markus Dieth (Mitte) mit 96'742 Stimmen, dicht gefolgt von Baudirektor Stephan Attiger (FDP) mit 94'648 Stimmen, wie die Staatskanzlei Aargau am Sonntag mitteilte.
Das absolute Mehr von 59'719 Stimmen übersprangen auch Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati (SVP) mit 86'876 Stimmen und Innendirektor Dieter Egli (SP) mit 84'254 Stimmen.
Neu auf Anhieb in den Regierungsrat gewählt wurde SVP-Nationalrätin Martina Bircher. Sie erhielt 68'127 Stimmen. Damit hielt die wählerstärkste Partei im Kanton Aargau ihren zweiten Sitz im Regierungsrat, den sie im Jahr 2016 erobert hatte. Bircher verteidigte den Sessel des Bildungsdirektors Alex Hürzeler, der nach 16 Jahren aufhört.
Mit der 40-jährigen Bircher gehört nach vier Jahren wieder eine Frau dem Regierungsrat an. Bislang wählte das Volk erst drei Frauen in die Regierung. «Es ist ein Superresultat», sagte Bircher im Regionalsender Tele M1. Es sei ihr ein Stein vom Herzen gefallen. Bei der Nomination für die Kandidatur hatte sich Bircher parteiintern gegen eine Konkurrentin durchgesetzt.
Bircher ist seit dem Jahr 2019 Mitglied des Nationalrats und Inhaberin einer Beratungsfirma. Die Vizestadtpräsidentin von Aarburg vertritt in der Asyl- und Sozialpolitik einen harten Kurs. Sie suchte im Wahlkampf bei Bildungs- und Wirtschaftsthemen die politische Mitte. «Die starke Frau für unseren Aargau», lautete der Wahlslogan der SVP-Politikerin.
Deutlich unter dem absoluten Mehr lagen GLP-Nationalrat Beat Flach mit 46'717 Stimmen und Grünen-Grossrätin Ruth Müri mit 46'661 Stimmen. Flach und Müri gaben sich in Reaktionen enttäuscht. Müri hielt fest, dass sie ein bessere Resultat erzielt habe als es die Umfragen vorausgesagt hätten. Klar chancenlos blieben acht Aussenseiterkandidaturen. Die Wahlbeteiligung betrug 32,2 Prozent.
Nach der Wahl von Bircher in die Kantonsexekutive wird voraussichtlich Christian Glur in den Nationalrat nachrücken. Der Meisterlandwirt aus Glashütten im Bezirk Zofingen ist 49-jährig und seit 2009 Mitglied des Grossen Rates. Bereits sein Vater, Walter Glur, gehörte bis Ende 2022 zwei Jahre lang dem Nationalrat an,
Auch bei den Grossratswahlen hat die SVP Grund zur Freude. Die Volkspartei gewinnt fünf Sitze hinzu und kommt neu auf 48 Mandate. Die FDP gewinnt einen Sitz, ebenso die kleine EDU. Die Grünen verlieren 4 Sitze, die GLP 2 Sitze und die EVP einen Sitz. Die Mitte und SP halten ihre Sitze.
Die neue Sitzverteilung im 140 Mitglieder zählenden Grossen Rat ist wie folgt: SVP 48 (+5), SP 23 (0), FDP 22 (+1), Mitte 18 (0), Grüne 10 (-4), GLP 11 (-2), EVP 5 (-1) und EDU 3 (+1). Damit haben SVP und FDP, die häufig gleich stimmen, zusammen 70 Sitze. Gemeinsam mit der EDU kommen sie auf das absolute Mehr.
Die SVP als wählerstärkste Partei legte um 3,60 Prozentpunkte zu und kommt auf einen Wähleranteil von 33,90 Prozent. Die FDP steigerte ihren Wähleranteil um 0,64 Prozentpunkte auf 15,35 Prozent, die EDU um 0,21 Prozentpunkte auf 1,81 Prozent.
Grösste Verlierer sind die Grünen, deren Wähleranteil um 2,57 Prozentpunkte auf 7,44 Prozent sank. Die GLP büsste 1,03 Prozentpunkte ein und kommt noch auf 8,21 Prozent. Die GLP überholte damit die Grünen und ist neu die fünftstärkste Kraft im Kantonsparlament.
Der Wähleranteil der SP sank um 0,41 Prozentpunkte auf 16,14 Prozent. Die Mitte legte um 0,05 Prozentpunkte zu und kam auf 12,86 Prozent. Die EVP erhielt 3,89 Prozent und verlor damit 0,32 Prozentpunkte.
Die Stimmbeteiligung lag bei 32,65 Prozent.
(dab/sda)