Es sind Good News, die das Bundesamt für Statistik heute Montag verschickt hat: Einbrüche verzeichneten im Jahr 2015 ein Rekordminus von 19 Prozent. Gemäss der polizeilichen Kriminalstatistik des Bundes sank die Anzahl Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 9922. Insgesamt wurde in der Schweiz 42'416 Mal eingebrochen.
Das freut die Polizei. Der Rückgang sei unter anderem auf die grossen Anstrengungen der Polizeikorps zurückzuführen, schreibt die Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten (KKPKS) in einer Mitteilung. Sie setzten sich mit sichtbarer Präsenz, Präventionskampagnen sowie repressiven Massnahmen für den Schutz der Bürger und ihr Hab und Gut ein, heisst es weiter.
Martin Killias, Strafrechtsprofessor und Autor der Studie Schweizerische Sicherheitsbefragung (siehe Bildlegende) bestätigt die positive Bilanz der Polizei und verweist auf die grenznahen Städte Basel, Genf und Lausanne. «Die Polizei hat sich in Städten, die stark von Kriminaltouristen betroffen sind, vermehrt um ausländische Banden gekümmert.»
In letzter Zeit seien beispielsweise oft Nummernschilder geklaut worden. «Diebe wollen nicht mit ausländischen Kennzeichen herumfahren, weil sie damit eher erwischt werden. Das zeigt, dass Kontrollen greifen», erklärt Killias. So ist die Zahl der Einbrüche vor allem in Lausanne stark zurückgegangen (minus 43 Prozent). Auch in Basel und Genf wurde massiv weniger eingebrochen als in den Vorjahren.
Doch das ist nicht der einzige Grund für den Rückgang. Bei einer solch' starken Tendenz müsse man die Ursache an einem anderen Ort suchen, sagt Killias. Ein wichtiger Faktor sei der Goldpreis. «Einbrüche richten sich stark nach der Lukrativität», erklärt Killias. In den 80er-Jahren seien Einbrüche noch ein lokales Phänomen gewesen – bis Fernseh-, Stereo- und Elektronikgeräte bei uns auf dem Occasionenmarkt nichts mehr einbrachten.
«Nach den Grenzöffnungen wurde die Kriminalität internationalisiert, weil im Osten noch eine Nachfrage nach solchen Occasionsprodukten bestand», sagt Killias weiter. In dieser Zeit seien mehr banden aus Osteuropa gekommen. «Mit dem Fortschritt ist aber auch dort die Nachfrage nach solchen Geräten gesunken – Diebe fanden keine Kunden mehr auf dem Schwarzmarkt», sagt Killias.
Für die Diebe brach ein Markt weg und gleichzeitig stieg der Goldpreis Ende der Nullerjahre massiv an. Es war nun lohnenswerter, Gold zu stehlen als Elektronik zu verscherbeln. «In fast jedem Schweizer Haushalt liegen Taufketteli, Eheringe Verstorbener oder Goldvreneli – in dieser Zeit hatten die unwahrscheinlich viel Wert.», sagt Killias. Einbrüche boomten. Jetzt sind die Zahlen zum ersten Mal seit dieser Hochzeit zurückgegangen.
Dennoch bleibe die Schweiz eine attraktive Einbrecherdestination, glaubt Killias. Die relativ moderaten Straftarife würden auch weiterhin viele Kriminelle aus dem Ausland anziehen. Davon geht auch Martin Boess, Geschäftsleiter der Schweizerischen Kriminalprävention, aus.
«Hier gibt es immer noch viel zu holen in den Wohnungen, wir sind ein reiches Land, das ist ein Ansporn für Einbrecher», sagt Boess gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Generell sei es aber schwieriger geworden für Diebe. Beispielsweise würden Türen und Fenster heute einbruchsicherer gebaut. Boess: «Die Bevölkerung schützt sich besser».