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Gesellschaft & Politik

CS-Crash: Ruedi Noser will, dass du deine Hausaufgaben richtig machst

Ruedi Noser, FDP-ZH, spricht waehrend der Debatte um die BVG-Reform (Reform der beruflichen Vorsorge) im Staenderat, waehrend der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 15. Juni 2022,  ...
Ruedi Noser: «Wenn man ein Feuer löschen muss, muss man das Feuer löschen und nicht diskutieren, ob man jetzt Wasser verwenden soll oder nicht.»Bild: keystone

Ruedi Noser will, dass du deine Hausaufgaben richtig machst – das meint er damit

Der FDP-Ständerat Ruedi Noser fordert nach dem CS-Crash alle dazu auf, die Hausaufgaben richtig zu machen. Das bringt ihm Kritik ein.
19.04.2023, 09:4919.04.2023, 09:49
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Der Arena-Auftritt von Ruedi Noser sorgte für Gesprächsstoff. Der FDP-Ständerat aus dem Kanton Zürich sagte am Freitag, dass der Bund mit den Notkrediten für die Credit-Suisse-Rettung Geld verdienen werde. Schon bei der UBS-Rettung im Jahr 2008 seien sechs Milliarden in Richtung Bund geflossen.

Wenn man sich in der Schweiz jetzt nicht selbst zerfleische und gemeinsam an einem Strick ziehe, werde auch die CS-Rettung den Steuerzahler nichts kosten. Noser sagte: «Wenn wir alle, also UBS, CS, wir in der Politik und wir in der Gesellschaft alle unsere Hausaufgaben richtig machen, wird kein einziger Franken dieser 259 Milliarden gebraucht.»

Ruedi Noser in der «Arena» von Freitag:

Video: srf/watson

Dies kam bei vielen watson-Usern nicht gut an. So meinte etwa User «Scrat»:

«Sorry, Herr Noser, es waren die Verbrecher in der CS-Führungsetage, welche ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Also sollten diese Clowns nun auch dafür geradestehen und entsprechend nach- bzw. einsitzen.

Als Steuerzahler war ich weder für dieses Fiasko verantwortlich, noch habe ich jetzt ein Interesse daran, für diese Schmarotzer nun den Karren aus dem Dreck zu ziehen.»

Richtige Personen wählen

Welche Hausaufgaben der Steuerzahler nach dem CS-Crash zu erledigen hat, erwähnte Noser in der «Arena» nicht. Auf Nachfrage von watson führt der Ständerat seine Überlegungen nun aus. «Der Stimmbürger muss schauen, dass der Bundesrat und das Parlament den richtigen Job machen. Er muss mit seiner Stimme krisenerprobte Leute in den National- und Ständerat wählen», sagt Noser. Der FDP-Mann fand die Debatte im Nationalrat während der CS-Sondersession bedenklich. «Auf hohem Niveau war diese nicht.»

Der Ständerat stört sich daran, dass ausführlich über die Schuldfrage diskutiert wurde. Es gehe jetzt darum, die Feuerwehrübung des Bundesrates durchzuziehen, damit der Schaden möglichst klein bleibe, sagt Noser. Er macht einen Vergleich: «Wenn in einer Familie ein Kind krank wird, bringt es auch nichts, darüber zu streiten, ob jetzt Hansli oder Ursula schuld war, das Kind muss dann einfach zum Arzt.»

Diskussionen zum falschen Zeitpunkt

Doch wären Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten nicht gerade jetzt besonders angebracht, damit sich ein solches Ereignis nicht wiederholt? «In Krisen gewinnen diejenigen, die sich einig sind. Diejenigen, die sich uneinig sind, verlieren», sagt Noser. In den USA und Deutschland reiche ein Satz des Präsidenten und die Sache sei erledigt. «Und was machen wir? Die SNB schiebt der Finma die Schuld in die Schuhe, die Finma dem Bundesrat und der Bundesrat der SNB. Und so weiter und so fort. Der Schaden ist enorm.»

«Ich frage mich einfach, ob die Schweiz im internationalen Umfeld irgendeine Regulierung anstossen kann, die Hand und Fuss hat.»
Ruedi Noser

Grundsätzlich sei es schon gut, wenn über die Ursachen des CS-Crashs diskutiert werde, so Noser. «Ich frage mich einfach, ob die Schweiz im internationalen Umfeld irgendeine Regulierung anstossen kann, die Hand und Fuss hat.»

Es stelle sich auch die Frage, wann diskutiert werde. Gemäss Noser war die CS-Sondersession der vergangenen Woche der falsche Zeitpunkt. Ihm hätte es auch gereicht, wenn die Angelegenheit in der Sommersession behandelt worden wäre. «Wenn man ein Feuer löschen muss, muss man das Feuer löschen und nicht diskutieren, ob man jetzt Wasser verwenden soll oder nicht.»

Noser musste von den anderen «Arena»-Teilnehmern auch Kritik einstecken, weil er sagte, der Bund werde Geld verdienen mit den Notkrediten. So sagte Grüne-Nationalrat Gerhard Andrey, dass das Geschäft «hochriskant» sei. Noser meint nun: «Das Risiko ist gleich null, wenn wir alle am gleichen Strick ziehen. Nur wenn wir streiten, ist das Risiko gross.»

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Video: watson/Aya Baalbaki
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127 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pachyderm
19.04.2023 10:06registriert Dezember 2015
Ich mache meine Hausaufgaben gerne und wähle sicher nicht die FDP. Gern geschehen, Ruedi. 😘
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Einhorn2.0
19.04.2023 10:07registriert April 2020
Klar muss man zum Arzt, wenn das Kind krank wird und klar muss man ein brennendes Feuer löschen. Das sind keine komplexen Fragen. Die Lösung liegt auf der Hand. Aber die Rettung einer Bank mit Steuersubstrat ist eine hochgradig komplexe Angelegenheit. Und natürlich müssen wir dies debattieren. Das Steuersubstrat kommt von uns.

Eine Frage hätte ich noch an den FDP-Ständerat, der sonst nicht müde wird, zu fordern, dass der Markt sich selbst regelt und gegen staatliche Eingriffe wettert. Wo war jetzt diese unsichtbare Hand des Marktes, die alles im besten Interesse aller reguliert?
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NONOSISI
19.04.2023 11:28registriert März 2023
Das ist nur noch frech. Hausaufgabe: 1. nie wieder bürgerlich wählen.
2. So wählen das in Zukunft Bonis erst nach 25 Jahren ausbezahlt werden können. 3. Teppichetage und Verwaltungsräte vom Aktienhandel ausgeschlossen sind. 4. Brauchen wir Lohnobergrenzen 2 Mio Jahreslohn sind genug! Was darüber liegt sollte mit 100% besteuert werden. oder auch mehr....
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