Welche Auswirkungen haben Pflanzenschutzmittel auf unsere Gesundheit? Sind Landwirtinnen und Landwirte häufiger von gewissen Krankheiten betroffen? Was ist mit Anwohnerinnen und Anwohnern? In der Schweiz fehlen bisher Daten in diesem Zusammenhang. Das gilt auch bezüglich Weichmachern, Schwermetallen, Tensiden und anderen Substanzen.
Eine gross angelegte Studie soll nun Antworten liefern. Angedacht ist, dass bis zu 100'000 Bewohnerinnen und Bewohner mit einem Fragebogen zu ihren Lebensgewohnheiten und zu ihrer Gesundheit befragt werden. Zudem würden sie in einem Studienzentrum medizinisch untersucht. Die sogenannte Schweizer Gesundheitsstudie soll aufzeigen, welche Auswirkungen Chemikalien, die Umwelt und der Lebensstil auf die Gesundheit haben. Das soll unter anderem helfen, die Prävention chronischer Krankheiten zu verbessern.
Koordiniert wird die Studie vom Bundesamt für Gesundheit (BAG). Es arbeitet dazu mit verschiedenen Partnern zusammen. Für eine Pilotphase hat der Bundesrat 2017 grünes Licht gegeben, nun soll die grosse Studie folgen. BAG-Sprecher Daniel Dauwalder sagt, im Moment werde die Bilanz aus der Pilotstudie gezogen. «Der Bundesrat muss anschliessend die nächsten Schritte definieren.»
Angedacht ist eine Teilnehmerzahl von 100'000 Erwachsenen. Definitiv ist dies jedoch noch nicht. Entscheidend werde das Budget sein, heisst es beim BAG. Eine gewisse Grösse braucht die Studie indes, damit Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit untersucht werden können. Weil die Schweiz ziemlich heterogen ist, müssen laut BAG zudem auch die regionalen Unterschiede berücksichtigt werden.
All jene, die an der Studie teilnehmen, haben einen Vorteil daraus: Sie erhalten gratis eine allgemeine Gesundheitsuntersuchung. In der Pilotphase, an der 789 Personen teilnahmen, wurden unter anderem Blutdruck- und Herzfrequenzmessungen sowie Tests zu Herzkreislauf- und Atemwegerkrankungen gemacht. Ergebnisse aus der Pilotphase liegen noch nicht vor: Wissenschaftliche Publikationen sind laut BAG in Arbeit.
Die Studie hat angesichts der Grösse auch ihren Preis. Die Kosten für das Pilotprojekt liessen sich nicht exakt beziffern, weil die beteiligten Institute in hohem Masse eigene Ressourcen eingebracht hätten, schreibt das BAG. Der Bund habe während fünf Jahre rund eine Million Franken aufgewendet. Für eine nationale Studie mit 100'000 Teilnehmenden rechne man mit 10 Millionen pro Jahr.
Was genau alles untersucht werden soll, ist noch nicht definiert. Möglich wäre beispielsweise, auch Angaben zu Long Covid zu erfassen, beispielsweise im Fragebogen. Das BAG lässt dies noch offen: Da das Studienprotokoll zusammen mit Stakeholdern breit abgestimmt werde, und es viele wichtige Fragestellungen gebe, sei noch nicht klar, ob Long Covid bearbeitet werde, erklärt die Behörde auf eine entsprechende Frage. Die Studie würde aber die Infrastruktur bieten, um Daten zu erheben. (aargauerzeitung.ch)