Snusen statt Qualmen. Sich unauffällig ein weisses Täschchen unter die Oberlippe schieben, anstatt draussen im Rauch zu stehen. Auch in der Schweiz steigen immer mehr von der herkömmlichen Zigarette auf Mundtabak um.
Der Tabakriese Philip Morris, dessen operative Geschäfte von Lausanne aus betrieben werden, hat den Snus-Trend erkannt. Der Konzern will die schwedische Firma Swedish Match kaufen. Zu deren Produkten gehört die Marke «Zyn» – eine der beliebtesten Mundtabak-Sorten in der Schweiz. Philip Morris bietet für das schwedische Unternehmen 15 Milliarden Dollar. Der Verwaltungsrat von Swedish Match empfehle den Aktionären, das Angebot anzunehmen.
Weil weltweit der Zigarettenkonsum immer mehr zurückgeht, sucht Philip Morris nach Alternativen. Beispielsweise mit dem Tabakerhitzer «Iqos». Mit der Firmenübernahme von Swedish Match will der Tabakkonzern seinen Anteil an rauchfreier Produkte weiter erhöhen. Ein Deal, der sich lohnen dürfte – zumindest was die Geschäfte in der Schweiz betrifft. Das zeigt ein Blick in die Statistiken.
2010 betrug die Gesamtimportmenge von Kau-, Rollen- und Schnupftabak rund 67 Tonnen. Im Jahr 2015 waren es 135 Tonnen und 2020 bereits 282 Tonnen, wobei Schweden mit der Firma Swedish Match das grösste Lieferantenland war.
Die Zunahme des Snus-Konsums hat viel mit der Image-Korrektur zu tun, die der Oberlippen-Tabak in den vergangenen Jahren erfolgreich vollzogen hatte. In den 2000er-Jahren war der Lutschtabak zuerst vorwiegend bei Schweizer Eishockeyspielern verbreitet. Über die Mundschleimhaut gelangt das Nikotin direkt ins Blut und entfaltet seine stimulierende Wirkung. Es macht wach, erhöht die Aufmerksamkeit und beschleunigt den Kreislauf.
Auch heute noch setzen viele Eishockeyaner auf dieses legale Aufputschmittel. Inzwischen bringt man es aber nicht mehr mit braunen Zähnen, unappetitlichem Spucken und wundem Zahnfleisch in Verbindung. Heute kommen die Snus-Döschen frisch und clean daher, wohlriechend nach Pfefferminze, Kirsche oder Orange und in weissen Säckchen, die vor Zahnverfärbungen schützt.
Zu den Konsumentinnen gehören KV-Lehrlinge, Büroangestellte, Hausmänner. Laut einer Studie des Gesundheitsobservatorium konsumierten 2011 0,2 Prozent der Schweizer Bevölkerung Snus. Sieben Jahre später waren es 0,9 Prozent. Die ehemalige Eishockey-Droge wurde zum Lifestyle-Produkt.
Lange war die Einführung und Abgabe von «Tabak zum oralen Gebrauch» in der Schweiz verboten. Zulässig war nur die private Einfuhr. Importeure fanden aber immer wieder Tricks und deklarierten Snus als zulässige Tabaksorten. 2019 entschied das Bundesgericht, dass Snus auch zu Handelszwecken in die Schweiz eingeführt werden darf. Seither ist der Lutsch-Tabak in den unterschiedlichsten Varianten und Stärken am Kiosk erhältlich.
Viele Raucherinnen und Raucher steigen auf Snus um, in dem Glauben, dessen Konsum sei weniger schädlich. Oder weil sie längerfristig ganz mit dem Tabakkonsum aufhören wollen und sie im Snus einen ersten Schritt in der Rauchentwöhnung sehen.
Fachleute beurteilen das kritisch. Zwar falle das Gefahrenpotenzial von Snus im Vergleich mit Zigaretten wohl kleiner aus. Doch die Nikotinabhängigkeit sei gleich oder sogar stärker. Ausserdem bestehe ein erhöhtes Risiko für Mundhöhlen, Speiseröhren- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Zudem könne Lutschtabak Zahnfleischschwund verursachen.
neoliberaler Raubtierkapitalist
UncleHuwi
GreenBerlin
Gibt es dazu Zahlen? Viele beginnen direkt mit Snus ohne Umweg über Zigarette. Gerade im Sportbereich.