Seit drei Jahren geniessen Psychologen eine neue Freiheit: Sie können die Psychotherapie selber über die Krankenkasse abrechnen. Bis im Juli 2022 war das nur unter ärztlicher Aufsicht möglich.
Das neue Anordnungsmodell wirkte sich schnell auf die Kosten aus. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) stellte schon vor einem Jahr ein grosses Kostenwachstum von 175 bis 200 Millionen Franken zwischen 2022 und 2023 fest. Diese Zahl bestätigt der neue Bericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan). Demnach wuchsen die Kosten der psychologischen Psychotherapie von 528 Millionen Franken 2021 auf 922 Millionen Franken 2024. Das entspricht einem Plus von rund 400 Millionen Franken in vier Jahren oder 20 Prozent pro Jahr.
Das neue Modell sollte den Zugang zu Psychotherapien erleichtern und das Problem der Unterversorgung beheben. So war mit einem Kostenwachstum zu rechnen – aber wohl kaum in dieser Grössenordnung. Das zeigt vor allem auch der Vergleich mit übrigen Leistungserbringern der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung, wo das Wachstum 2,6 Prozent pro Jahr ausmachte. Was ist also passiert?
Der Bericht nennt drei Effekte, welche die Kostensteigerung so stark befeuert haben:
Damit verbleiben zusätzliche Kosten in der Höhe von 171 Millionen Franken, die nicht direkt erklärt werden können. Das BAG vermutet eine Verlagerung aus dem Selbstzahler- und Zusatzversicherungsbereich, tiefere finanzielle Hürden sowie eine Reduktion der Unterversorgung. Letzteres spiegelt sich auch in der Zunahme psychologischer Praxen von 3249 Ende 2022 auf 4834 Mitte 2024. (aargauerzeitung.ch)
Der Bedarf an Hilfe war schon immer da – heute ist es einfach weniger verpönt, sie auch tatsächlich in Anspruch zu nehmen. Gleichzeitig ist er real gestiegen, was die Zahlen gut erklärt.
PS: Für die Gesellschaft sind Psychologinnen und Psychologen günstiger, als wenn Menschen einen Burnout oder andere psychische Zusammenbrüche erleiden und dadurch zu Sozialfällen werden.