Das Schweizer Gesundheitssystem ist laut der Direktorin des Spitaldachverbands H+ an seine Grenzen gestossen. «Langfristig ist das aktuelle System zum Scheitern verurteilt», sagte Anne-Geneviève Bütikofer.
«Die Frage, die man sich stellen muss, ist, ob die derzeitige Finanzierung noch 20 oder 30 Jahre lang aufrechterhalten werden kann, und die Antwort lautet nein», so Bütikofer in einem am Dienstag veröffentlichten Interview in «Le Temps».
Die Politik müsse aufhören, nur über die Kosten zu sprechen, so Bütikofer. Die Realität seien überfüllte Notaufnahmen, nicht betreubare Betten aufgrund von Fachkräftemangel und zu wenige Ärzte ganz generell.
Auch die Krankenkassen macht Bütikofer für die prekäre Situation verantwortlich. Der Druck auf die Tarife seitens der Kassen sei massiv. «Die Krankenkassen sind nicht bereit, sich der Kostenentwicklung, wie etwa der Energiepreise, die teilweise um bis zu 300 % steigen, zu stellen», so Bütikofer. Die Bereitschaft, sich der Inflation anzupassen, sei nicht vorhanden, erklärt die Verbandschefin. Dass die Kassen die Prämien nicht erhöhen wollen, bezeichnet sie aus deren Sicht aber als legitim. (con/sda)