Die Pandemie belastet die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung noch immer. Die CSS-Gesundheitsstudie hat zu Beginn der Pandemie die ersten Daten erfasst. Nun liegen die Ergebnisse der dritten Durchführung vor.
Das Forschungsinstitut Sotomo hat dazu 2136 Personen in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz befragt. Die Forscherinnen und Forscher zeichnen das Bild einer «kränkelnden Nation».
Im März 2020 gaben 22 Prozent der Befragten an, dass sie nicht vollständig gesund oder krank seien. Im Juni 2021 lag der Wert bei 27 und im Juni dieses Jahres bei 35 Prozent.
Der Grund für die Verschlechterung vom letzten auf dieses Jahr sei, dass es keine grossen Impffortschritte gab, aber sich weitere Virusvarianten mit leichterer Übertragbarkeit verbreitet haben, schreibt die CSS.
Verschlechtert hat sich die Gesundheit besonders bei Personen zwischen 36 und 65 Jahren, welche bis dahin wenig über negative Auswirkungen der Pandemie berichteten. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Krankheitstage. Nur ein Viertel war im vergangenen Jahr nie krank. Seit dem Vorjahr ist der Anteil der Befragten, welche mindestens zehn Tage krank waren, von 18 auf 26 Prozent gestiegen.
Nebst dem körperlichen Wohlbefinden ist auch eine Verschlechterung des psychischen Wohlbefindens festzustellen. Insbesondere bei jungen Frauen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren ist es besorgniserregend. Denn 55 Prozent der befragten jungen Frauen beschreiben ihre Psyche als durchzogen oder schlechter. Der Rekordwert vom letzten Jahr von 49 Prozent ist somit übertroffen.
Long Covid wird von der Bevölkerung ernster genommen als vor einem Jahr. Zu Beginn der Pandemie wurden die Langzeitfolgen von Corona-Erkrankungen als aufgebauscht wahrgenommen. Mittlerweile hat sich die Ansicht verändert. 44 Prozent finden, dass Long Covid eher unterschätzt wird und nur 21 Prozent meinen, es werde von der Gesellschaft überschätzt.
Demenz beziehungsweise Alzheimer ist die am meisten gefürchtete Krankheit im Hinblick auf das Alter. 75 Prozent der Befragten fürchten sich vor der Krankheit. Persönliche Erfahrungen im nahen Umfeld verstärken bei den meisten die Angst. Obwohl Demenz meist mit Gedächtnisverlust in Verbindung gesetzt wird, fürchten sich zwei Drittel, besonders Ältere, vor dem Kontrollverlust und wollen anderen nicht zur Last fallen. Der Verlust des Gedächtnisses und der Beziehungen steht nur bei den Jungen im Vordergrund.
Die Befragten nehmen das Berufsleben als grösste Gesundheitsbelastung ihres Lebensstils war. Der berufliche Stress kommt noch vor Bewegungsmangel und dem eigenen Essverhalten. Der Beruf ist bei 60 Prozent der 18- bis 40-Jährigen ein ungesunder Stressfaktor. Bei psychischem Unwohlsein ist auch ein grosser Generationsunterschied zu sehen: Bei 18- bis 35-Jährigen sind 44 Prozent schon aufgrund psychischer Probleme der Arbeit ferngeblieben. Bei den 65-Jährigen sind es nur acht Prozent.
Langanhaltender negativer Stress erhöht das Burnout-Risiko. Von allen Befragten hatten 10 Prozent bereits eine Burnout-Diagnose erhalten. Hier sind die 36- bis 65-Jährigen am meisten betroffen. Mehr als ein Viertel gibt an, ein Burnout erlebt zu haben, jedoch nur 13 Prozent wurden von einer Fachperson diagnostiziert. (lab)